Kunst & Design
Kugelfisch und Kalaschnikow
Abschotten, verteidigen, täuschen, vergrössern sind Abwehrstrategien, die es im Tierreich genauso zu beobachten gibt wie im zwischenmenschlichen Bereich. Das Vögele Kultur Zentrum widmet sich in der aktuellen Ausstellung der Abwehr.
Der Ausstellungsraum im Vögele Kultur Zentrum empfängt mit einem einladenden Hellgrün, doch kaum hat man ihn betreten, steht man vor einer Tafel, die genau dieses Betreten verbietet. «Betreten verboten» warnt vor einem gemalten Minenfeld am Boden, dessen Betreten in der Wirklichkeit lebensgefährlich wäre. Abwehr ist eine Strategie des Überlebens, die in der Natur in allen denkbaren Varianten vorkommt. Sei es durch Tarnung, Verstellung oder Selbstvergrösserung wie der Kugelfisch es macht, der dazu noch eines der stärksten Gifte gegen Feinde einsetzt, die die Abwehrhaltung ignoriert haben.
Spielerische Ideen vom Denktank
Das Vögele Kultur Zentrum widmet sich in der Ausstellung, die gestern ihre Tore öffnete, dem Thema Abwehr in allen Facetten, die sich denken lassen. Ausgedacht haben sich dieses Konzept Michèle Wannaz und Stephan Sigrist von Think Tank W.I.R.E., einer Denkmaschine, bestehend aus zwei jungen Leuten. Mit dem Namen, in dem das englische Wort «Wire» für Kabel steckt, drücken sie aus, dass sie den Draht zwischen Ideen und Menschen herstellen. Im Ausstellungsraum sind ihre Gedanken visualisiert, mithilfe von verschiedensten Objekten und Kunstwerken wird erläutert, wie Strategien entwickelt und umgesetzt werden. Abwehr kann mit Hinweisschildern geschehen, mit Zäunen, chemisch oder verbal. Im Eingangsbereich liegt eine aufgerollter Stacheldraht am Boden, auf dessen Stacheln die Künstler Popcorn gespiesst haben. Damit drücken sie das Verhältnis zwischen den USA und Mexiko aus, die zwar durch einen schwer bewachten Grenzzaun getrennt sind, doch sind beide Seiten auf eine gewisse Durchlässigkeit dieser Grenze angewiesen. Oder stellen die Popcorns die Mexikaner dar, die an der Grenze zu Tode kommen?
Ausstellung will anregen
Viele Ausstellungsgegenstände regen zu weiteren Gedanken an. Das ist das erklärte Ziel von Monika Vögele, der Leiterin des Zentrums. Sie will nicht mehr einfach Kunst ausstellen, sondern mithilfe der Kunstgesellschaftliche Diskurse anregen. Dazu bracht es die Bereitschaft des Publikums, sich zu den Dingen, die präsentiert werden, selber Gedanken zu machen. Damit diese Gedanken nicht einfach wieder verloren gehen, gibt es im hintersten Teil der Ausstellung die Möglichkeit, sie auf einen Zettel zu schreiben und für die anderen Besucher aufzuhängen. Das Vögele Kultur Zentrum will mit solchen Ausstellungen explizit auch Schulen aller Stufen ansprechen.
Viel Spass bei der Sache
Die Schau ist lustvoll aufgebaut und lässt den Besucher hier und da schmunzeln über die Ideen. Wer hat schon mal einen echten Keuschheitsgürtel gesehen? Schützt er mehr vor männlichem Begehren oder vor ihrer eigenen Lust? Wer wen mit einem Abwehrverhalten am meisten schützt, ist eine Frage, die im ganzen Fächer der Varianten erstaunlich oft diskutiert wird. Und auch: Wann verkehrt sich ein Abwehrverhalten gegen den, der sich damit schützen will? So geschehen im Fall der Sowjetunion, die sich mit einem überstarken militärischen Schutz eigentlich zu Tode gerüstet hat. Think Tank hat das Konzept zur Ausstellung gemacht, umgesetzt wurde es von Ausstellungsmachern namens Nau. Doch die weiterführenden Gedanken muss das Publikum selber leisten. Denkanstösse geben auch die zahlreichen Veranstaltungen, welche die Ausstellung bis in den August hinein begleiten.
Weitere Infos
- www.voegelekultur.ch
Marchanzeiger und Höfner Volksblatt
Autor
Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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