Kunst & Design
Reise in eine unbekannte Welt
Zwei Höfner, Art Concepter Al Meier aus Wilen und Kunstmaler Emre Baykal aus Pfäffikon, nahmen kürzlich als erste Schweizer Künstler an einem aussergewöhnlichen Kulturaustausch in Bihać in Bosnien-Herzegowina teil.
Die Einladung der Schweizer Künstler erfolgte nicht von ungefähr und ist der freundschaftlichen Beziehung Meiers und Baykals zu Almir Ami Kurtović zu verdanken. Kurtović, der in Wollerau wohnt, ist von Beruf selbstständiger Mediengestalter und wurde in Bihać geboren. Sein Vater kam 1980 in die Schweiz. Im Rahmen des Familiennachzugs folgte der junge Bosniake 1991 seiner Familie und lebt seither in der Schweiz. Mit seiner Geburtsstadt Bihać blieb Almir Kurtović immer sehr eng verbunden. So eng, dass er sich von Wollerau aus an der Organisation der Internationalen Künstlerkolonie beteiligte, heuer bereits zum zweiten Mal.
Sieben Nationen vertreten
«Organisiert wird diese internationale Veranstaltung, an der in diesem Jahr Künstler aus Österreich, Slowenien, Italien, Bosnien-Herzegowina, Marokko, Frankreich und zum ersten Mal aus der Schweiz teilnahmen, von der Künstlervereinigung Bihać und dem Stadtmuseum Bihać», so Kurtović. «Das Patronat der Veranstaltung hat das Kulturministerium des bosnisch-herzegowinischen Kantons Una-Sana, dessen Hauptstadt Bihać ist.» Bezahlt wurden den Künstlern die benötigten Materialien, Verpflegung und Hotelunterkunft. Für die Anreisekosten und weitere persönliche Auslagen hatten die Künstler selber aufzukommen. Mit der internationalen Künstlerkolonie und den in dieser Zeit entstehenden künstlerischen Arbeiten soll laut Kurtović auf den Verfall der vielen historischen Bauten, speziell Burgen und Festungen, in der Region Una-Sana aufmerksam gemacht werden. «Die historischen Bauten (über 70 registrierte Anlagen) sind Zeugen der turbulenten Geschichte Bosnien-Herzegowinas», erklärt Kurtović. Speziell sei die Region um Bihać, denn seit hunderten von Jahren lebten und leben dort in einer multikulturellen Gesellschaft Christen, Moslems, Juden und Roma zusammen.
Interesse am Gedankenaustausch
Al Meier hat die Woche in Bihać mehr als genossen. «Mir tat sich eine völlig neue Welt auf», sagt er, «eine Welt mit einer wunderschönen, starken Natur mit endlosen Wäldern, wo noch Bären und Wölfe leben. Die Natur ist noch weitgehend intakt, weil die wirtschaftliche Entwicklung in dieser Region so gut wie ruht.» Aber das war noch nicht alles, was Meier an Eindrücken gesammelt hat. «Zum ersten Mal hatte ich Kontakt zu Muslimen, die nicht dem bei uns vorherrschenden Klischee entsprechen. Überrascht hat mich, wie diese Menschen mir begegnet sind: offen, kultiviert und sehr interessiert am Gedankenaustausch.» Emre Baykals Fazit fällt ähnlich aus. Es sei beeindruckend gewesen, zu erleben, wie sich die verschiedenen Kulturen in dieser Region beeinflusst haben. Die Menschen seien sehr freundlich gewesen und hätten seine Arbeit immer interessiert verfolgt. Da er vor allem seine Bilder im Freien gemalt habe, habe er schnell Kontakt zur Bevölkerung gehabt. Baykal: «Die Menschen dort sind sehr offen und für den Kulturaustausch mit Westeuropa, weil Bosnien Herzegowina politisch und kulturell immer noch isoliert ist.»
Auf allen Ebenen gelohnt
«Die Teilnahme der Schweizer Künstler an der fünften Künstlerkolonie Bihać hat sich auf allen Ebenen gelohnt», bilanziert Almir Kurtović. Die Resonanz der örtlichen Medien auf die Schweizer Künstler sei gross gewesen. Während Kunstmaler Emre Baykal ständig im Freien gearbeitet habe, habe Al Meier seinerseits manchmal für Kopfschütteln bei den Künstlern und in der Bevölkerung gesorgt, indem er die gängige Auffassung, was Kunst sei, erweitert habe. «Meier liess zum Beispiel T-Shirts drucken, auf denen in bosnischer Schrift zu lesen war: Kunst verändert das Bewusstsein. Die Teilnehmer an der Künstlerkolonie wurden in diese T-Shirts gekleidet und waren in ihnen in der Öffentlichkeit unterwegs.» Die Wahrscheinlichkeit, dass im kommenden Jahr diese Veranstaltung zum sechsten Mal stattfinden wird, ist laut Kurtović trotz der politischen und finanziellen Misere in Bosnien und Herzegowina gross. Schweizer Künstler seien auch dann wieder willkommen.
March-Anzeiger und Höfner Volksblatt
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Höfner Volksblatt & March Anzeiger
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