Das Vokalensemble auris aurea und der Kammerchor C21 spannten für das Projekt «et la vie l’emporta» zum ersten Mal zusammen. Sie brachten drei der breiten Masse eher weniger bekannte und dadurch umso hörenswertere Stücke nach Ausserschwyz. Bild Micha Brandstetter
Das Vokalensemble auris aurea und der Kammerchor C21 spannten für das Projekt «et la vie l’emporta» zum ersten Mal zusammen. Sie brachten drei der breiten Masse eher weniger bekannte und dadurch umso hörenswertere Stücke nach Ausserschwyz. Bild Micha Brandstetter

Musik

Lichtblicke und Schattenwürfe – eine Klangreise durch emotionale Kontraste

Das Vokalensemble auris aurea und der Kammerchor C21 konzertierten am Samstagabend gemeinsam mit einem Ad-hoc-Orchester und den Solisten Isabel Pfefferkorn und Martin Achrainer in der Pfäffiker Kirche St. Meinrad.

Anlässlich des 50.Todesjahres von Frank Martin, einem der bedeutendsten Schweizer Komponisten des 20. Jahrhunderts, entschieden die beiden Dirigenten Deborah Züger und Maxime Thély mit ihren Formationen auris aurea und Kammerchor C21 das letzte Werk des Genfer Ausnahmetalents, die Kammerkantate «et la vie l’emporta », wieder aufleben zu lassen. Angesichts der konfliktreichen Weltlage, durch die der Krisenmodus zum neuen Courant normal geworden ist, wollte das Duo mit Martins Zusage an das Leben und die Kraft des menschlichen Geistes das Publikum das verbindende Gefühl der Musik spüren lassen. Die Altendörfler Chorleiterin Deborah Züger erläuterte gegenüber dieser Zeitung: «Wir wollten etwas Trost spenden und dazu ermutigen, weiterhin hoffnungsvoll und zuversichtlich zu bleiben.»

 

Aktueller denn je

Eröffnet wurde das Konzert mit dem Werk «Requiem da Camera», welches der Brite Gerald Finzi nach dem Ersten Weltkrieg seinem Lehrmeister, der als Soldat an der Front umgekommen war, widmete. Erschreckend nah an unserer heutigen Realität werden im spätromantischen Arrangement Leid und Traumata, ausgelöst durch Kampfhandlungen, beschrieben. Der durch Bariton Martin Achrainer vorgetragene Text wirft im vierten Satz «Lament» die Frage auf, wie Hinterbliebene weiterhin die schönen Momente des Lebens und der Natur sehen können. Mit dem folgenden A-cappella-Stück «Four 2» von John Cage, bestehend aus einem dichten Klangnetz verschiedener Einzeltöne ohne klassischen Text, wurde das individuelle Nachdenken über die Thematik gefördert. Ausserdem durchbrach der Chor die räumliche Distanz zwischen Sängern und Gästen und stellte sich um die Kirchenbänke herum auf.

 

Eindringliche Botschaft

Als grosses Finale erklang die titelgebende Dichtung «et la vie l’emporta», zu Deutsch «und das Leben siegte». Sie beginnt mit einer schleichenden Ahnung eines nahenden Schicksalsschlages und steigert sich in einen erbitterten Kampf um Leben und Tod. Züger, die unter anderem bereits für Lena-Lisa Wüstendörfer gearbeitet hat, erklärte: «Das Wechselspiel von Licht und Dunkelheit im Leben ist eine Thematik, die sich durch alle Epochen der Musikgeschichte als prägend für die Menschen erwiesen hat.» Die Quintessenz aus dieser Schöpfung und Antwort auf die Frage Finzis ist pure Lebensbejahung – aller Widrigkeiten zum Trotz. So war das Erklingen der Schlussphrase einer der berührendsten Momente des Abends. In dieser hiess es: «Dass für Sie heute, morgen und für immer der Tag sich lichtet und die Schatten verschwinden!». Zuerst sang Altsolistin Isabel Pfefferkorn diesen Wunsch vor, worauf ihn Chor und Orchester wiederholten und quasi ans Publikum überreichten, um ihn in die Welt hinauszutragen. Die Zuschauer zeigten sich durch ihren frenetischen Schlussapplaus besonders begeistert von der Reichhaltigkeit und der dramaturgischen Entwicklung des Programms sowie der Leidenschaft, mit der die jungen Menschen auf der Bühne standen.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Micha Brandstetter

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

29.01.2024

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