Die Art, wie Martina Hirzel las, war ein Hörgenuss für die Zuhörer.  Bild Kurt Kassel
Die Art, wie Martina Hirzel las, war ein Hörgenuss für die Zuhörer. Bild Kurt Kassel

Literatur

Was wäre gewesen, wenn du geredet hättest?

Martina Hirzel las im Schlossturm Pfäffikon Texte der Schriftstellerin Christine Brückner vor – und verdeutlichte damit, wie wichtig es ist, den Mund aufzumachen.

Was wäre gewesen, wenn du geredet hättest? Die Antworten zu dieser Frage gab die Schauspielerin, Buchhändlerin und Psychotherapeutin Martina Hirzel am Donnerstagabend den vielen interessierten Zuhörern im Schlossturm in Pfäffikon. Mit ihrer eindrücklichen Stimme, die auf die Schauspielausbildung hindeutet, erzählte sie von den Schicksalen von Frauen berühmter Männer, die vielleicht ganz anders ausgegangen wären, hätten die Frauen in der damaligen Männerwelt geredet.

Frauen eine Stimme gegeben

Wie dieses Reden inhaltlich ausgesehen hätte, zeigten die fiktiven Reden, die Christine Brückner in ihrem Buch «Wenn du geredet hättest,Desdemona» den Damen in den Mund legte. In der Lesung kamen Christiane von Goethe, Desdemona aus William Shakespears Tragödie «Othello» und Effi Briest, die tragische Titelheldin des berühmten Romans von Theodor Fontane, zu Wort. Martina Hirzel gab diesen drei aussergewöhnlichen Frauengestalten ihre Stimme und trug deren packende und berührende Reden, die es nie gab, vor. Was hätte Christiane von Goethe zu ihrem Ehemann gesagt? Wären ihre vier verstorbenen Kinder (von fünf) oder der Hunger, den sie früher leiden musste,oder ihre privaten Schäferstündchen mit dem lyrischen Dichter ein Thema gewesen? Bei Desdemona waren es die letzten Worte, die sie kurz vor ihrer Erdrosselung durch ihren eifersüchtigen Ehemann sagte. Auch bei Effi Briest waren es eindrückliche Worte,die sie an ihren Ehemann, den Baron von Innstetten, hätte richten sollen. Aber sie sagte diese nur ihrem Hund Rollo, und das änderte an der Situation nichts.

Ein richtiger Hörgenuss

Christine Brückner ist eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Deutschlands. Ihre Bücher gründen im protestantischen Weltbild aus der Frauenperspektive. Die in Kassel geborene und auch gestorbene Brückner hat über 40 Bücher geschrieben, die alle in verschiedenen Sprachen erschienen sind. Dass der interessante literarische Abend ein richtiger Hörgenuss war, war ein Verdienst der Sprecherin Martina Hirzel, die mit ihrem rhetorischen Flair überzeugen konnte.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger (Kurt Kassel)

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

24.04.2017

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www.schwyzkultur.ch/uSE6aA