Bernhard Isenring zeigte sich auch beim Dirigieren seines Vokalensembles 80 als engagierter Chorleiter. Bild Tobias Humm
Bernhard Isenring zeigte sich auch beim Dirigieren seines Vokalensembles 80 als engagierter Chorleiter. Bild Tobias Humm

Musik

Durch dürres Herbstlaub schreiten

Anlässlich Orgelnacht in der Kirche St. Meinrad in Pfäffikon kam das mächtige Instrument im Spannungsfeld zwischen Barock und Swing zum Einsatz.

Der erste Teil der Orgelnacht endete mit den wuchtigen Klängen von Hermann Schröders «Präambeln» und «Interludien». Sie führten eine erste Gruppe von zeitgenössischer Orgelmusik zu einem majestätischen Ende. Den zweiten Teil stellte der Organist Bernhard Isenring unter das Motto «Gegen unbekannte Namen hege kein Vorurteil». Er enthielt Stücke von wenig bekannten Komponisten wie Antoine Edouard Batistes «Offertoire in FDur», ein sehr ruhiges Frage- und Antwortspiel entlang einer Melodielinie, die an Schalmeiklänge erinnerte. Ein mächtiges «Te Deum» für grosse Orgel von Paul Wachs folgte. Da konnte der Organist alle Register der 2003 erbauten Späth-Orgel zur Geltung bringen, und das Instrument entfaltete unter den Händen des Organisten seine ganze Klangpracht.

Die Seele baumeln lassen

Die Schwestern Isabelle Ott-Bingisser, Saxophon, und Sybille Veen-Bingisser an der Orgel, liessen das schwere Instrument in swingenden Tanzschritten um das agilere Saxophon kreisen. Für George Gershwins «Summertime» wählten sie eine Registrierung, die den Sommer schon fast verabschiedet hatte. Es klang, als würden die Musikerinnen schwermütig durch haufenweise dürres Herbstlaub schreiten und als seien die Erinnerungen an die warmen Tage nur noch ferne Träume. Es wurde in der Orgelnacht aber nicht nur ordentlich geblasen, Bernhard Isenring zeigte sich auch als Dirigent seines Vokalensembles 80 als engagierter Chorleiter.

Englische Chormusik

Romantische Chormusik aus England stand auf dem Programm. Die Romantik scheint in England bis in die Gegenwart zu dauern, klingt doch der «Cantus Alleluja» des 1945 geborenen John Rutter, als sei die neue Musik des 20. Jahrhunderts spurlos an der Britischen Insel vorübergegangen. Der Trost spendende Lobgesang liess einem wohl sein, und man konnte sich an den Klang anlehnen und so richtig die Seele baumeln lassen. Je länger der Abend dauerte, desto mehr füllte sich die Kirche, und Roman Künzli konnte Mozarts «Fantasie in f-moll» vor fast vollen Rängen anspielen.

Die Orgel anders erlebt

Auch Mozart hat sich in dieser Komposition nicht nach neuen Techniken umgesehen, sondern fand nach einer fulminanten Eröffnung zu einer lupenreinen «Toccata» im barocken Stil und dann zu einem durchaus sängerischen, liedhaften Ausgangsspiel. Demgegenüber wirkte der schon 1916 jung verstorbene Max Reger, als wolle er zu immer neuen Ufern aufbrechen und Töne komponieren, die so noch nie jemand geschrieben und gehört hatte. Die Orgelnacht ermöglichte den zahlreichen Zuhörern, die Orgel für einmal von einer ganz anderen, nicht liturgischen Seite zu erleben. Zum Abschluss des erfolgreichen Abends wurden die Zuhörer nach Mitternacht mit Fritz Kreislers «Liebesleid» auf den Heimweg entlassen.

March-Anzeiger und Höfner Volksblatt

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

26.10.2009

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