Die Pianistin Ingrid Karlen und die Cellistin Martina Brodbeck schlugen in der Sonntagsmatinee im Vögele Kultur Zentrum eine Brücke zwischen der aktuellen Ausstellung und Musik des 20. Jahrhunderts. Bild Tobias Humm
Die Pianistin Ingrid Karlen und die Cellistin Martina Brodbeck schlugen in der Sonntagsmatinee im Vögele Kultur Zentrum eine Brücke zwischen der aktuellen Ausstellung und Musik des 20. Jahrhunderts. Bild Tobias Humm

Musik

Musik aus Zeit des Umbruchs

Das Vögele Kultur Zentrum hat sich ein neues Konzept gegeben und dazu gehört auch, dass Ausstellungen nicht nur zum Anschauen sind, sondern auch den Rahmen für passende Konzerte bieten können. Die Sonntagsmatinee war ein voller Erfolg.

Die aktuelle Ausstellung im Vögele Kultur Zentrum behandelt das Thema «Halbzeit». Die Halbzeit des Lebens ist für viele Menschen eine Zeit des Umbruchs, wo sie sich für den Rest ihres Lebens noch einmal neu orientieren. Also eine Zeit des Umbruchs und der radikalen Erneuerung. Solchen Erfahrungen war auch die Sonntagsmatinee im Auditorium des Kultur Zentrums gewidmet. Das erste Werk, das die Pianistin Ingrid Karlen und die Cellistin Martina Brodbeck zur Aufführung brachten, war Claude Debussys späte «d-Moll-Sonate», in welcher der Komponist den Schritt weg vom impressionistisch-erzählerischen Schaffen hin zu einer freien Tonalität findet, wo sich die Klänge selbst genügen.

Klänge wie Tautropfen

Debussy schrieb die Sonate im Jahr 1915. Mitten im ersten Weltkrieg und zwei Jahre, bevor in Paris Marcel Duchamps mit seinem Werk «Fountain» einen Kunstskandal auslöste, der in der Folge das gesamte westliche Verständnis für Kunst grundlegend verändern sollte. Wie Tautropfen fallen in der Sonate die Klänge des Klaviers in den unterlegten feingesponnenen Musikteppich und Martina Brodbeck gelang es auch in den leisesten Pianissimi, knapp an der Hörgrenze noch einen runden, weichen Klang aus dem Instrument zu zaubern. Das zweite Stück, das zur Aufführung kam, war ein selten gespieltes Werk des Schönberg-Schülers Anton Webern. Auch hier zeigte sich eine Neuorientierung, in dem er eine ganz eigenwillige Notation benützte. In wenigen Tönen erfolgte die Melodieentwicklung dadurch, dass jedem einzelnen Ton verschiedenste Spielanweisungen zugeschrieben waren.

Brücke zwischen Ost und West

Der koreanische Komponist Isang Yun schlägt mit seinem Werk «Espace 1» Brücken zwischen Ostasien und seiner späteren, europäischen Heimat, indem er die Freiheiten des bundlosen Griffbretts beim Cello ausnützt und damit Klänge erzeugt, die an chinesische Musik erinnern. Diese fremde Melodik verwebt er mit westlich orientierten Hörgewohnheiten, was den zahlreichen Zuhörern ein ganz neuartiges Klangerlebnis verschaffte.

Schluss in d-Moll

Zum Schluss des Konzerts spielten die beiden Musikerinnen Dimitri Schostakowitschs «Sonate Opus 40». Damit kehrte das Programm wieder zur einleitenden Tonart d-Moll zurück. Schostakowitsch komponierte sie im Jahr 1934 und sie ist nicht von der radikalen Hinwendung zu einer neuen Tonalität geprägt wie die vorangegangene Werke. Aber in seiner ganz eigenen Klangsprache findet er zu einer unglaublichen Expressivität, die sowohl den Musikerinnen als auch dem Publikum eine hohe Aufmerksamkeit abverlangte. Martina Brodbeck und Ingrid Karlen zeigten bis zum letzten expressiven Ton des Vortrags eine hohe Konzentration und begeisterten das Publikum im Vögele Kultur Zentrum mit ihrem engagierten und hochpräzisen Spiel.

March-Anzeiger und Höfner Volksblatt

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

05.12.2011

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