Im Zentrum der Macht: Kuratorin Alexandra Könz, Monica Vögele sowie Saskia Gottsponer und Ivan Funk, zuständig für die Szenografie. Bilder Michel Wassner
Im Zentrum der Macht: Kuratorin Alexandra Könz, Monica Vögele sowie Saskia Gottsponer und Ivan Funk, zuständig für die Szenografie. Bilder Michel Wassner
Die aktuelle Ausstellung im Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon dreht sich um Macht, was sie mit uns macht und was in unserer Macht steht. Kuratiert ist die Ausstellung von Alexandra Könz (Bild).
Die aktuelle Ausstellung im Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon dreht sich um Macht, was sie mit uns macht und was in unserer Macht steht. Kuratiert ist die Ausstellung von Alexandra Könz (Bild).

Dies & Das

Von der Kraft, die die Welt kontrolliert

«Was Macht mit uns macht» darf man sich ab morgen im Vögele Kultur Zentrum fragen. Die Ausstellung beschäftigt sich mit einem komplexen Thema, das uns immer und überall begegnet.

 Die Eröffnung einer Ausstellung ist vieles – ein Highlight auch. Hell, schlicht, minimalistisch: Die Räume des Vögele Kultur Zentrums in Pfäffikon sind, wie man sie kennt. Aber jetzt ist da ein Stern auf dem Boden, schon die erste Installation lädt zum Mitmachen ein. Und dann hängt da ein Schweizerpass an der Wand. Er ist in drei geteilt, die Botschaft: 59 Prozent der Bevölkerung bestimmen über das gesamte Land. Das ist Macht. Monica Vögele begrüsst. Macht sei ein mächtiges Wort und Thema. «Aber sie wird hauptsächlich im Zusammenhang mit Missbrauch thematisiert. Die böse Macht.» Dabei sei das Wort zunächst mal weder positiv noch negativ. Vögele betont: «Uns interessiert hier nicht nur der Machtmissbrauch. » Die Ausstellung ist in vier Kapitel unterteilt. Hindurch führt Kuratorin Alexandra Könz.

 

Einfach selbst herausfinden

Der Rundgang. Könz sagt: «Privilegien hat man, meist von Geburt an. Unser Hauptpublikum ist auf der privilegierten Seite, weil wir in der Schweiz sind. Wir haben hier viele Möglichkeiten. Wir sind ermächtigt.» Das ist das Stichwort und auch Motto des ersten Kapitels: «Ermächtigt?» Wie ermächtigt ein Mensch ist, hänge von verschiedenen Faktoren ab, darunter: eben Privilegien. Darüber hinaus gelte es zu unterscheiden, was wir überhaupt beeinflussen können, und was sich unserem Einfluss entzieht. Könz geht ein Stück weiter. «Auch Nein sagen ist eine aktive Form von Macht.» Sie verweist auf eine Installation. Nur ausgeliefert sei man nicht. «Auch ich habe einen Impact », sagt die Kuratorin. «In seiner eigenen Welt kann man immer etwas bewegen.» Das zweite Kapitel: «Machtmensch sein». Es seien machtvolle Menschen, die Individuen und Gesellschaften dienen, wenn sie kompetent und kooperativ handeln. Oder sie schaden ihnen, wenn sie ihre Macht missbrauchen. Könz erklärt: «Wir haben eine Umfrage gemacht in verschiedenen Schweizer Städten. Der Tenor bei den Menschen: Wir fühlen uns in der Schweiz sehr mächtig, weil wir mitgestalten können.» Und sie animiert zum Nachdenken: «Fragen Sie sich mal selbst: Bin ich ein Machtmensch? Das kann man hier selbst herausfinden.»

 

Das ganze Theater ums WEF

Monica Vögele wirft ein: «Wir haben auch dieses Mal viel Aufmerksamkeit der Szenografie gewidmet. Übernommen hat das die Firma Bellprat Partner AG, heute vertreten durch Iwan Funk.» Der spricht von Fahnen und Blech. «Wir haben bewusst Blech als hartes Material verwendet.» Das im Kontrast zu den weichen, fliessenden Formen der Fahnen. Die ziehen sich durch die Räume. Ausserdem stehe Wellblech auch für soziale Ungerechtigkeit und erinnere an die Armut. Im Hintergrund: Lärm. Permanent. Die dauernde Geräuschkulisse ist beabsichtigt. «Damit man lockerer miteinander umgeht, sich unterhält. Das sind keine heiligen Hallen, in denen man ruhig sein muss.» So erklärt Monica Vögele das akustische Detail. Es geht weiter zum dritten Kapitel, den «Netzwerken der Macht». Denn: Wer bestimmte Privilegien habe, dem richtigen Netzwerk angehöre und die Regeln kenne, der erhalte Zugang zu Förderung, Bildung Kultur, Geld. Soweit die Botschaft. Videoinstallation zum Thema Macht und Gewalt. Kuratorin Könz: «Wir fokussieren bewusst auf Jugendliche. Wir wollen ja auch Schulklassen ansprechen.» Ausserdem habe die Jugendgewalt zugenommen. Schon sind allerhand Eindrücke gesammelt. Eigene Standpunkte zu hinterfragen gehört zum Besuch einer Ausstellung im Vögele Kultur Zentrum ohnehin dazu. Der folgende Raum: Zugang nur mit Chipkarte. Aber nicht jede Karte funktioniert. Mit Absicht. «Manche haben Zutritt, manche nicht. Das können die Besucherinnen hier selbst erleben», erklärt Monica Vögele und fragt: «Was heisst es eigentlich, keinen Zugang zu haben?» Schranke passiert. Wir sind im Zentrum der Macht, dem Weltwirtschaftsforum (WEF). Also gewissermassen. «Wer sind die Entscheidungsträger der Welt? Wer wird eingeladen, wer nicht?» All diesen Fragen hat sich die Theatergruppe «Rimini Protokoll» gewidmet.

 

Mehr Zeit zur Reflexion

Das letzte Kapitel blickt nach vorne: «Zukunfts-Mächte». Es geht darum, dass sich die Formen unseres Zusammenlebens verändern, und das aufgrund von Menschen, die mitbestimmen, sich ermächtigen und Verantwortung übernehmen. Zunächst aber muss man in den ersten Stock gehen. Hier wird der Besucher sich selbst überlassen. Er darf überlegen. Es geht ums Zusammenleben. «Wir wollten der Besucherin einen ermächtigenden Abgang ermöglichen», sagt die Kuratorin mit wohlwollendem Blick. Monica Vögele bekräftigt abschliessend: «Nach dem Besuch der Ausstellung soll man das Positive an der Macht erkennen. Die Besucher sollen uns mit einem guten Gefühl verlassen.» Und ja – das klappt. Einmal mehr schaffen es Monica Vögele, Kuratorin Alexandra Könz und ihr Team, eine runde Ausstellung abzuliefern. Einen Kreis, der sich schliesst. Die Ausstellung läuft übrigens bis 22. September 2024, zehn Monate, länger als gewohnt. Warum? Es handelt sich um einen Konzeptwechsel. Künftig gibt es eine Ausstellung pro Jahr über den Zeitraum von zehn Monaten, beginnend im November.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Michel Wassner

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

13.11.2023

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