Dies & Das
Warum wir jeden Morgen gerne aufstehen – oder auch nicht
Die Arbeit prägt unser Leben, im Schnitt 42,7 Jahre lang. Es lohnt sich, sich intensiv mit ihr auseinanderzusetzen. Beste Gelegenheit dazu bietet das Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon mit einer spannenden neuen Ausstellung.
Was treibt die Menschen morgens aus dem Bett, obwohl sie gerne länger liegenbleiben würden? Ist es die Notwendigkeit, sich den Lebensunterhalt zu verdienen? Die Freude an der gewählten Tätigkeit oder der soziale Druck? Oder gar der Wunsch, etwas zu bewirken und seinem Leben einen Sinn zu geben? Es ist gar nicht so einfach, auf diese Frage eine Antwort zu finden.
Arbeit prägt unsere Identität
Im Schnitt arbeitet ein Mensch 42,7 Jahre lang. Die Arbeit prägt unser Leben und ist in vielen Kulturen ein bedeutender Teil unserer Identität. Du bist, was du isst, aber auch, was du tust. Die multimediale Ausstellung «ARBEIT: Vom Wollen, Dürfen und Müssen» im Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon möchte dazu einladen, die vielen Facetten der Erwerbsarbeit zu erkunden und darüber nachzudenken. In fünf Themenbereichen können die Besuchenden verschiedene Aspekte der Arbeit näher betrachten. Das Kapitel «Arbeit im Wandel» zeigt auf, wie sich die Arbeitswelt in stetiger Veränderung befindet, sei es aufgrund von gesellschaftlichen Entwicklungen oder technologischen Innovationen. Der Blick richtet sich sowohl in die Vergangenheit wie auch in die Zukunft. Wird es meinen Job bald nicht mehr geben? Welche anderen werden dafür entstehen? Zweifellos ein Aspekt, der viele beschäftigen dürfte, ist die Frage nach dem Sinn. Arbeiten wir, um zu leben? Oder leben wir, um zu arbeiten? Wie sinnvoll uns eine Tätigkeit erscheint, entscheidet nicht selten darüber, wie wohl wir uns bei ihrer täglichen Ausübung fühlen. Eng damit verknüpft ist die Frage nach dem Arbeitsethos. Menschen sind oft von dem Wunsch getrieben, sich selbst zu verwirklichen und eine sinnvolle Rolle in der Gesellschaft zu spielen. Doch was, wenn man nicht so darf, wie man will, oder das Wollen zu einem Müssen wird? Wie schaffen wir es, dass daraus ein Dürfen wird? Ein weiterer Themenbereich ist «Das Tauziehen am Arbeitsplatz». Unterschiedliche Meinungen und Arbeitsstile können zu Konflikten führen, der Konkurrenzkampf innerhalb eines Teams eine harmonische Zusammenarbeit torpedieren. Im Kapitel «Das Ich in der Arbeitswelt» schliesslich können die Besuchenden der Frage nachgehen, ob die Anforderungen eines Berufs ihren Bedürfnissen entspricht und ob ihre individuellen Eigenschaften zu einer bestimmten Arbeit passen oder nicht. Nicht zuletzt lädt dieser Themenbereich dazu ein, sich die Frage zu stellen, inwiefern die persönlichen Wertvorstellungen mit darüber entscheiden, wie zufrieden und erfüllt wir uns im beruflichen Umfeld fühlen.
Viele haben keine Wahl
Manchmal fühlt es sich in der Ausstellung an, als befinde man sich in der Berufsberatung. Die Stossrichtung ist Optimismus. Dabei hat man gerade seinen Arbeitsplatz verloren. Und soll nun eine Liste seiner Stärken erstellen. Im ersten Moment regt sich Widerwille. Man möchte einfach nur einen neuen Job. In dieser Reaktion zeigt sich aber auch, wie sinnstiftend die Erwerbsarbeit für die meisten von uns ist. Auch wird vielleicht zu sehr ausgeblendet, wie privilegiert die Schweiz und die westlich geprägten Arbeitswelten sind. Vergessen wird es jedoch nicht. Im Vorwort des Bulletins zur Ausstellung erwähnt die Präsidentin des Stiftungsrates der Stiftung Charles und Agnes Vögele, Monica Vögele, einerseits den einschlägigen Spruch: «Wenn du liebst, was du tust, wirst du nie wieder in deinem Leben arbeiten.» Doch sie schränkt ein: «Für den einen oder anderen mag dieses Zitat zynisch klingen.» Denn schwer zu beeinflussende Faktoren hielten Menschen von diesem Glück fern. Sehr viele Menschen auf dieser Welt können auch in der heutigen Zeit nicht den Job wählen, der ihnen entspricht.
Interaktive Stationen beflügeln
Doch wie in der Berufsberatung beflügelt es irgendwann, sich mit seinen Stärken und Wertvorstellungen zu beschäftigen. Die grösste Stärke der Ausstellung wiederum sind die insgesamt acht interaktiven Stationen, welche die Besuchenden einladen, sich auf spielerische Weise mit verschiedenen Aspekten der Arbeit auseinanderzusetzen. So lassen sich etwa Arbeitsmythen einfangen, Stärken austauschen und in einem «Sinn-Tester» herausfinden, wie sinnvoll einem die eigene Beschäftigung erscheint. Ein KI-basiertes Prognose-Tool verrät, wie zukunftsfähig der eigene Beruf ist, eine weitere Station nennt Methoden zur Stressbewältigung. Immer gespickt mit wertvollen Tipps. Auch und gerade für junge Menschen, denn «ARBEIT. Vom Wollen, Dürfen und Müssen» richtet sich an vielen Stationen ausdrücklich an die Jugend und ist ein lehrreiches und inspirierendes Erlebnis für Jung und Alt. Auch kann es ja nicht schaden, den Optimismus zu bewahren, den diese Ausstellung vermitteln möchte. In den Worten von Monica Vögele: «Es lohnt sich, sich in der täglichen Arbeit dann und wann wieder mal auf das Positive, das Wertvolle zu besinnen.»
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Rafael Muñoz
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