Den Wettkampf gewann die Baselbieterin Gina Walter. Bild zvg/Gina Walter
Den Wettkampf gewann die Baselbieterin Gina Walter. Bild zvg/Gina Walter

Bühne

Literatur

Wenn Kunstwerke auf Sprache treffen, amüsiert sich das Publikum

Acht Texte, vier Künstlerinnen und Künstler, ein Moderator und eine Kulturvermittlerin: Das war der Poetry Slam im Vögele Kultur Zentrum.

 Poetry Slam scheint in unserer Region Anklang zu finden: Am Mittwoch waren etwa 120 Personen im Publikum der vom Vögele Kultur Zentrum organisierten Veranstaltung, darunter eine ganze Schulklasse. Kurz: Es war ausverkauft. Das mag am Aushängeschild Kilian Ziegler liegen, der die Veranstaltung moderierte und aus einer weiten Erfahrung im Poetry Slam schöpfen kann. Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler vermochten allerdings nicht weniger mit wertvollen Texten zu überraschen. Die Veranstaltung wurde im Rahmen der Ausstellung «Abhängig?» präsentiert, die noch bis am 22. März im Vögele Kultur Zentrum zu besichtigen ist. Deswegen fügte man – zu den wenigen Regeln im Poetry Slam – eine hinzu: Die Texte der ersten Runde müssen von einem Kunstwerk der aktuellen Ausstellung inspiriert sein.

Handgefertigte Löffel


Andreas Kessler eröffnete den Slam. Der Lehrer und Dozent kam erst vor fünf Jahren zum Poetry Slam, konnte aber sein sprachliches Talent nichtsdestotrotz sehr amüsant präsentieren. Sein Text war inspiriert vom Kunstwerk «500 Löffel» der Fotografin Johanna Bossart. Die Künstlerin habe sich Gedanken über Dosierungen gemacht und daraufhin 500 handgefertigte Löffel ausgestellt, wie die Kulturvermittlerin Karolina Widla kurz erklärte. Seinen ersten Text nannte Kessler dementsprechend «500 Löffel für Charlie». Mit viel Witz und Gestik erzählte der 53-Jährige die Geschichte eines Elternpaars, das seinem Kind Medizin verabreichen wollte, dieses die Ladung auf dem Löffel jedoch immer wieder ausspuckte.

Die Verletzlichkeit


Der zweite Text, beziehungsweise das zweite Kunstwerk, handelte vom Menschenkörper und dessen Verletzlichkeit. Harry Hachmeister fertigte skizzenartige Zeichnungen mit wenigen Farbelementen an, die Sarah Altenaichinger anregten, einen diesbezüglichen Text zu dichten. Diesen trug sie mit viel Feingefühl und flüssigen Handbewegungen vor.

Tragischer Fall für die Schildkröte


Die Baselbieterin Gina Walter regte an, über den Wunsch nach dem Alleinsein nachzudenken. Sie nahm sich einem Kunstwerk von Silvia Popp an, das sich mit Inseln beschäftigt. Mit einer grossen Portion Sarkasmus erzählte die Dichterin die Geschichte der Schildkröte «Lonesome George», von dem man glaubte, er sei der letzte seiner Art und ihn deswegen in ein Forschungsinstitut brachte. Leider habe man Jahre nach seinem Tod doch noch Artgenossen gefunden. Zuletzt trat Marco Gurtner auf die Bühne, der 2019 zum Poetry-Slam-Schweizermeister gekürt wurde. Die hohen Erwartungen konnte er mit seinem Text zum Thema Unabhängigkeit aber locker erfüllen – er nahm sich dem von Hannes Schmid gemalten Bild des Marlboro Mannes an. Mit seinem breiten Berndeutsch und der, natürlich, langsamen Erzählweise kam er beim Publikum super an.

Knapper Entscheid


In der Pause besuchte das Publikum die Ausstellung und in der nächsten Runde stellten die vier Poetinnen und Poeten ihren zweiten, vom Thema unabhängigen Text vor. Das Resultat war zwar knapp, aber das Publikum entschied sich am Schluss per Applaus für Gina Walter als Siegerin des Slams. Dafür bekam sie einen Whiskey geschenkt.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Salome Brenner

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne
  • Literatur

Publiziert am

21.02.2020

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