Pater Dr. Thomas Fässler präsentiert einige Geschichten aus seinem Buch Aufbruch und Widerstand. Foto: Franz Kälin
Pater Dr. Thomas Fässler präsentiert einige Geschichten aus seinem Buch Aufbruch und Widerstand. Foto: Franz Kälin

Dies & Das

Publikum zeigte grosses Interesse

In Einsiedeln fand am vergangenen Freitag ein Vortrag von Pater Thomas Fässler über seine Dissertation «Aufbruch und Widerstand. Das Kloster im Spannungsfeld von Barock, Aufklärung und Revolution» statt.

«Auch Bücher haben ihr Erlebnis, das ihnen nicht entzogen werden kann», mit diesem Goethe-Zitat eröffnete Pater Dr. Thomas Fässler die Danksagung an sein Umfeld, das ihn bei der Entstehung für das im Titel genannte, umfangreiche Werk begleitet hat. Das insgesamt 643 Seiten aufweisende Buch, im Thesis Verlag erschienen, zeigt äusserst informativ, wie intensiv die letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Französischen Revolution für unser Kloster und seine Mönche waren. Am vergangenen Freitag und Samstag las der Autor in der Alten Mühle des Klosters Abschnitte aus seiner Dissertation, die einen besonderen Geschichts-Abriss offenlegt. Es kommt einer Kunst gleich, intensive und reichlich erstellte Studien so zu präsentieren, dass sich der Laie ein verständliches Bild machen kann. Solches gelang Pater Thomas hervorragend. Hier seien ein paar Muster daraus zitiert.


Beispiele aus dem Werk


Er zeigte anhand seiner Studien auf, dass unser Kloster in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht nur in der Religion, sondern auch in der wirtschaftlichen Beziehung in Europa eindrückliche Bedeutung hatte. In letzterem Sinne scheinen in der Geschichtsschilderung des Autors eher weltliche als religiöse Aspekte auf. Er zeigte auch auf, dass die Französische Revolution und das fürstäbtliche Kloster auf enormem Konfrontationskurs war. Gegensätzliche Ansichten zur Kultur prallten aufeinander. Flucht und Heimkehr waren prägende Einschnitte im Einsiedler Mönchsleben. Dazu kam in der Zeit zwischen 1789 und 1798, dass die 93 Mönche zeitweise bis 2000 französische Flüchtlinge, darunter viele Geistliche, im Kloster aufnahmen. Dass Letztere die Klosterdruckerei zu ihrem Zwecke benutzten, sie stellten Flugblätter gegen die Revolutionäre her, passte natürlich nicht in deren Konzept. Ein Joseph Mengaud gebrauchte nicht gerade schmeichelhafte Worte in seiner Hetze gegen die Mönche. Wenig bekannt ist, dass die seinerzeitigen Fürstäbte nicht «nur» als Kirchenobere wirkten, sondern auch Gerichtsgewalt hatten. Einen besonderen Merksatz aus dem Werk sei hier festgehalten: Alle Macht ist von Gott, wenn ich dieser widerstehen würde, widerstehe ich auch Gott. Dass die klösterlichen Herren keineswegs weltfremd waren, beweist die fast seherische Bemerkung von Abt Beat Küttel, als er im März 1790 schrieb: Es ist ungewiss, welches Ende daraus folgen wird. Damit meinte er natürlich das Wirken der Revolutionäre. Ausserordentliches Gewicht hatte in jener Zeit die Nahrungssicherung. Damals wurde die Viehhaltung gegenüber der Getreidepflanzung als rentabler betrachtet. Dazu kam, dass die Zürcher klostereigenes Getreide zurückhielten. Schmunzeln unter den Zuhörern löste der Geschichtsbericht aus, dass es zum Beispiel im Herbst 1797 Tage gab, an welchen bis 400 Messen in der Klosterkirche gelesen wurden. Die Zelebranten wechselten sich ab, ohne das Messgewand zu wechseln. Das Dorf erlebte die Anwesenheit von bis zu zehntausend Pilgern. Die Publikumsfragen wiesen auf ein deutliches Interesse am gehörten Geschichtsausschnitt hin. Bei deren fundierten Beantwortung bewies Pater Dr. Thomas Fässler erneut sein immenses Wissen. Die Besucher erlebten in der Alten Mühle eine ausserordentliche Geschichtsstunde.


Einsiedler Anzeiger / heka

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Dies & Das

Publiziert am

16.04.2019

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www.schwyzkultur.ch/RJv778