Bibliotheksleiterin Heidi Ulrich beim Schmökern im offenen Bücherschrank in Einsiedeln. Foto: Wolfgang Holz
Bibliotheksleiterin Heidi Ulrich beim Schmökern im offenen Bücherschrank in Einsiedeln. Foto: Wolfgang Holz

Literatur

«Reisende hinterlassen Botschaften»

Der offene Bücherschrank in Einsiedeln, den es seit knapp drei Jahren gibt, ist sehr beliebt Er ist nicht nur ein Ort für literarische Trouvaillen: der offene Bücherschrank in Einsiedeln in der ehemaligen Telefonkabine im Paracelsus-Park. Gerade in Zeiten von Corona hat die Leselust zugenommen, wie Heidi Ulrich von der Öffentlichen Bibliothek Einsiedeln bestätigt.

Wolfgang Holz: Frau Ulrich, wie viele Jahre gibt es den offenen Bücherschrank in Einsiedeln schon?


Heidi Ulrich: Am 26. Juni 2018 wurde der offene Bücherschrank im Paracelsus-Park eröffnet und mit einer kleiner Feier eingeweiht.

Wie viele solcher offener Bücherschränke werden denn in der Zentralschweiz betrieben?


Offene Bücherschränke gibt es in verschiedenen Arten und Formen. In unserer Region steht in Sattel und Wollerau ebenfalls eine umfunktionierte Swisscom-Telefonkabine als Bücherschrank. Wie viele offene Bücherschränke in der Zentralschweiz tatsächlich existieren, kann ich Ihnen nicht sagen. Solche Aktionen werden unter anderem auch von Privatpersonen ins Leben gerufen. Aus einem EA-Bericht 2018 erfuhr ich, dass in Unteriberg bereits schon ein Bücherschrank geführt wird. Die Zentralschweizer Umweltfachstelle engagiert sich mit der Kampagne «en chline Schritt» für einen gemeinsamen nachhaltigen Konsum. Mit «flicke – teile – sorg ha» werden verschiedene Aktivitäten angeboten. Und so wurden wir für ein Mitmachen an der Aktion der ausrangierten Telefonkabinen zum offenen Bücherschrank angefragt.

Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Angebot? Wird es rege genutzt?


Das Angebot ist vielseitig. Man findet neben Erwachsenenliteratur zum Beispiel auch Bücher in französischer und englischer Sprache, sowie verschiedene Kinder- und Jugendbücher.

Stammen die abgegebenen Bücher tatsächlich nur von Privatpersonen oder sind darunter auch aussortierte Exemplare der Öffentlichen Bibliothek Einsiedeln darunter?


Die Idee vom Bücherschrank ist ein Hol-Bring-Prinzip. Das heisst, jeder kann ein Buch holen und bringen. Reisende Leser hinterlassen sogar im Buch kleine Botschaften, etwa, von wo das Buch in den Bücherschrank kam.

Haben Sie einen ungefähren Überblick, wie viele Bücher in dem Bücherschrank schon getauscht, abgegeben oder mitgenommen wurden?


Das ist schwer zu sagen. Der Bestand erneuert sich von der Leserschaft laufend. Sicher ist: Der Bücherschrank wird von der Bevölkerung geschätzt und entsprechend oft genutzt. Von der Bibliothek wurden bis jetzt ungefähr 800 Bücher zur Verfügung gestellt, welche im Bibliotheksbestand ausrangiert wurden.

Im Augenblick sind Buchhandlungen wegen des Lockdowns ja wieder geschlossen. Werden solche offenen Bücherschränke dann noch häufiger genutzt?


Die ehemalige Telefonkabine wird grundsätzlich gut besucht. Ob sie mehr oder weniger genutzt wird, kann ich nicht beurteilen, da wir über den Bücherschrank keine Statistik führen. Das Lesen ist sicher zu dieser Zeit zu einem grösseren Bedürfnis geworden. In der Bibliothek an der Klostermühlestrasse 3 stellen wir fest, dass unsere Leserinnen und Leser das aktuelle Angebot sehr schätzen und häufiger nutzen. Auch durften wir im vergangenen Jahr viele neue Kunden gewinnen.

Haben Sie auch schon Rückmeldungen von lokalen Buchhändlern zu diesen Bücherschränken bekommen? Stichwort Konkurrenz.


Der Bücherschrank ist gewiss keine Konkurrenz zu Buchhandlungen. Es handelt sich hier ja um Bücher aus zweiter Hand und das ist nicht jedermanns Sache. Im Gegenteil: Bücherhandlungen bezeichnen den Bücherschrank ebenso als gute Idee. Sogar der Buchhändler der Buchhandlung Benziger schenkt dem Bücherschrank ab und zu ein bis zwei Exemplare.

Welche Art von Büchern sind denn aus Ihrer Sicht am begehrtesten?


Die begehrtesten Bücher sind sicher solche in sauberem und gutem Zustand. Leider werden trotz einfacher Benutzerordnung zum Handling eines gepflegten Bücherangebots immer wieder schmutzige und bereits beschädigte Bücher im Schrank deponiert.

Einsiedler Anzeiger / Wolfgang Holz

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

09.02.2021

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