Raquel Lazzari Pfyl inmitten ihrer Holzskulpturen. Bild: Silvia Camenzind
Raquel Lazzari Pfyl inmitten ihrer Holzskulpturen. Bild: Silvia Camenzind

Kunst & Design

Ihre Kreativität gibt ihr eine Stimme

Raquel Lazzari Pfyl wohnt mit ihrer Familie in Schwyz in einem 325 Jahre alten Haus mit Rosengarten, das liebevoll restauriert wurde. Kunst ist Teil ihres Lebens, auch wenn sie von sich sagt: «Ich sage nicht, dass das Kunst ist.»

Ihr Schaffen gebe ihr eine Stimme. Sie spricht bei ihren Kreationen bescheiden von Handarbeit. Aufgewachsen ist Raquel Lazzari Pfyl in Brasilien. Sie lebte in ihrer Jugend eine andere Kultur als hier in Schwyz, ihrer Heimat, nun auch schon seit über 20 Jahren. Fürs Kulturwochenende im April hatte sie im Garten ums Haus und drinnen in den Gängen und Räumen aufwendige Installationen realisiert. Sie finde es wichtig, mit der Kreativität zu spielen. Was entstehe, helfe ihr, ihre Identität zu bewahren. «Lebt man nicht mehr in seinem eigenen Land, verändert man seine Identität mehrmals», sagt Raquel Lazzari Pfyl, die dank italienischen Vorfahren zum italienischen Pass kam.

Mit allen Besuchern ausgetauscht


130 Interessierte besuchten das Haus am Kulturwochenende. «Und mit allen habe ich gesprochen», erzählt sie, denn nicht nur die Fülle sollte beeindrucken, sondern auch, welche Gedanken dahinterstehen. Sie zeigt ein Bild von wellenförmigen Objekten, die auf dem Fussboden aufgereiht sind. Sie symbolisieren 720 Monate für ein Leben von 60 Jahren. «Jede dieser Wellen hat mich in meinem Leben weiter- und hierhergebracht », sagt Raquel Lazzari Pfyl, inzwischen 62 Jahre alt. Im Garten gab es Porzellanblätter, Schmetterlinge, Engel zuhauf. Den Bereich mit den Engeln nannte sie «Garten der guten Erinnerungen» als Hommage an ihre Mutter, die an Winterabenden an Patchworkdecken arbeitete. «Deren süsse Wärme hat sogar die Engel angelockt.» Das alles wecke in ihr gute Erinnerungen an ihre Kindheit. Der Aufwand für das Kulturwochenende war riesig, galt es doch die Teile aus Steingutton herzustellen und dann zum Gesamtkunstwerk zu drapieren. Insgesamt zwei Jahre hat Raquel Lazzari Pfyl daran gearbeitet. In der Endphase hat Carmen Dolores Lara Martinez ihr geholfen. Alleine hätte sie es nicht geschafft, die gegen 3000 Teile zu platzieren. Sie habe das Haus dekorieren wollen, weil es ihr und den Generationen davor so viel gegeben habe und weil es sie glücklich mache. Inzwischen ist alles wieder weggeräumt. Die Steingutteile liegen in Harassen. Und Raquel Lazzari Pfyl weiss jetzt schon, dass sie in zwei Jahren wieder am Kulturwochenende teilnehmen möchte: «Vielleicht mache ich etwas ganz anderes, vielleicht male ich.»

Fasziniert von Säulen


Als sie 20 Jahre alt war, habe sie in Brasilien Kunst und Sprache studiert, dann ganz Europa bereist und sich das Reisen von Norwegen bis Griechenland mit Miniaturen verdient, die sie an Handwerkermärkten verkaufte. Sie zeigt einige dieser Minikreationen und dann noch ihr Atelier, wo Holzskulpturen stehen, die hingegen lässt sie nach ihren Vorstellungen machen. Sie spricht von ihrer Faszination für Säulen, diese tragenden Elemente. Ein Werk heisst «Die schwangere Säule». «Jede Mutter gibt für ihre Familie das Beste, dies mit dem Wunsch, dass die Kinder gute Menschen werden», erklärt sie den Hintergrund, und schon sieht man das Werk mit anderen Augen: «Kunst zu sehen, gibt viele Inputs für das Leben», gibt sie zum Abschied mit auf den Weg.

Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

17.06.2022

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www.schwyzkultur.ch/hjYrLJ