Innig und zum Teil auswendig: Dan Zhu (Violine) und Ivo Haag (Flügel) spielen Debussy. Bild: PD
Innig und zum Teil auswendig: Dan Zhu (Violine) und Ivo Haag (Flügel) spielen Debussy. Bild: PD

Musik

Bergwelt verbindet sich mit überirdischer Innigkeit

Die Rigi-Musiktage wurden am Wochenende mit vielfältigem Programm und herausragenden Musikerinnen und Musikern zum vollen Erfolg.

Das Kammermusikfestival auf der Rigi ist auch dieses Jahr eine intensive Verbindung von Musik und Natur. Schon auf der Fahrt auf den Berg hinauf entfernt man sich vom Alltag. Als hätte die künstlerische Leiterin der Rigi-Musiktage, die Bratschistin Diemut Poppen, schon bei der Planung gewusst, dass ganz besondere Stimmungen auf dem Berg die Musik, die unter dem Titel «Licht am Horizont » steht, untermalen würden. Die unterschiedlichsten Klangfarben ziehen sich durch die vier Konzerte, von Bach und Haydn über Brahms bis zu französischer Musik um 1900. Der Festsaal des Hotels Rigi Kulm ist im Eröffnungskonzert «Leuchtende Romantik» am Freitagabend wie auch in der Matinee am Samstag sehr gut besucht.

Überraschend leicht und humorvoll


Der Jugendstil-Saal mit dem hervorragenden Steinway-Flügel, den die Familie Käppeli vor einigen Jahren erworben hat, ist mit der ausgewogenen Akustik ebenso aussergewöhnlich wie der Weitblick von der Terrasse aus. Ebenso kontrastreich sind die Programme. Am Freitag überrascht die «Serenade G-Dur für Flöte, Violine und Viola» von Max Reger mit witzigen, virtuosen und humorvoll gespielten Passagen. Da ist nichts von der sonst eher niederdrückenden Schwere seiner Kompositionen zu spüren. Wie Flötistin Andrea Loetscher die schwingenden Tongirlanden perlen lässt, wie Dan Zhus Violine hellglitzernd antwortet und Diemut Poppens Bratsche die harmonische Weite dunkelwarm ausspielt, ist meisterlich. Die Cellistin Chiara Enderle Samatanga lässt den «Schwan» aus Saint-Saens «Karneval der Tiere» ebenso dahinschmelzen wie seine «Romance F-Dur». Ivo Haag ist der einfühlsame Begleiter. Im «Klavierquartett g-Moll op. 25» von Johannes Brahms widerspiegeln sich nach der Pause die unglaublichen Stimmungen der Bergwelt. Dan Zhu, Diemut Poppen, Chiara Enderle und Ivo Haag spielen die dramatischen Ausbrüche leidenschaftlich aus. Die Balance zwischen den Instrumenten ist hervorragend. Mal leuchten die Töne auf wie das Gold auf den Seen, dann wieder meint man die Schroffheit von Felswänden herauszuhören.

Drei Werke von Debussy, die sechs sein sollten


Drei der letzten Werke von Claude Debussy erklingen am Samstag in der Matinee und am Nachmittag in der Felsenkapelle Rigi Kaltbad. Der Komponist hatte sechs Werke für verschiedene Instrumente geplant, er schaffte aber nur noch drei. Das Letzte ist die «Sonate g-Moll für Violine und Klavier». Dan Zhu spielt quasi auswendig, silbern, wie das Mondlicht auf dem See klingt seine Violine. Dazu irrlichterndes Perlen im Klavier, Arpeggien von grosser Weite. Dann wieder sprengen fast sarkastische Dialoge mit witzigen Ideen das impressionistische Gemälde. In Debussys «Sonate d-Moll für Cello und Klavier» spielt Haag den farbenreichen Klangteppich filigran aus. Darüber entfaltet Chiara Enderle kraftvolle Tonfolgen, weit ausschwingendes Pizzikato und leuchtend tiefe Glockentöne. Wie aus einer anderen Welt klingt dann das «Zigeunertrio» von Haydn. Im letzten Satz übertreffen sich Violine, Cello und Klavier in halsbrecherisch rasanter Tanzrhythmik. Nachmittags spielt Harfenistin Sarah O’Brien facettenreiche Werke, mal allein, mal mit Viola und Flöte. Der schimmernde Harfenklang erfüllt die Felsenkapelle, mit weitem Ton dazu Diemut Poppen in der berühmten «Air» von Bach. Ravel und Bizet werden in «Carmen»-Bearbeitungen für Harfe und Flöte zur impressionistischen Einstimmung für Debussys Trio. Flöte, Viola und Harfe vereinen sich zu seidig flirrenden Klanggemälden. Pastellfarben, leuchtend und so virtuos wie ausdrucksstark. Weitgespannte Tonfolgen in Flöte und Viola schwingen sich über die luftigen Harfenklänge. Überirdisch mystische Innigkeit wechselt mit spanischer Tanzlust. Man hört das Licht am Horizont – und man sieht es, wenn man wieder aus der Felsenkapelle tritt.

Bote der Urschweiz / Gerda Neunhoeffer

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

20.07.2022

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