Marlène Wirthner liest beim Gratalp-Kreuz. (Bild pd)
Marlène Wirthner liest beim Gratalp-Kreuz. (Bild pd)
Podium an den Rigi-Literaturtagen: Es diskutierten Thomas Hürlimann (von links), Susan Zurmühle, Gesprächsleiter Andreas Iten und Martin Stadler. (Bild Silvia Camenzind)
Podium an den Rigi-Literaturtagen: Es diskutierten Thomas Hürlimann (von links), Susan Zurmühle, Gesprächsleiter Andreas Iten und Martin Stadler. (Bild Silvia Camenzind)

Literatur

Literaturtage: Stille der Berge verloren

Am Wochenende fanden die ersten Literaturtage auf der Rigi statt. Beim «Wortwechsel» mit Thomas Hürlimann prallten am Sonntagmorgen Welten aufeinander. Massentourismus und tiefsinnige Diskussionen kamen sich in die Quere.

Unten lag noch Nebel, oben Sonnenschein – ein Traumtag für die Rigi-Bahnen. Um 10.00 Uhr war schon viel Leben auf Rigi Kulm und noch mehr los im Selbstbedienungsrestaurant. Gleich daneben, im nicht abgetrennten Wintergarten, stand der Wortwechsel an. «Berlin liegt in der Innerschweiz», so derTitel, unter dem Thomas Hürlimann, Susan Zurmühle und Martin Stadler unter der Leitung von Andreas Iten diskutierten.

«Insel-Feeling» auf der Rigi

Susan Zürmühle, Initiantin der Literaturtage auf der Rigi, lebt auf Rigi Kaltbad. Die Lebensqualität auf dem Berg sei unschlagbar. Die Malerin schwärmte vom «Insel-Feeling». Thomas Hürlimann, der zehn Tage zuvor den Wildiheuern zugeschaut hatte, stellt eine Romantisierung dieser Idylle fest. In Berlin wohnt Hürlimann in der Nähe der vielbefahrenen Karl- Marx-Allee. Er empfindet dies leiser als auf dem Land, wo dauerndTraktoren oder Holzsägen zu hören sind.

Telefonieren auf der Glattalp

Thomas Hürlimann, der vom Podium aus nicht nur den Blick auf die Bergwelt hatte, sondern auch auf das Gewimmel der Touristen auf der Terrasse, spitzte zu: «Bergbahnen, die Kapazitäten haben, bei denen es einem schwindlig wird, bringen Massen auf die Berge.» Er sieht dies als Zeitenschwelle. Gegenden, die sich entleert hatten, füllen sich mit dem Tourismus wieder. Schriftsteller Martin Stadler nannte Uri eine Zivilisations- und Transitwüste. Für Hürlimann ist Uri «ein Transportband, kein Tal». Selbst die Glattalp sei kein Handy-freies Gebiet mehr, stellte Hürlimann beim Wandern fest: «Die Stille der Berge ist längst verloren.» Hier auf dem Berg gehe der Blick «auf diese Antenne». Zurmühles Rezept dagegen: «Man muss ausblenden können.» Grundsätzlich gehe es darum, Arkadien in sich selbst zu finden.

Das sind nur wenige Aspekte einer eineinhalbstündigen Diskussion um Enge und Weite, um das Leben in der Provinz und in der Grossstadt, die besser in einem abgeschlossenen Raum ausgetragen worden wäre. Das Geplapperder Passanten und aus dem Restaurant störte den Gedankenfluss auf dem Podium und machte das Zuhören schwierig.



Weitere Infos

- www.rigi-literaturtage.ch
Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

06.09.2010

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