Bühne

Musik

Freilicht-Spektakel auf der Rigi

Zum Jubiläum der Arth-Rigi-Bahn wird erneut ein grosses folkloristisches Festspiel aufgeführt.

Auf der Rigi weht wieder Theaterluft. Die Schwinger-Arena auf Rigi Staffel ist zur imposanten Freilichtbühne geworden, wo das Rigi-Festspiel aufgeführt wird, wie schon 2022. Diesmal gilt die Inszenierung dem Jubiläum «150 Jahre Arth-Rigi-Bahn», das verteilt über die ganze Saison mit verschiedensten Veranstaltungen gefeiert wird. Für das Festspiel haben die Organisatoren auf die erfolgreichen Aufführungen vor drei Jahren und auf das bewährte Team gesetzt. Warum auch die Welt neu erfinden, wenn schon eine gute Vorlage vorhanden ist? Allerdings ist das Spiel von 2022 aktualisiert, neu getextet und etwas umgebaut worden. So ist zum Beispiel die damalige wirblige Szene mit dem Variété gestrichen worden. Dafür ist neu eine Fassbind-Szene eingebaut worden, in der es um den Aufbau der Rigi- Hotellerie geht. Oder generell sind mehr Anspielungen auf die «schwyzerische Seite» der Rigi eingebaut worden. Auch machen die Texte sich immer wieder lustig über die einstige Kontroverse um die Rigi-Hoheit zwischen Luzern und Schwyz. Beste Unterhaltung Das Festspiel bietet wie gehabt beste Unterhaltung. Es werden alle Register gezogen und auch viele Klischees bedient, von den Schwingern bis zur Franzosenzeit, von Mark Twain bis zur Königin Victoria, vom Lagerfeuer und dem «Stärndlihimmel» bis zum Alpaufzug und der Pilgertradition – allerdings, ohne dass dies bemühend oder gar peinlich wirkt. Die Auftritte kommen gut dosiert daher, mit zügigen Wechseln und auch Überraschungen. Oft sind witzige Anspielungen zu entdecken, etwa auf die in Luzern noch geltende Polizeistunde, die Schwyz nicht mehr kennt, oder wenn die geplante Quai-Anlage in Arth erwähnt wird. Es ist ein gut geschnürtes Geburtstagspaket von Traditionen, Brauchtum und Geschichte, das da ausgepackt wird. Insgesamt sind rund 200 Mitwirkende im Ensemble engagiert, die vor allem auch von vielen Vereinen gestellt werden. Mit dabei sind die Trychlergruppe Vitznau, die Geislechlepfer aus Küssnacht, der Jodlerclub am Rigi aus Goldau, die Tambourenvereine Arth-Goldau und Steinen, das Projekttheater Rigi der Georgsbühne Arth, die Dance Company Schwyz und die Projektmusik Rigi aus Mitgliedern der umliegenden Musikvereine.

 

Musik und Show als grosse Stärke

Neben diesen darstellerischen Leistungen liegt die ganz grosse Stärke des Festspiels im Zauber der Bergarena, in Showelementen und in der Musik. Das Multitalent Christoph Walter und sein Orchester bringen erneut in hoher Kadenz eine Vielzahl von bekannten Melodien zum Tragen, vom Volkslied zum «Beresina»-Lied, vom Popsong über den Alpsegen bis zum britischen Krönungsmarsch. Walter lässt sogar Alphornweisen mit Jodel verschmelzen, lässt seine Komposition «Schwingerlüüt» auftauchen, oder es zeigt sich, wie der Rigi-Song ein Ohrwurm werden könnte. Was die tragenden Rollen angeht, sind diese auf vier Personen beschränkt. Nelly Patty führt mit einer sehr starken Stimme über die ganzen 90 Minuten hinweg. Markus Stadelmann als Älpler überrascht mit grossem Talent, das wie selbstverständlich wirkt. Rapper Visu bringt ein neues Element ins Festspiel, und das Finale gehört Fabienne Louves mit dem «Love-Song» auf die Königin der Berge. Die eigentlichen Publikumslieblinge werden aber sicher die beiden Buben sein, welche als Jungschwinger in einer amüsanten Szene unermüdlich versuchen, einander auf den Rücken zu legen. Professionell ist die Produktion. Sie liegt erneut bei Christoph Walter, Markus Back und Marco Schneider, dem Team aus der Keep Cool Produktion AG in Zug. Regie führt die Zugerin Noemi Franchini. Mit dem Christoph Walter Orchestra in einer Musical-Besetzung kommt echte Show auf. Bilanzierend kann man es mit der auftretenden Königin Victoria halten: «We are amused.»


Wetter und Höhe machen Sorgen

Das Projekt auf der Rigi muss sich allerdings mit ganz speziellen Schwierigkeiten abmühen. Es sind nicht nur die Transporte auf den Berg, auch das Open Air-Problem mit dem Wetter macht zu schaffen, dazu die Höhe mit den kühlen Nächten. Bei den Proben vermerkte ein gut in die Windjacke verpackter Christoph Walter: «Das Festspiel ist speziell, vor allem speziell kalt.» Die auf Samstag angesetzte Premiere musste auf jeden Fall auf gestern Sonntagabend verschoben werden, weil das Spielgelände und der Tribünenhang noch zu nass und glitschig waren. Dafür wird nun am Mittwochabend zusätzlich gespielt.

 

Marcel Camenzind als Pilger-Pfarrer

Das Rigi-Festspiel geniesst auch deshalb besondere Attraktivität, weil viele Einheimische mitwirken, Rigianer und Leute aus den Dörfern rund um die Rigi. In der Rolle als Pfarrer, der in einer grösseren Szene die Rigi-Pilger begleitet, steht da plötzlich Marcel Camenzind auf der Bühne. Als ehemaliger Gemeindepräsident von Lauerz, heute im Ruhestand, ist er in diese Rolle geschlüpft. Nachdem er am Morgarten-Festspiel 2015 erstmals überhaupt mitgespielt hat, ist er jetzt wieder für das Rigi-Festspiel angefragt worden. Camenzind lobt vor allem die gute Stimmung, die im Ensemble herrsche, und dass man mit vielen Einheimischen mitspielen dürfe, die man fast alle kenne. Eher Mühe gemacht habe ihm das Textlernen. «Früher konnte ich das einmal lesen, und es hat gesessen, heute muss ich richtig chrampfen», erklärte «Pfarrer Camenzind». Einen echten Kapuzinerpater Marzell Camenzind gibt es übrigens auch. Der gebürtige Gersauer war viele Jahre Pfarrer im Urserntal und lebt heute im Kapuzinerkloster in Schwyz. (cj)

 

Bote der Urschweiz / Josias Clavadetscher

Autor

Bote der Urschweiz

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  • Musik

Publiziert am

04.08.2025

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