Literatur
Wo Hürlimanns Mythos herkommt
Die Rigi-Literaturtage ziehen immer mehr Publikum an: Den hochkarätig besetzten «Wortwechsel» verfolgten gestern Mittag über hundert Personen.
Auf dem Podium sprachen die Schriftsteller Theres Roth-Hunkeler, Thomas Hürlimann und Peter von Matt über Mythen. Da kam dieser Moment der Überforderung: Hürlimann sprach von der Rigi, in der jeder seine persönliche Rigi sehe. Den Mythos Rigi aber kümmere dies einen feuchten Kehricht, denn er stehe da wie ein Berg. Hürlimann nimmt den Mythos aus den Geschichten der Historiker, in denen er zuvor in der Diskussion behaftet war. Es ging ihm nicht um Tell oder Morgarten. Der Mythos habe weder eine Geschichte noch einen klaren Anfang. Darüber galt es nachzudenken, denn auch Peter vonMatt verstand nicht, was der Schriftsteller der Runde sagen wollte. Später, als Hürlimann über seine Kunst sprach und wie sie zu ihm findet, konnte Peter von Matt formulieren, worum es Thomas Hürlimann ging: «Mythos ist, wo deine Inspiration herkommt.» Genau das ist es, und das verstand nun auch das Publikum. Denn es ist nicht der Autor, der das Thema wählt, es ist umgekehrt. Und Hürlimann präzisierte am Beispiel von Meinrad Inglins «Die graue March»: «Eine Geschichte ist gut, wenn sie etwas von einem Urbild spiegeln kann.»
Unterhaltsam
Der Rest der zweistündigen Diskussion war leicht verständlich und unterhaltsam, obwohl Moderator Hardy Ruoss die Fragen langatmig und umständlich formulierte und politische Aktualitäten in den Fokus rückte, welche die Podiumsteilnehmer nicht zwingend umtrieben. Die Bedeutung von Heimat hingegen beschäftigt die Autoren: Für Theres Roth-Hunkeler ist Heimat dort, wo man ein Bett und Brot hat. Weiter stört die «Veragglomisierung» der Schweiz: Peter von Matt würgt es, wenn er heute durch sein Dorf geht. Es sehe aus, als habe jemand einen Sack ausgeschüttet. Auch Zug ist nicht mehr Hürlimanns Zug. Hier habe sich seine Heimat von ihm entfernt. Heimat sei jedoch immer transzendental, also nicht so leicht zerstörbar.
Bote der Urschweiz (Silvia Camenzind)
Autor
Bote der Urschweiz
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- Literatur
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