Hervorragendes Alpin-Konzert des Symphonischen Armee-Blasorchesters: Rund 400 Besucher liessen sich das Erlebnis nicht entgehen, darunter auch die Regierungsräte Walter Stählin und Kaspar Michel. Bild Josias Clavadetscher
Hervorragendes Alpin-Konzert des Symphonischen Armee-Blasorchesters: Rund 400 Besucher liessen sich das Erlebnis nicht entgehen, darunter auch die Regierungsräte Walter Stählin und Kaspar Michel. Bild Josias Clavadetscher

Musik

Contratto dirigierte 80 Armeemusiker

Ein absolut aussergewöhnliches Konzert der symphonischen Besetzung des Schweizer Armeespiels: mit «alpinen» Kompositionen, hoch auf der Rigi, mit einer Gastdirigentin am Armeepult und mit einem Gewitter, das im Finale mitspielte.

Alltäglich ist anders. Das Konzert auf Rigi Staffel hatte vom Start weg Exklusivität. Der Konzertsaal war aussergewöhnlich – und übrigens akustisch verblüffend gut geeignet – der Konzertort auf 1600 Metern speziell, ein Gastspiel des symphonischen Armee-Orchesters selten, eine Gastdirigentin vor 80 Soldaten noch nie erlebt und das Programm sehr «alpin». Auch das Publikum war speziell: in Wanderschuhen und Windjacken.

Alpenwelt wurde hörbar

Major Philipp Wagner und Graziella Contratto wechselten sich am Dirigentenpult ab, in der Zugabe sogar fliegend. Contratto eröffnete mit dem «Poema Alpestre» des Tessiners Franco Cesarini. Mystisch zart der Beginn, dann in enormer Dynamik und besetzt mit vielen Effekten, die beim Zuhörer Alpenerinnerungen wachriefen: weidendes Vieh, das Echo der Felswand, Alphornklänge, Vogelgesang, Melodien aus der Kindheit, das Fühlen von sonnenüberfluteten Wiesen, Sturm und Gewitter. Eine sehr malerische Komposition. Witzig waren zwei Stücke «Jodellied und Polka» des Briten William Walton. Frech in der Umsetzung von bekannten Melodien, brillant mit vielen Überraschungen. Dem Klassiker, der Ouvertüre zu «WilhelmTell» von Gioachino Rossini, schien die Bergesluft über all den Original-Schauplätzen hervorragend zu gefallen. Contratto trumpfte mit grosser Gestik auf, sichtbar begeistert. Dem Ensemble gelang es so grandios, diesen Tell-Bogen von der lieblichen Idylle am See bis zum tobenden Sturm zu schildern. Keiner vermisste die Streicher.

Gewitter spielte mit

Major Wagner dirigierte das Concerto per Flauto No. 2 mit der erst 21-jährigen Eva-Maria Boppart als Solistin an der Querflöte. Sein Paradestück aber war die «Rigi-Suite» von Alfred Leonz Gassmann. Selten gehört, nimmt sie Volksweisen und Rigi-Lieder auf, packt sie in eine liebliche, zarte Suite. Die Rigi-Gefühle waren offenbar so stark, dass ab dem zweiten Satz auch die Natur mitspielte. Zuerst mit fernem Grollen, dann mit leisem Trommeln, mit Donner und Prasseln. Die Musik und die Klangbilder der Natur vermischten sich. Ein Erlebnis der besonderen Art.

Solche Auftritte gewöhnt

Der Auftritt von Graziella Contratto als Gastdirigentin des Schweizer Armeespiels bei einem Konzert auf der Rigi ist durch eine Verknüpfung von schwyzerischen Beziehungen und Zufällen zustande gekommen. Contratto, Leiterin der Musikhochschule Bern, ist mit ihrer klassischen Abteilung in Räumen der Kaserne Bern einquartiert. Dort traf sie, die Schwyzerin, Beat Diener, den Arther. Als Kommandant desArmeespiels stellte er blitzartig die Frage, ob sie nicht mal … Sie habe sofort zugesagt, erklärte gestern Graziella Contratto, da sie Überraschendem und Neuem ohnehin nicht abgeneigt ist. Erstmalig sei es übrigens nicht, dass sie ein Armeespiel dirigiere. Es war auch schon mal ein Ensemble der französischen Kavallerie, mit Pferden, auf der Sägemehlbahn. Und nach den Konzerten «Im Orchester graben» mit Ursus und Nadeschkin «kann mich eigentlich nichts mehr erschrecken». Was ist anders am Dirigentenpult eines Armeespiels, selbst wenn dieses symphonisch besetzt ist? «Es sind alles atemorientierte Instrumente», erklärte Contratto. Ausser der Harfe, drei Cellos, drei Kontrabässen und dem Schlagzeug waren alles Blasinstrumente, «vom Klang her ergeben sich da ganz andere Farben.» Im Symphonieorchester finde man praktisch nie Saxofone und selten das Euphonium. Die Qualität der Musiker sei aber absolut professionell, das Armeespiel habe «künstlerischen Charakter». Darum reichten auch die wenigen Proben aus: Contratto und die 80 Mann trafen sich nur zu drei Proben.

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Musik

Publiziert am

12.09.2011

Webcode

www.schwyzkultur.ch/nFNneE