Bühne
Er schöpft seine Witze aus der Herkunft
Der Comedian Cenk Korkmaz trat im Gemeinschaftszentrum Freienbach unter erschwerten Bedingungen auf. Er hat diese spezielle Herausforderung bravourös gemeistert.
Nicht alle stehen auf Verwandtschaften, jedenfalls hierzulande. In der Türkei aber ist das bekanntlich anders. Die lie-ben Verwandten gehören zur Familie. Das nimmt der türkischstämmige Stand-up-Comedian Cenk Korkmaz als Grundlage für viele seiner Sketches.Am Freitagabend gings aber nicht mehr um die «Hochzeit einer Cousine», sondern darum, dass nun im 5. Stock eines Mietshauses – wo vor der Eingangstür «Schuhmania» aufgeschichtet ist – zur «Wir-sind-schwanger»-Party geladen wird. Da müssen wir hin, findet seine Freundin, was er gar nicht findet. Doch kneifen geht nicht.
Ratlos? Eher rastlos
Im Fokus aber driftete Cenk Korkmaz in seinem neuen Programm «Ratlos» um die Erfolglosigkeit. Als Arbeitsloser habe er so viele Ratschläge wie nie erhalten. Etliche seien so wenig überzeugend gewesen, wie wenn «Alain Berset einem raten würde, welcher Schaumfestiger der beste sei». Mit «Hals- und Beinbruch» sei übrigens auch niemandem geholfen. Wo bleibt da die Logik beim Wünschen? Oder geht «Hirnschlag und Magendarm» auch? Und auch seine Verwandten wis-sen Rat. Aber da sei es schwierig, zuzugeben, dass man gerade arbeitslos ist, darum versuchte er es bei einem Cousin (an der «Wir-sind-schwanger-Party») als Schummel-Archäologe. Um aber ehrlich zu sein: Eigentlich möchte er vor allem auf der Bühne stehen. Oh, wow, so der beeindruckte Cousin. Das brauche Mut, ja, das brauche Haltung und vor allem «Riesen-Eier».
Es stinkt im Saal
Während der darauf folgenden Pause zeigte sich die Kulturkommission Freien bach erneut grosszügig. Zum Gratis-Eintritt gabs auch noch einen Apéro. Allerdings wurde Ivo Schnyder von der Kulturkommission auf den miss-lichen Geruch im Saal angesprochen, der schon bald nach Beginn der Vorstellung und bis zur Pause eine bedauerliche Unruhe hervorrief. Via Lüftung verbreitete sich ein Geruch wie von faulen Eiern. Das Stichwort für Cenk Korkmaz nach der Pause: Diese Geruchsemission sorge dafür, den Abend mit allen Sinnen zu erleben. Vielleicht habe er es mit seinen Aussagen über Eier etwas übertrieben … und bekannte sich gleich ein wenig schuldig.
Pure Lust an der Sprache
Und weiter gings im schnellen Wechsel der Themen. Doch überrennt er sein Publikum nicht, er nimmt sich Atempausen und gibt den Besuchern (meistens) Zeit, den Aussagen zu folgen. Und nicht jeder Satz ist gleich ein Treffer. Er prüft Worte und Sätze auf die Alltagstauglichkeit hin, um darin das Komische, teils wortreich, teils kurz und trocken, hervorzuheben: Vegane Ernährung – und was ist mit Fleischtomaten?
Absurdität der Märchen
Auf der Suche nach dieser Logik sezierte er das «Schneewittchen» und das «Rotkäppchen», was Lacher, Brüller und frenetischen Applaus verursachte. Bildlich malte er dem Publikum ein Wolf vor Augen, der die Grossmutter erst auszog, sie dann verschluckte, dann ihr Nachthemd anzog (und dabei vier Beine unterbringen musste); und wie der Jäger das Rotkäppli und die Grossmutter wieder aus dem Bauch des Wolfes herausholte. In dieser breiten, gar opulenten Themenvielfalt erweist sich die türkische Verwandtschaft mit all ihren Onkeln und Tanten als der rote Faden im Programm. Folgt wohl nach der «Wir-sind-schwanger»-Party die «Gender-Reveal»-Party? Jedenfalls darf man gespannt sein, was Cenk sich als Nächstes einfallen lässt.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Johanna Mächler
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