Musik

Mediterrane Melancholie im altehrwürdigen Kirchenraum

In der vollen Kirche St. Peter und Paul auf der Ufnau begeisterte das Vokalensemble Profeti della Quinta das Publikum mit perfekt intonierter Klangsinnlichkeit.

Nach sengenden Tagen brachte der Sonntag eine Abkühlung, ein lauer Wind wehte in der Mittagszeit über die Insel. Doch dann drückte, pünktlich zu Konzertbeginn, die Sonne wieder durch und brachte die Mittelmeer-Stimmung der vorangegangenen Tage zurück. Zu dieser Kulisse passend brachte das Ensemble Profeti della Quinta, angesiedelt im Umfeld der Schola Cantorum Basiliensis, einer der «Kaderschmieden » für Alte Musik schlechthin, die sehnsuchtsvollschmachtende, mediterrane Welt des italienischen Renaissance- Madrigals auf die Insel. Nach der so lebhaften wie informativen Einführung des künstlerischen Leiters des «Musiksommers am Zürichsee», Manuel Bärtsch, verflossen die vier Stimmen des Ensembles vom ersten Ton an zu einem grossen Ganzen – ein filigranes Gebilde von unglaublicher Klangsinnlichkeit, das sich in der wundervollen Akustik des altehrwürdigen Kirchenraumes ideal entfalten konnte. Nur wenige Ensembles erreichen eine derartige Perfektion.

 

Ein Renaissancemeister und seine Nachfolger

Im Zentrum des Konzerts standen die im 16. Jahrhundert überaus populären Madrigale des aus dem frankoflämischen Raum stammenden Komponisten Philippe Verdelot, der die dazugehörige, ausdrucksvolle und stilprägende Klangsprache zumindest miterfunden hatte. Die weit verbreiteten und vielfach bearbeiteten Stücke waren erstaunlich wandelbar und erklangen in unterschiedlichsten Formen – in ihrer originalen vierstimmigen Gestalt, in Bearbeitungen für Solostimme und Begleitung, aber auch komplett instrumental, so auch im Konzert. Gerade die Bearbeitungen, zum Teil kunstvoll verziert, erlaubten es diesen begnadeten Stimmen, ihre Virtuosität auch solistisch zu demonstrieren. Dazu setzte sich der Ensembleleiter Elam Rotem ans Cembalo; die Sopranistin Giovanna Baviera begleitete sich für die französischsprachigen Madrigale von Jacques Arcadelt gleich selbst auf einer Viole. Tänzerische Einschübe am Cembalo lockerten das etwas über einstündige Konzert im trotz der Abkühlung wenig klimatisierten Kirchenschiff zusätzlich auf. Als Zugabe besang das euphorisch beklatschte Ensemble in «Mille regretz», einem Klassiker von Josquin Desprez, «tausendfaches Bedauern» – ein Gefühl, das wohl mit Blick auf die-sen Ufenau-Sonntag niemand im Publikum verspürt haben dürfte.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Severin Kolb

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

08.07.2025

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