Kartierung der Anlage: Archäologe Jakob Obrecht hält eine handgefertigte Zeichnung des Mauerabschnittes in den Händen, während Staatsarchivar Kaspar Michel die Grabungsstätte von Nahem betrachtet. (Bild Ladina Cattaneo)
Kartierung der Anlage: Archäologe Jakob Obrecht hält eine handgefertigte Zeichnung des Mauerabschnittes in den Händen, während Staatsarchivar Kaspar Michel die Grabungsstätte von Nahem betrachtet. (Bild Ladina Cattaneo)

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Letzimauer wird durchbrochen

Im Zusammenhang mit dem Bau des Bezirksschulhauses und des Mehrzweck-Gebäudes wurde in Rothenthurm nun ein Teilstück der Letzimauer freigelegt. Innerhalb einer Rettungs-Grabung wird das Mauerwerk von Archäologen dokumentiert. Durch die Grabung erhofft man sich eine genauere Datierung des Bauwerks.

Die Bauarbeiten zur Errichtung der Mittelpunktschule Berg und des Mehrzweckgebäudes der Gemeinde Rothenthurm laufen auf Hochtouren. Innerhalb der Gesamterschliessung der neuen Anlage soll nun auch die Unterführung beim Bahnhof an die Hand genommen werden. Diese soll westlich des Bahnhofes über eine Rampe bis zum neuen Bezirksschulhaus und zum Mehrzweckgebäude geführt werden.

Archäologisches Interessengebiet erwartet
Damit dieser Zugang aber realisiert werden kann, muss ein Teil der historischen Letzimauer abgetragen und durchstossen werden, erklärte Staatsarchivar Kaspar Michel an der gestrigen Medienorientierung in Rothenthurm. «Man war sich bereits im Voraus bewusst, dass man innerhalb der Bauarbeiten auf archäologisches Interessensgebiet stossen würde», erklärte Michel. Durch die nun angelaufene Rettungsgrabung sei es aber möglich, das Bauwerk genauer zu untersuchen.

Dokumentation des Mauerabschnittes
Jakob Obrecht, ein vom Staatsarchiv mit der Grabung beauftragter Mittelalterarchäologe, erklärte, dass man den bis auf den gewachsenen Grund freigelegten Mauerabschnitt innerhalb von rund sieben Tagen vermessen, zeichnen und dokumentieren werde. Durch die Arbeiten erhofft sich der Archäologe, die Datierungsfrage des Bauwerkes zu klären. Bei Sondierungsgrabungen im Jahre 1999 wurde unterhalb des Mauerwerkes ein Pfahlfundament entdeckt. Die Fälljahre von fünf Hölzern konnten mit Hilfe einer dendrochronologischen Untersuchung auf das Jahr 1340 datiert werden. Damit müsste die Mauer frühestens zu diesem Zeitpunkt errichtet worden sein. Aufgrund einer urkundlichen Überlieferung sei die Letzi bei Rothenthurm aber bereits im Jahre 1310 erbaut worden. Die Datierungs-Differenz von 30 Jahren wirft Fragen auf, erklärte Obrecht. Mit der nun angelaufenen Rettungsgrabung und einer allfälligen Radiocarbon-Untersuchung weiterer Buchenpfosten sollen diese im günstigsten Fall geklärt werden. Zudem erhofft man sich durch die komplette Freilegung der Anlage weitere Erkenntnisse über deren Baustruktur.

Sichtbare Zeitzeugen
Letzinen dienten im Mittel- und Spätmittelalter dazu, Taleingänge und Passrouten an topographisch geeigneten Stellen abzuriegeln. Im Alten Land Schwyz gab es an vier Orten Letzimauern: in Arth, in Brunnen, am Morgarten und in Rothenthurm. Sie sicherten die Landwege zum Talkessel von Schwyz. Zusätzlich schützten Palisaden vor Arth und Brunnen die Ufer des Zuger- und Vierwaldstättersees vor ungebetenen Eindringlingen.

Das Letzimauersystem von Rothenthurm zog sich vom schlanken «roten Turm» bis zum Morgartenberg über eine Distanz von rund 400 Metern. Die Mauerstärke betrug durchschnittlich rund 1,2 Meter, und die Höhe der Mauerfront wird von Archäologe Jakob Obrecht feindseitig freistehend auf rund 2,5 bis 3 Meter geschätzt. Der Mauer vorgelagert wurde ein «Schanzgraben», welcher heute, westlich des Bahnhofs, noch deutlich sichtbar ist. Die eigentliche Mauer ist aber nicht mehr zu sehen. Sie wurde oberflächlich wohl in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Damit wurde wohl die Bewirtschaftung des Weidelandes vereinfacht. Das Mauerfundament im Boden blieb aber bis heute erhalten.

Die Letzi Rothenthurm ist die einzige Sperre, an der die Schwyzer nachweislich einen Abwehrkampf geführt haben. Es ist der unter der Führung von Landeshauptmann Aloys Reding und Kapuziner Paul Styger errungene Sieg gegen die Franzosen vom 2. Mai 1798.

Bote der Urschweiz

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Publiziert am

09.07.2009

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