Liebe und Leidenschaft vermittelte Rea Claudia Kost in den Frauenliedern. Bild Bettina Schärlinger
Liebe und Leidenschaft vermittelte Rea Claudia Kost in den Frauenliedern. Bild Bettina Schärlinger

Musik

Endlichkeit des Seins vergessen

Die Saison des Musiksommers am Zürichsee 2011 ging mit einem Konzert des Mythen- Ensembles unter der Leitung von Graziella Contratto zu Ende. Gespielt wurde das Werk «Das Lied von der Erde» von Gustav Mahler. Das Konzert fand vergangenen Sonntag in der gut besetzten Pfarrkirche St. Anna in Schindellegi statt.

In seiner Einleitungsrede begrüsste Giovanni Bria, Musiksommer-Initiant, alle Anwesenden zu diesem Schlusskonzert, das alle freudig und festlich stimmen sollte, und er dankte der Dirigentin Graziella Contratto, dieses einmalige Werk an einem Ort der Kraft und mit einem zauberhaften Blick auf den Zürichsee live erleben zu können. Das «Lied von der Erde» ist ein Spätwerk von Gustav Mahler, dessen Todestag sich heuer zum 100. Mal jährt, das er im Jahr 1907 nach schweren Schicksalsschlägen komponierte. «Auch in der heutigen Zeit hat dieses Werk eine grosse Bedeutung und ist für die Sänger eine grosse Herausforderung», meinte Contratto, die bedeutende Orchester leitet und 2010 zur Leiterin des Fachbereichs Musik an der Hochschule Bern (HKB) berufen wurde.

Lieder im Geschlechterwechsel

In der Kammermusikfassung von Arnold Schönberg und Rainer Riehn eröffnete der Tenor das Konzert mit «Das Trinklied vom Jammer der Erde». Utku Kuzuluk, der aus der Türkei stammende Tenorsänger, interpretierte dieses düster und bedrohlich wirkende Lied, das abrupt mit einem Akkord, der weder Dur noch Moll ist, sondern erst viel später in der Jazzmusik an Bedeutung gewann, mit viel Einfühlungsvermögen und theatralischem Können. Während die Männerlieder aussagen wollten, dass man das Leben geniessen soll, bevor es zu Ende ist, und davon erzählten, dass die Männer im Rausch die Endlichkeit des Seins zu vergessen versuchen, handeln die Frauenlieder von Einsamkeit und Liebe.

Musik ist Landschaft

Die Musik ist wie eine Landschaft, und die Instrumente sind Freunde des Gesangs. Interpretiert wurden diese sehr schön und lieblich klingenden Frauenlieder von der Mezzosopranistin Rea Claudia Kost, welche Preisträgerin des Studienpreises des Migros- Kulturprozents 2006 ist. Das gesamte Werk, das sehr tief berührt, wurde durch das Lied «Der Abschied» beendet. Kost sang diese ruhige Melodie, bei der die Blasinstrumente einen wichtigen Part übernahmen, mit viel Kraft. Das Lied endete in traurigen, leisen Tönen, die irgendwann ganz verschwanden. Nachdem der letzte Ton verklungen war und bevor die Zuhörer den Musikern mit lang anhaltendem Applaus dankten, wurde die Spannung des wunderbaren Konzerts von der Dirigentin lange aufrechterhalten. Die Konzertbesucher spürten, dass sich der Kreis schloss, nichts mehr anzufügen war und nichts mehr zu sagen blieb.

March-Anzeiger und Höfner Volksblatt

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

04.10.2011

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