Patricia Ulrich interpretiert mit dem Sinfonieorchester Ausserschwyz Robert Schuhmanns «Klavierkonzert in a-moll». Bild Tobias Humm
Patricia Ulrich interpretiert mit dem Sinfonieorchester Ausserschwyz Robert Schuhmanns «Klavierkonzert in a-moll». Bild Tobias Humm

Musik

Standing Ovation im Maihofsaal

Vom lyrischen Chopin reichte das Programm bis zu den unbändigen Klängen Zoltan Kodalys. Das Sinfonieorchester Ausserschwyz und die Pianistin Patricia Ulrich wählten für ihr Konzert Werke die grosse Gefühle wecken.

Schwermut war das Grundgefühl, welches wie eine Klammer das Programm des Konzerts zusammenfasste. Das Sinfonieorchester Ausserschwyz begann den Abend mit Johannes Brahms’ Variationen über ein Thema von Haydn. Der Deutsche Schwerenöter Brahms spricht in seinem frühen Werk die Sehnsucht an. Sehnsucht, die im Programm des Abends im letzten Werk auch ein Ziel hatte. Urs Bamert dirigierte mit klaren, aber unauffälligen Gesten.

SpannendeInterpretation

Für Chopins «Ballade in f-moll» betrat die junge Pianistin Patricia Ulrich das Podium. In der lyrischen Musik des polnischen Komponisten mit dem französischen Namen entsteht die Spannung oft in Pausen und überraschenden Ritardandi. Die Musik fliesst wie von selbst und erreicht im gehauchten Pianissimo beinahe die Hörgrenze. In den rhythmischen Schwankungen stockt dem Zuhörer der Atem. Auch wer die Ballade schon oft gehört hat, wird von den agogischen Besonderheiten immer wieder überrascht und ergriffen sein. Patricia Ulrich interpretierte die Ballade nahe am Notentext, ohne mit zusätzlichem Rubato die Spannung zu überhöhen.

Bauernfest und Höllenritt

Nach einer kurzen Pause spielte das Orchester Zoltan Kodalys Tänze aus Galantha. Die Legende will, dass Kodaly die Melodien dazu an ungarischen Bauernfesten gefunden haben soll. Doch neuere Forschungen kommen zur Überzeugung, dass geschriebene Noten der Komposition zu Grunde liegen. Wie dem auch sei, das Sinfonieorchester Ausserschwyz brachte eine mitreissende Musik zur Aufführung, die lautmalerisch die Weite der ungarischen Landschaft vor dem inneren Auge entstehen lässt. Schwere Rhythmen, durch Synkopen fast untanzbar gemachte Weisen, machen den Beginn. Es klingt, als klebte nach einem Gewitter den tanzfreudigen Bauern noch der Schlamm der Strasse an den Stiefeln. Bis sich unvermittelt, wie eine Lerche trällernd, die Flöte aus dem Orchester hin aufschwingt und in der Begleitung von Oboe und Klarinette die Stimmung in eine ungehemmte Fröhlichkeit umschlagen lässt.

Brahms Liebe

Die Liebe Johannes Brahms’ galt der für ihn unerreichbaren Clara Schuhmann, der Gattin des Komponisten Robert Schuhmann. Sie hatte auch das berühmte «Klavierkonzert op. 54» ihres Mannes zur Uraufführung gebracht, das den Abend beschliessen sollte. Schuhmann scheint nach einem fulminanten Auftakt einen Blick voraus zu tun, in die tiefe Melancholie, die ihn wenige Jahre später umfangen würde. Doch immer mehr und schneller drängen die Akkorde zum Schluss hin aus dem Klavier, und immer wilder wird der Takt, bis das Konzert in einem eindrucksvollen Finale endet. Noch einmal scheint er sich darin dem Leben zuzuwenden, die Wucht der Musik zu geniessen und sich zum Schluss in einem wilden Höllenritt aus der dunkeln Welt der Trauer und Verlorenheit zu befreien. Das Samstagabendpublikum im gut gefüllten Maihofsaal bedankte sich bei den Künstlern mit einer Standing Ovation und erklatschte sich noch eine Zugabe.

March-Anzeiger und Höfner Volksblatt

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

14.06.2010

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