Bild Christoph Pieren
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Bühne

Film

Schreibend in Berlin

Das Rattern der Tastatur, ein roter Teppich und krasse Gegensätze: Sie alle spielten bei seinem Atelieraufenthalt
in Berlin eine Rolle. Mit nach Hause nahm Philippe Schuler mehr Selbstvertrauen – und ein Drehbuch-Gerüst.

Schreiben, Recherchieren, Castings besuchen, Berlin entdecken – was ich nicht alles machen wollte in diesen vier Monaten, von Oktober bis Januar. Weil es mich schon lange reizte und ich nun endlich Raum dafür hatte, legte ich den Schwerpunkt aufs Drehbuchschreiben. Während drei Monaten besuchte ich eine Class, in der wir wöchentlich unsere Texte besprachen.

Neues ausprobiert


Bald merkte ich, dass meine Ausgangsidee zwar originell ist, in der Umsetzung aber viel mehr braucht, als ich gedacht hatte. Also habe ich neue Ideen ausprobiert, wieder verworfen, tagelang versucht, einen neuen Ansatz zu fi nden, bin ausgewichen, geschlendert und wieder an meinen Schreibtisch gesessen. Abends ging ich auch mal aus, Richtung Kreuzberg oder Neukölln – obwohl mich die winterlichen Temperaturen nicht wirklich nach draussen lockten. Einer der tollsten Anlässe besuchte ich gleich an meinem zweiten Abend: Der Film «In einem Land, das es nicht mehr gibt», in dem eine Freundin von mir Art Director war, feierte Premiere. Mit rotem Teppich, Promis und allem was dazu gehört.

Spannende Begegnungen


Überhaupt habe ich tolle Filme gesehen. «Unrueh» zum Beispiel, dessen Regisseur ich kenne, in einem kleinen, russischen Kino. Oder «Rheingold» im Multiplex-Kino, neben aufs-Handy-starrenden Teenagern. Regelmässig besucht habe ich die Lesedüne mit Marc-Uwe Kling im SO36, einem alternativen Zentrum. Dort lasen jeden Monat vier Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus ihren neuesten Werken. Spannende Begegnungen ergaben sich auch im Alltag. Vor dem Haus, zum Beispiel, mit einem Bewohner der ersten Stunde der Wiesenstrasse. Mit ihm sprach ich oft. Etwa darüber, wie sehr sich das Quartier in den letzten 35 Jahren verändert hat. In Berlin sind die Gegensätze so riesig wie die Stadt selbst. Die unterschiedlichsten Communities leben hier. Es hat mich immer wieder erstaunt, wie diese Welten mit- und nebeneinander funktionieren.

Drehbuch im Rückreisegepäck


Von Berlin mit nach Hause nahm ich das solide Grundgerüst eines Drehbuchs. Die erste Phase ist abgeschlossen. Nun stellt sich die Frage, ob ich alleine weitergehe oder jemanden suche, um es zu realisieren. Was die Schauspielerei anbelangt, hat Berlin mein Selbst bewusstsein gestärkt – oder vielmehr Delémont. In den Jura bin ich mehrmals gefahren für eine Rolle, die ich bekam, obwohl ich kein zweites Casting machen wollte. Dass ich die Rolle doch erhielt und sie sogar grösser wurde, bewies mir, dass ich nicht alles mitmachen muss – auch wenn zehnstündige Zugfahrten weiterhin zu meinem Berufsalltag gehören werden …

szene

Autor

SchwyzKulturPlus

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Kategorie

  • Bühne
  • Film

Publiziert am

20.06.2023

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