Gesunde Selbsteinschätzung: «Ich bin ein Mensch, der nicht alles so ernst nimmt – weder das, was ich selbst mache, noch das, was um mich herum geschieht», sagt der Zuger Kabarettist Michael Elsener. Bild Alexandra Wey
Gesunde Selbsteinschätzung: «Ich bin ein Mensch, der nicht alles so ernst nimmt – weder das, was ich selbst mache, noch das, was um mich herum geschieht», sagt der Zuger Kabarettist Michael Elsener. Bild Alexandra Wey

Bühne

«Die Leute auf dem Land sind offener»

Michael Elsener ist bekannt für seine Imitationen bekannter Persönlichkeiten wie Moritz Leuenberger, Kurt Aeschbacher, Ueli Schmezer oder Roger Federer, aber auch für seine fiktiven Figuren. Heute unternimmt der Zuger einen Angriff auf die Lachmuskeln des Schwyzer Publikums.

Mit Michael Elsener sprach Irene Lustenberger

Sie gehören zu den erfolgreichsten Parodisten der Schweiz. Wie oft müssen Sie abseits der Bühne einen Kurt Aeschbacher, einen Roger Federer oder einen Moritz Leuenberger imitieren?

Grundsätzlich nutze ich die Stimmen des Parodierens im Privaten lieber, wenn ich zum Beispiel einen Badmintonplatz reservieren möchte und alle besetzt sind. Wenn ich dann als Roger Federer anrufe (Elsener ahmt die Stimme des Tennisprofis nach), ist meist noch ein Platz frei. Am Schluss des Gespräches löse ich es dann aber auf, und die meisten finden es lustig, dass sie mir auf den Leim gegangen sind. Sollte mich aber jemand auf der Strasse ansprechen und mich bitten, einen Promi zu parodieren, mache ich das nicht. Wenn es mir wirklich gut geht, brechen die Stimmen sowieso aus mir raus. Wenn es sich anbietet, dass Federer oder «Aeschbi» etwas kommentieren, dann mache ich das. Aber auf Kommando lustig sein klappt nicht. Das ist unnatürlich.

Kennen Sie die Promis, die Sie parodieren, persönlich?

Ich kenne noch lange nicht alle persönlich. Wenn ich jemanden zum ersten Mal parodiere, ist es oftmals so, dass ich einige Tage später von der betreffenden Person eine Mail erhalte. Meistens freuen sie sich, dass sie genug Ecken und Kanten haben, um parodiert zu werden. Einige fragen nach einer Stimmprobe, damit sie sich anhören können, wie sie eigentlich sprechen.

Gab es auch schon Personen, die sich darüber beklagten, dass Sie einzelne Promis zu sehr durch den Dreck ziehen?

Das wäre mir ganz neu. Ich versuche, die Prominenten so zu parodieren, dass ich ihnen in die Augen schauen kann, falls ich sie mal treffe. Bei der Satire parodiert man den Kern der Sache. Ich finde zum Beispiel, dass Roger Federer etwas gar viele Sponsoring-Verträge hat – er macht ja für praktisch alles Werbung, ob Auto, Versicherung oder Rasierschaum. Er ist käuflich geworden. Deshalb muss man meiner Meinung nach mit dem Finger darauf zeigen. Auch wenn ich grossartig finde, was er leistet, und er ein toller Imageträger für die Schweiz ist.

Es gibt bestimmt Personen, die schwieriger zu parodieren sind als andere. Welcher Promi in Ihrem Repertoire bereitet Ihnen am meisten Mühe?

Wenn ich jemanden parodiere, gehe ich davon aus, dass ich den auch wirklich imitieren kann. Ansonsten mache ich es nicht. Grundsätzlich ist es so, dass ich die Stimme und die Gestik der Person schnell hinbekomme. Das Schwierigste ist, die Charakter-Karikatur zu finden. Vor vier Jahren war es zum Beispiel schwierig, Roger Federer zu parodieren, da er damals fast einen Gottes-Status hatte. Und über Götter macht man keine Witze. Mittlerweile ist er in der Realität angekommen, und die Leute lachen herzhaft, wenn ich ihn parodiere.

Wer ist Ihre Lieblingsfigur und warum?

Meistens ist es diejenige Person, die ich als Letztes ins Programm aufgenommen habe. Zurzeit ist das Peach Weber, weil ich seinen trockenen Humor toll finde. Immer wieder entdecke ich dabei Neues. Es geht darum, dass ich eine Figur nehme und sie den Zuschauern aus einem neuen Blickwinkel zeige. Dann wird es erst richtig spannend.

Gibt es einen Promi, den Sie gerne parodieren würden?

Ich möchte Lukas Reimann, SVP-Nationalrat aus St. Gallen, parodieren. Zurzeit ist er aber nicht mehr so medienpräsent wie damals bei der Minarett- Initiative. Deshalb ist es schwieriger für mich, weil die Zuschauer ihn nicht kennen könnten. Aber ich bin ein junger Kabarettist, deshalb möchte ich einen jungen Politiker parodieren. Und ich finde, wir haben eine ähnliche Frisur (lacht).

Es liegt also nicht daran, dass Sie seine Stimmlage nicht treffen, sondern mehr daran, dass er nicht mehr so oft in der Öffentlichkeit steht?

Schlussendlich spielt beides eine Rolle. Aber es ist schon so: Wenn man eine Person wenig in der Öffentlichkeit sieht, ist es für die Zuschauer schwierig, zu erkennen, wen ich parodiere. Es wäre ja völlig absurd, Köbi Kuhn zu parodieren, wenn schon lange ein anderer Nati-Trainer ist.

Im Gegensatz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

09.03.2013

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