«Ich wage heute mehr zu sagen als früher» - 1

Bühne

«Ich wage heute mehr zu sagen als früher»

Der australische Comedian Rob Spence gastiert heute und morgen mit seinem sechsten Programm «Echt stark» im «Seedamm Plaza». Im Interview erklärt er, weshalb er das Pfäffiker Publikum braucht, um seine Show zu perfektionieren.

Mit Rob Spence sprach Bianca Anderegg

Ihr neues Programm heisst «Echt stark». Welche Stärken zeigen Sie denn?

In der Show geht es um Befreiung; Befreiung von all den Dingen, die andere Leute von uns halten. Schon wenn du ein kleines Kind bist, hat jeder eine andere Meinung über dich. Dein Nachbar sagt, du bist zu laut, deine Lehrerin sagt, du bist zu faul, deine Mutter glaubt, dass du ein Engel bist, deine Schwester ist überzeugt, dass du das grösste Arschloch bist. Für mich ist «Echt stark», sich von diesen Einschätzungen zu befreien und sich selbst zu sein. Daran arbeite ich. Die Show ist eine Erklärung, wie ich das tue.

Es geht in der Show auch um den Technik-Hype der heutigen Zeit.

Ich mache mir wirklich Sorgen um die Kinder. Ich möchte, dass sie wieder menschlichen Kontakt haben, Freude an der Natur. Kinder haben heute keine Beziehung mehr zu Tieren, zu Flüssen, zu Bäumen, zu den wunderschönsten Dingen, die wir eigentlich haben, vor allem hier in der Schweiz.

Das heisst, das Programm ist durchaus gesellschaftskritisch?

Kritisch würde ich nicht sagen. Es sind mehr Beobachtungen. Die Leute versuchen schliesslich alle, das Beste zu tun. Es ist der Job eines Comedians, sich Dinge anzuschauen und den Leuten einen Spiegel vorzuhalten. Für uns ist das keine Kritik. Kritik ist etwas Negatives, und ich will nicht negativ sein.

Die beiden Shows in Pfäffikon sind Tryout-Shows. Die Zuschauer sind also eine Art Versuchskaninchen?

Ja, genau. Die ersten Versuchskaninchen sind jeweils meine Frau und mein Team. Die checken alles ab und sagen, was gut ist und was nicht. Als Nächstes mache ich vier, fünf Tryout-Shows, um mit verschiedenem Publikum zu sehen, was ankommt, was nicht ankommt, was ich ausbauen soll, was geschnitten werden soll. Die ganze Show wird dann später umgebaut, damit sie einen richtigen Fluss vom Anfang bis zum Ende hat.

Es ist nicht das erste Mal, dass Sie in Pfäffikon auftreten.

Ich machte damals auch eine Tryout-Show hier, und sie kam so gut an, dass ich dachte, hier mache ich nochmals etwas. Das Publikum war fantastisch! Ich versuche diese Tryout-Shows immer dort zu machen, wo die Leute gut drauf sind, denn es ist immer ein Nervenkitzel, eine neue Show auf die Bühne zu bringen. Ich will kein kritisches Publikum haben, sondern eines, das wirklich mitgeht und Spass an Neuem und Gewagtem hat.

Kennen Sie diese Region?

Ja, ziemlich gut. Ich spiele seit mindestens 15 Jahren in dieser Gegend, vor allem in Jona. Das ist jeweils einer meiner Höhepunkte der Tournee. Das Publikum hier gehört zu meinen liebsten. Eigentlich ist es für mich um den ganzen Zürichsee wirklich sehr, sehr, sehr schön zu spielen. Hier sind die Leute sofort dabei.

Gibt es Witze, die in der Schweiz gut ankommen, in Ihrer Heimat Australien aber absolut nicht?

Nein, ich würde sagen umgekehrt. Es gibt Witze, die in Australien gut ankommen, hier aber zu hart sind. Alles, was in der Schweiz für Lacher sorgt, wird auch die Leute inAustralien zum Lachen bringen. Australischer Humor beginnt beim Knie und endet 700 Meter unter dem Meeresspiegel. Es ist ziemlich alles erlaubt. Man kann wirklich ganz brutale Dinge sagen, die Leute nehmen es nicht ernst. Schweizer lachen zwar, aber fühlen sich danach schuldig. Sie nehmen es sich zu Herzen, dabei war es nur ein Gag. Deswegen muss ich mich immer etwas zurückhalten.

Früher war die Schmerzgrenze noch höher.

Ja. Ich wage heute mehr zu sagen. Eine der Nummern in der neuen Show habe ich vor 23 Jahren geschrieben, aber nie gewagt, sie zu bringen. Jetzt finde ich, ist die Zeit da, wo ich so etwas sagen kann, ohne gekreuzigt zu werden.

Kurz zusammengefasst: Was erwartet das Publikum in Ihrer Show?

Mein Ziel ist einfach, dass die Leute lachen. Lachen ist so eine wichtige Sache für den menschlichen Organismus. Es gibt viel Spass, viel Klamauk, viel Stand-up, viel visuellen Humor, viel Musik und viel Tanz. Es ist eine Comedy-Varieté-Show.

Zur Person



Name:
Rob Spence

Wohnort: Zug

Geburtstag:
24. Juli 1966

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

Kontakt

Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

14.11.2014

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