Als Regisseurin in Ibach tätig: Annette Windlin inszenierte das diesjährige Stück der Bühne 66 «Der nackte Wahnsinn». Bild Christian Ballat
Als Regisseurin in Ibach tätig: Annette Windlin inszenierte das diesjährige Stück der Bühne 66 «Der nackte Wahnsinn». Bild Christian Ballat

Dies & Das

Annette Windlin: «Interesse an Sprache und Geschichten wuchs stetig an»

Theaterfrau Annette Windlin führt dieses Jahr beim Stück «Der nackte Wahnsinn» der Bühne 66 Regie. Während ihrer Lehrerinnenausbildung am Seminar in Rickenbach hatte sie die Möglichkeit, erstmals in die Welt des Theaters einzutauchen. Heute wirkt sie als Regisseurin und Schauspielerin, unterrichtet ihr Handwerk und leitet eine eigene Theaterproduktionsfirma.

Mit Annette Windlin sprach Christian Ballat

22-jährig starteten Sie Ihre Ausbildung an der Scuola Theatro Dimitri. Wodurch wurde Ihr Interesse am Schauspiel geweckt?

Ich habe als kleines Kind schon Geschichten nachgespielt und war von meinen Eltern her mit dem Theater vertraut. Ich dachte damals, dass mich das clowneske und akrobatische Spiel mehr interessiert. Ich war sehr sportlich und erwartete nicht, dass das Sprachliche zu mir passen würde. Allerdings stellte sich sehr schnell heraus, dass zwar Qualitäten im körperlichen Bereich da sind, mein Interesse an Geschichten und der Sprache aber stetig wuchs.

Was ist Ihre Faszination am Theater heute?

Hier kann ich Geschichten erzählen und eine eigene Welt gestalten. Dies geschieht immer in Zusammenarbeit mit Kostümbildnern, Licht- und Tontechnikern sowie den beteiligten Regisseuren oder Schauspielerinnen und Musikern. Ich kann dabei ein Stück auch sprachlich nach meinen Vorstellungen gestalten, das fasziniert mich je länger, je mehr.

Und damit wächst Ihre Freude am Beruf weiter an.

Dank zunehmender Erfahrung und Bekanntheit bietet sich mehr die Möglichkeit, zu entscheiden, was ich machen will. So wähle ich etwas aus, weil das Thema, der Ort oder die Personen, mit denen ich zusammenarbeite, im jeweiligen Projekt interessant sind.

Wie wichtig sind Ihnen staatlich geförderte Theaterhäuser?

Ich finde es extrem wichtig, dass der Staat für Kultur allgemein Geld ausgibt. Ob dieses nur ins Stadttheater oder an eine andere Bühne geht, sei dahingestellt. Allerdings geht das Verhältnis weit auseinander. Der Kanton Luzern gibt 95 Prozent an die grossen Häuser und nur 5 Prozent für die vielen, kleinen Kulturschaffenden. Diesen Missstand hat man erkannt, und er ist zu einem politischen Thema geworden.

Wie wichtig sind kleine Theater – deren Zahl stetig anwächst?

Sie sind für die Grundversorgung der Kulturen zentral von Bedeutung. Die oftmals grosse Durchmischung des Angebots macht das Angebot der kleinen Kulturhäuser niederschwelliger. Der Einstieg für einen Theaterbesucher wird so einfacher, und vielleicht fällt es ihm danach leichter, auch einmal ein «grosses» Theaterhaus zu besuchen.

Spielen Sie lieber auf kleinen oder grossen Bühnen?

Die grossen sind beeindruckend, trotzdem bevorzuge ich kleinere. Da ich sehr viel Erzähltheater mache, eignen sich kleinere Häuser besser, die Energien zwischen Zuschauerraum und Bühne schwappen besser hin und her.

Sie engagieren sich als Schauspielerin, führen Regie, leiten eine eigene Theaterproduktion und geben Ihr Wissen als Theaterpädagogin – unter anderem an der PHZ in Goldau – weiter. Wie schwierig ist der Spagat zwischen den einzelnen Bereichen?

Es ist extrem befruchtend und spannend, auf beiden Seiten (Schauspiel/ Regie) stehen zu können. Ich unterrichte auch sehr gern junge Menschen. Allerdings komme ich oft an den Rand der zeitlichen Möglichkeiten. Ich muss wahnsinnig planen, dass ich mir auch mal eine Verschnaufpause gönne – glücklicherweise bin ich mit viel Energie gesegnet.

Gibt es Synergien?

Inhaltlich profitiere ich von meinem vielfältigen Schaffen. Wenn ich inszeniere, weiss ich aus meinem eigenen Tun genau, womit die Schauspieler zu kämpfen haben. Als Schauspielerin weiss ich, dass ich dem Regisseur nicht erklären muss, wie ich zu spielen habe.

Sie wohnen in Luzern, arbeiten aber oft im Kanton Schwyz. Ist das Kulturpflaster hier weniger hart?

Das ist gewachsen. Schon als 25-Jährige habe ich am damaligen Lehrerseminar in Rickenbach unterrichtet und hatte so ein erstes Standbein. So ergaben sich viele Beziehungen, über die sich immer wieder neue Projekte entwickelten. Auch wurde ich durch die kantonale Kulturkommission unterstützt. Ich fühle mich als Schwyzerin, fühle mich aber auch in Luzern wohl. Die Zusammenarbeit zwischen Kultur, Kunst und Politik sollte nicht an den Kantonsgrenzen haltmachen. Die Vernetzung ist ein sehr wichtiger Teil für den Austausch und die Inspiration.

Ihr neuestes Engagement ist die Regie bei der

Autor

Bote der Urschweiz

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Publiziert am

21.04.2012

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www.schwyzkultur.ch/w8Y971