Tee ist für ihn eine «Stimmungsdroge»: Hausmann und Kolumnist Bänz Friedli geniesst seinen Tee-Spleen zuweilen auch gerne ganz allein. Bild Nadja Tratschin
Tee ist für ihn eine «Stimmungsdroge»: Hausmann und Kolumnist Bänz Friedli geniesst seinen Tee-Spleen zuweilen auch gerne ganz allein. Bild Nadja Tratschin

Dies & Das

Bänz Friedli: Der Hausmann der Nation

Seit September ist Bänz Friedli wieder auf Tour. Im Gepäck sein neustes Kolumnenbuch mit demTitel «Wenn die mich nicht hätten» und die Doppel-CD «Sy no Frage?», eine Live-Show aus dem Glarner City-Keller.

Mit Bänz Friedli sprach Nadja Tratschin

Was verbinden Sie mit Teetrinken?

Tee macht mich wach und klar im Kopf, nicht aber nervös. Je mehr Kaffee ich trinke, desto gestresster, nervöser bin ich. Kaffee ist ein kurzzeitiges Doping, fast 20 Jahre lang kam ich ganz ohne aus, in letzter Zeit habe ich wieder damit angefangen. Tee hingegen begleitet mich stets durch denTag, für mich auch eine gut dosierbare «Stimmungsdroge». Ich finde es halt auch schön, ganz allein für mich daheim diesen kleinen Spleen hegen zu können. So wie andere vielleicht teuren Rotwein zelebrieren.

Für Ihre Buch- und CD-Premieren im September wählten Sie das Alte Schlachthaus im bernischen Herzogenbuchsee und den Zürcher «Kaufleuten»-Saal. Weil Sie zugleich Heimwehberner und «Zürihegel» sind?

Seit ich Lesungen halte, führte ich immer eine Premiere in Bern und eine in Zürich durch. Mich ärgert es total, dass die Journalisten, zu welchen ich selber auch 20 Jahre lang gehörte, nur Zürich kennen. Zwischen dem Zürcher «Kaufleuten» und dem Berner Bundeshaus machen die Journalisten nur halt, wenn etwas ganz Dramatisches geschehen ist. Es «fägt» einfach, dass ich jetzt nach und nach unser Land, die Schweiz, kennenlernen darf. Ich nehme an meinen Lesungen immer gern recht viele Risiken auf mich. Und manchmal geht es halt in die Hosen. Dann schlage ich den falschen Ton an und erreiche die Leute nicht. Gut kommt es immer in der Provinz und in den katholischen Ortschaften. Katholiken haben einfach viel mehr Humor.

Ihr dritter Kolumnenband trägt den Titel «Wenn die mich nicht hätten». Ist es nur Eigenlob, oder was wäre anders, wenn Ihre Liebsten Sie nicht hätten?

Sie würden vor allem mir fehlen, meine Liebsten. Das mache ich ja im Buch schon auf Seite drei klar. Es ist aber schon beides. Ich will diesen Job – den Job der Hausfrau oder eben des Hausmannes – aufwerten. Der Hausfrauenjob hat im Zuge der Emanzipation viel an Wert verloren. Es ist wie ein Kollateralschaden der Emanzipation. Frauen sind immer besser in die Berufswelt integriert worden, dafür hat man die Hausarbeit abgewertet. Migros wirbt mit «Mehr Zeit zum Leben» für ihre Fixfertigprodukte. Als ob Kochen und Kinderbetreuen nicht gelebt wäre! Auch wenn es etwas klischiert klingt: Dies ist der schwierigste, anspruchsvollste Job, den ich je gemacht habe, aber auch der Job, der am meisten Sinn macht.

Übernimmt Ihre Frau trotz Erwerbsarbeit und Rollentausch gewisse Arbeiten im Haushalt?

Aber sicher. Meine Frau hat jetzt während zehn Monaten 100 Prozent in ihrem Beruf gearbeitet. Gerade in solchen Zeiten kommt es aber vor, dass unsere Uhren bei der Zeitumstellung zweimal umgestellt sind oder der Kühlschrank proppenvoll ist, weil sie an ihrem freien Vormittag im Coop einkaufte, während ich in der Migros war. Es kommt auch vor, dass sie am Sonntag kompensieren will und mich den ganzenTag über nicht in die Küche lässt. Für mich ist das völlig in Ordnung. Ich verstehe auch, dass ihr der Ausgleich zu ihrem Job fehlt. Ich selber habe ja eigentlich immer beides.

Hand aufs Herz, sind Sie immer gerne Hausmann, oder gibt es etwas, was Sie noch lieber täten?

Ich hatte sehr viel Glück, dass ich in den Jahren, in denen es noch gut lief, Journalist sein konnte. Ich schrieb oft Reportagen, bei denen mich interessierte, warum Menschen, die in einer bestimmten Landschaft leben, eine bestimmte Art Musik machen: in Westafrika, Mississippi, Neapel. Oder dann wollten wir den Entdecker von Elvis treffen, Sam Philipps. Dafür konnten mein Fotografenkollege und ich während drei Wochen in Memphis herumhängen. Nach drei Wochen Dranbleiben gab er uns schliesslich sein erstes Interview seit 20 Jahren. Das war ein grossartiger Moment für mich. Mit 40 war ich aber von diesem Job derart stark ermüdet, dass ich damit aufhören wollte. Ich habe einfach immer das gemacht, was für mich «fägte», das, was zu meiner jeweiligen Lebensphase passte. Ein Geschenk.

Was zeichnet einen guten Hausmann oder eine gute Hausfrau Ihrer Meinung nach aus?

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Bote der Urschweiz

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  • Dies & Das

Publiziert am

05.11.2011

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