Nähe zum Publikum garantiert: Roger Bürglers Büro befindet sich im Alten Rathaus von Gersau ein Stockwerk oberhalb der Festivalbühne. Bild Ch. Clavadetscher
Nähe zum Publikum garantiert: Roger Bürglers Büro befindet sich im Alten Rathaus von Gersau ein Stockwerk oberhalb der Festivalbühne. Bild Ch. Clavadetscher

Dies & Das

«Boden in Schwyz ist steinig»

Heute Abend wird der Gersauer Herbst standesgemäss im kleinen und gediegenen Rahmen mit Fondue, gutem Wein und ausgewählter Musik eröffnet. Festivalleiter Roger Bürgler redet über die zähen Anfänge des Anlasses, Kulturfinanzierung und Expansionspläne.

Mit Roger Bürgler sprach Christoph Clavadetscher

Viele mögen den November nicht. Ist es Ihr Lieblingsmonat?

(lacht) Aus kultureller Sicht auf jeden Fall. Wir gestalten das Festival jeweils so, dass das Programm uns gefällt. Deswegen haben wir den November natürlich gerne, obwohl es ein sehr anstrengender Monat ist.

Der Gersauer Herbst hat sich als kleines, feines Kulturfestival etabliert. Hatten Sie vor zehn Jahren diese Strategie im Auge?

Ja, genauso habe ich es mir vorgestellt. Ich wusste aber auch, dass es sehr schwierig werden würde, ein neues Festival auf die Beine zu stellen. Ich gab mir vier Jahre Zeit. Die ersten drei Jahre waren defizitär, im vierten kamen wir knapp raus. Heute – mit dem Stammpublikum und den Sponsoren – können wir so kalkulieren, dass es finanziell aufgeht. So macht es auch Spass.

Der Gersauer Herbst war am Anfang also ein Risiko.

Ja, sehr. Hinzu kam, dass wir nach den Defiziten der ersten drei Jahre nochmals vier Jahre brauchten, um die Verluste zu kompensieren. Hätten wir nicht auf das Publikum und die Sponsoren zählen können, hätten wir das finanzielle Loch selber berappen müssen.

Das Festival wächst immer ein bisschen. Passt dies überhaupt ins Konzept?

Die Frage ist tatsächlich, wie viel Wachstum verträgt es. Gersau wächst zwar auch, aber nur die Einwohnerzahl, nicht das Dorfleben. Grundsätzlich sind wir zufrieden mit der Festival-Grösse. Die Nachfrage würde einen Ausbau jedoch rechtfertigen. Wir stehen diesbezüglich auch in Verhandlungen. Eine Expansion per 2014 wird diskutiert. Dafür braucht es aber einen Partner, der dies will und auch unterstützt.

Die Platzverhältnisse im Alten Rathaus sind sehr bescheiden. Ist ein Umzug ein Thema? Etwa nach Brunnen?

Nein, der Gersauer Herbst bleibt in Gersau. Dass einzelne Veranstaltungen, wie in diesem Jahr das Konzert von «Patent Ochsner», in Brunnen stattfinden, ist immer denkbar. Die Gründe dafür sind infrastruktureller Natur. Was wir aber planen, ist eine Expansion innerhalb des Dorfes. Da müssen wir aber zuerst abklären, ob dies überhaupt möglich und erwünscht ist. Wichtig ist auch, dass der Bezirk dahintersteht.

Sie haben stets ein gutes Händchen bei der Auswahl der Künstler bewiesen, präsentierten dem Publikum oft unbekannte Kulturschaffende, die begeisterten. Wie funktioniert ihr Scouting-System?

Das ist eigentlich simpel. Wir zeigen, was wir selber gut finden. Qualität und das Aussergewöhnliche sind uns sehr wichtig, Mainstream probieren wir zu vermeiden. Einer meiner Lieblingssprüche, den ich oft höre, ist: «Ich schaue das Programm durch, kenne niemanden, komme aber trotzdem, weil es immer gut ist.» Das ist genau, was wir wollen. Das ist unser Geheimrezept. Wir zeigen meistens Künstler, die viele nicht kennen, aber jeweils das Publikum begeistern.

Im Rückblick: Auf welches Engagement sind Sie besonders stolz?

Wir hatten Heidi Happy und Marc Sway, bevor sie durchstarteten. Oder Gustav – ihn kannte niemand, als er bei uns war. Das war vor «Kampf der Chöre». Das Publikum war von seinem Auftritt hin und weg. Oder Siggi Fassl, ein Blueser; er war sehr skeptisch, weil er sich ein Fachpublikum gewöhnt ist. Aber er schlug ein wie eine Bombe. Noch heute bekomme ich Komplimente für diesen Abend.

Mit den Einnahmen durch die Eintritte können Sie das Festival nicht finanzieren. Wie viel decken die Sponsorengelder ab?

Über 40 Prozent. Es ist enorm, wie sehr wir darauf angewiesen sind. Wir werden zudem vom Getränkehändler und einer Eventtechnik-Firma unterstützt – und natürlich mit einem sehr grosszügigen Medienpatronat des «Boten».

Ist in der Region Schwyz die Bereitschaft gross, Kulturanlässe finanziell zu unterstützen?

Es gibt zwei grosse Firmen, die man immer an vorderster Front sieht. Gebe es diese zwei nicht, könnte man das kulturelle Leben im Kanton begraben. Verschiedene Stiftungen tragen auch viel dazu bei. Es gibt aber auch viele kleinere Unternehmen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Kultur unterstützen. Es ist klar, dass diese

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Bote der Urschweiz

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Publiziert am

14.11.2012

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