«Berlin war für mich eine kleine Auszeit, um Rückblick auf mein zehnjähriges Schaffen halten zu können», sagt Stefan Camenzind, freischaffender Schauspieler und Regisseur. Bild Irene Lustenberger
«Berlin war für mich eine kleine Auszeit, um Rückblick auf mein zehnjähriges Schaffen halten zu können», sagt Stefan Camenzind, freischaffender Schauspieler und Regisseur. Bild Irene Lustenberger

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«Das Verhältnis zwischen Inner- und Ausserschwyz wäre guter Theaterstoff»

Stefan Camenzind hat das Atelier-Stipendium der Zentralschweizer Kantone erhalten. Im Gespräch erzählt der in Zürich wohnhafte Schwyzer, was ihm Berlin gebracht hat, weshalb er lieber auf der Bühne als vor Kameras steht und was er vom kulturellen Schaffen im Kanton Schwyz hält.

Mit Stefan Camenzind sprach Irene Lustenberger

Sie haben das Lehrerseminar abgeschlossen, am Konservatorium Luzern Klavierunterricht genom-men und die Theaterhochschule Zürich besucht. Konnten Sie sich nicht entscheiden, welchen Beruf Sie ausüben möchten?

(lacht) Bis kurz vor Abschluss des Lehrerseminars habe ich daran gedacht, danach Musik zu studieren. Im Obersemi bin ich auf den Geschmack des Theaterspielens und der Regieführung gekommen. Und die Musik wurde weniger wichtig. Ich habe nie eine eigene Klasse unterrichtet, sondern nur Stellvertretungen übernommen und direkt nach dem Semi die Aufnahmeprüfung für die Theaterhochschule gemacht.

Was wollten Sie denn als kleiner Junge werden?

Im Kindergarten wollte ich Pfarrer werden, was meine Grossmutter toll fand, später Kinderarzt oder Architekt. Als das Mythenspiel in Schwyz stattfand – damals war ich in der Sek und hörte die Proben jeweils bis nach Rickenbach – wollte ich Regisseur werden.

Sie haben das Zentralschweizer Atelier-Stipendium erhalten und waren vier Monate lang in Berlin. Was haben Sie dort gemacht?

Zum einen habe ich visuelle Weiterbildung betrieben, das heisst, ich habe viele Theater-und Tanzaufführungen besucht, vor allem an kleinen Theatern. Zum zweiten habe ich versucht, mein Netzwerk zu erweitern. Ich habe beispielsweise zwei junge Autorinnen kennengelernt – die eine studiert in Berlin, die andere erhielt ebenfalls ein Stipendium – und konnte mich mit denen austauschen und Inputs erhalten.Auch mit Regisseuren konnte ich mich unterhalten. Und zum dritten habe ich mit dem Konzept eines eigenen Stücks begonnen. Ich weiss aber noch nicht, wann und in welchem Rahmen das erscheinen wird. Aber ich hatte dort viel Zeit, in Ruhe zu recherchieren. Für mich war es auch eine kleine Auszeit, um reflektieren zu können und Rückblick auf mein zehnjähriges Schaffen zu halten: Was habe ich bis jetzt gemacht? Wie soll es weitergehen? Was suche ich in meinem künstlerischen Schaffen?

Berlin gilt als d ie Künstlerstadt. Kann man dort besser arbeiten als in Zürich?

Das ist eine gute Frage. Nein, grundsätzlich nicht. Ich zumindest würde nicht wechseln wollen. Berlin ist ein schwieriges Pflaster, um in der Kunstszene Fuss fassen zu können. Dort wimmelt es von arbeitslosen Schauspielern und Regisseuren. Als Input-Geber war die Stadt aber super, um die eigenen Grenzen zu erkennen, Neues zu sehen und vorwärts zu kommen.

Das heisst, von der Muse geküsst wurden Sie nicht?

Doch, zeitweise schon. Zum Beispiel, wenn ich etwas gesehen habe, was mich total fasziniert hat und aus dem ich selbst etwas entwickeln kann. Ein bildender Künstler hätte beispielsweise in den vier Monaten ein Bild oder eine Skulptur fertiggestellt. Im Theaterbereich arbeitet man aber selten allein, deshalb ist das etwas anderes.

Welches sind ganz allgemein die grössten Unterschiede zwischen Berlin und Zürich?

Berlin ist grösser, weniger sauber und billiger. Und noch einen Zacken offener, multikultureller und vielfältiger als Zürich.

Gibt es auch Gemeinsamkeiten?

Ja, das Trendige. Beide Städte sind Impuls-Geber und ein Magnet für alle Arten von Menschen und Ideen, Zürich zumindest für die Schweiz und Berlin europa- und weltweit.

Wie beurteilen Sie als Schwyzer, der seit Jahren in Zürich lebt, die kulturelle Situation im Kanton Schwyz?

Als nicht einfach. Vor noch nicht allzu langer Zeit habe ich mich dazu mit Leuten aus dem Kanton Schwyz und aus Uri unterhalten. Der Kanton Schwyz ist zwar kulturell sehr vielseitig, aber ihm fehlt eine Art kulturelles Zentrum. Ich denke, dass das mit der Topografie zu tun hat. Es gibt Ausserschwyz und Innerschwyz, und die Mythen sind dazwischen. Im Kanton Uri konzentriert sich alles auf Altdorf. Wenn man das mit dem Haupt-ort Schwyz vergleicht, sind das Welten.

Zurzeit läuft in Einsiedeln das Welttheater. Werden Sie es besuchen?

Ja, ich habe es vor. Ich habe das vorletzte gesehen, also das erste von Volker Hesse, das mich sehr begeistert hat. Und jetzt bin ich auf die

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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  • Dies & Das

Publiziert am

10.07.2013

Webcode

www.schwyzkultur.ch/g3n3B1