Rebekka Fässler: «Schwyz hat eine vielfältige Kulturlandschaft vorab im traditionellen Bereich und ein reiches Musik- und Theaterschaffen.» (Bild Christian Ballat)
Rebekka Fässler: «Schwyz hat eine vielfältige Kulturlandschaft vorab im traditionellen Bereich und ein reiches Musik- und Theaterschaffen.» (Bild Christian Ballat)

Dies & Das

Fässler: «Auswärtige Kultur kriegt mehr Geld als einheimische»

Zwei Millionen Schwyzer Steuerfranken fliessen ab 2010 jährlich an die Zentren Zürich und Luzern, um dortige Kulturinstitutionen mitzufinanzieren. Für die Kulturschaffenden im Kanton gibt es dagegen keinen Rappen aus der Steuerkasse. Auch beim Raumangebot zieht sich der Kanton aus der Verantwortung. Dies sind zwei Missstände, mit denen die Kulturbeauftragte des Kantons Schwyz, Rebekka Fässler, leben muss.

Was bedeutet das Wort Kultur für Sie ganz persönlich?

Kultur beschäftigt sich in verschiedenen Ausdrucksformen mit dem Innen-und Aussenleben des Menschen. Sie ist etwas, das mich auf verschiedenen Ebenen anspricht, kann mich emotional berühren, kann sinnlich sein, sie kann aber auch zum Denken anregen.

Und beruflich?

Bei meinerArbeit steht die Förderung der Kultur im Zentrum. Damit kann ich das, was mich selber überzeugt und das Leben anderer bereichern könnte, den Menschen zugänglich machen. Es geht auch darum, Leute zu unterstützen, die das Bedürfnis haben, sich kulturell auszudrücken. Ich selber habe dies nicht, bin aber sehr gwundrig. Ich versuche darum auch, den Dialog zwischen Kulturschaffenden und -interessierten möglich zu machen. Wichtig ist, dass wir Kultur vielfältig fördern können.

Hin und wieder müssen Sie Kritik einstecken von enttäuschten Veranstaltern, weil deren Gesuche um einen Förderbeitrag abgelehnt wurden. Warum macht Ihnen Ihre Arbeit trotzdem noch Freude?

Die Anzahl positiv beantworteter Gesuche ist viel höher, sie machen rund 75 Prozent aus. Es gibt Absagebriefe, die mir schwer fallen.Viel schöner ist es, jemanden anzurufen und mitzuteilen, dass er oder sie beispielsweise ein Altelierstipendium in Berlin zugesprochen erhielt. Über Zu- und Absagen entscheide nicht ich, das übernimmt die kantonale Kulturkommission, in der ich eine beratende Stimme habe.

Ist Ihr Job nur Bürokratie und Verwaltung, oder finden Sie Zeit, sich selbst nach interessanten Förderungsprojekten umzusehen?

Der Kulturförderbereich ist mit Stellenprozenten knapp dotiert. Meine Arbeit besteht nicht nur aus Bürokratie und Verwaltung. Zu meinen Aufgaben gehören auch der Ankauf und die Betreuung der Kunstsammlung, die Redaktion der Schwyzer Kulturhefte und die Beteiligung an Zentralschweizer Projekten. Es wird schon sehr eng, wenn ich nicht nur reaktiv, sondern auch proaktiv arbeiten möchte.

Die Gelder für die Kulturförderungsbeiträge kommen allesamt aus dem Lotteriefonds. Der Kanton gibt demnach keine Steuergelder für die Kultur aus.

Tatsache ist, dass Schwyz kein Kulturgesetz hat. Solange sich das nicht ändert, wird es nur möglich sein, Gelder aus dem Lotteriefonds einzusetzen. Ohne Gesetz fehlt die rechtliche Grundlage für Staatsausgaben.

Der jährliche Beitrag aus dem Lotteriefonds wurde von 500 000 auf 700 000 Franken erhöht. Reicht das, um das vielfältige Kulturschaffen im Kanton zu unterstützen?

Wenn man Kulturschaffende fragen würde, so reicht das natürlich nie. Im Vergleich mit anderen Kantonen steht Schwyz nicht schlecht da, solange es um Projekte geht, die von der Förderungspolitik zugelassen sind. Viel kostenintensiver wäre es, Kulturhäuser zu betreiben oder sich an Infrastrukturen zu beteiligen.

Ist es nicht stossend, dass der Kanton seit diesem Jahr jährlich zwei Millionen Franken aus Steuergeldern für das in Luzern und Zürich angebotene Kulturschaffen bezahlt, im eigenen Kanton aber kein Steuergeld ausgeben will?

Für mich ist das eine riesige Diskrepanz, die schon Fragen aufwirft. Die Schwyzer Bevölkerung hat es vor wenigen Jahren knapp abgelehnt, ein Kulturgesetz anzunehmen und damit Staatsausgaben für einheimisches Schaffen zu ermöglichen. Den interkantonalen Kulturlastenausgleich befürworte ich dennoch sehr. Die Beiträge an Luzern und Zürich basieren auf effektiven Besucherzahlen aus dem Kanton Schwyz. Wir profitieren da von einem hochstehenden künstlerischen Angebot, das es in dieser Form im Kanton Schwyz nicht gibt.

Erleichtert oder erschwert das Fehlen eines Kulturgesetzes Ihre Arbeit?

So paradox es klingen mag, es erleichtert meine Arbeit. Das Budget, das für die Kulturförderung zur Verfügung steht und vom Regierungsrat bestimmt wird, ist relativ konstant. Solange die Menschen an Lotterien mitmachen und so den Lotteriefonds äufnen, wird sich daran nicht viel ändern. Hätten wir ein Kulturgesetz, so wäre der Beitrag an die Kultur ein Budgetposten. Über das Kantonsbudget wird jährlich im Kantonsrat debatti

Autor

Bote der Urschweiz

Kontakt

Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

20.03.2010

Webcode

www.schwyzkultur.ch/jASqx8