«Schwyz wird immer mehr als Förderer von Kultur anerkannt», sagt Kulturförderer Franz-Xaver Risi. Bild: skp
«Schwyz wird immer mehr als Förderer von Kultur anerkannt», sagt Kulturförderer Franz-Xaver Risi. Bild: skp

Dies & Das

Kultur-Ödland Schwyz?

Der Kanton Schwyz weist eine vielfältige Kulturlandschaft auf. Das professionelle Schaffen siedelt sich dabei an der Peripherie an.

«Oft belächelt man die Kulturförderung in Schwyz. Man verwirft die Hände und sagt: ‹Ach ihr!› Das hat mich oft genervt. Mittlerweile gehe ich entspannter damit um», sagt Franz-Xaver Risi, Kulturförderer des Kantons Schwyz. Auf den ersten Blick scheint dieses Belächeln jedoch nicht ganz abwegig zu sein, fällt doch der Kanton Schwyz in Sachen Kultur vor allem mit Nichtvorhandenem auf: Der Kanton besitzt keine zentrale Kulturin­stitution (wie etwa vergleichbare Kantone wie Uri oder Glarus); ein Leitplanken definierendes Kulturgesetz wurde vom Stimmbürger 2005 knapp verworfen; die jährlichen Ausgaben für die Kultur sind schweizweit die tiefsten. Finanziert wird das Kulturleben aus einem Fonds, der durch Lotteriegelder gespeist wird oder mit anderen Worten: Kein Rappen Steuergeld fliesst in das Schwyzer Kulturschaffen.

Steigende Ausgaben

Auf den Vorwurf, das Kulturleben in Schwyz werde vom Kanton finanziell stiefmütterlich behandelt, antwortet Risi: «Zürich investiert jährlich zirka 150 Millionen Franken in die Kultur. Mehr als die Hälfte davon geht aufs Konto des Opernhauses! Das sind einfach andere Dimensionen. Schwyz hat nun mal kein professionelles Orchester oder ein Schauspielensemble, das es zu bezahlen gilt.» Das hiesige Kulturleben sei zwar kleinteilig organisiert, dafür aber sehr breit aufgestellt. Zudem habe sich der Kanton in den letzten Jahren positiv entwickelt: «Schwyz wird immer mehr als Förderer von Kultur anerkannt.»

Die Zahlen stützen Risis Wahrnehmung: Betrugen die Ausgaben aus dem Lotteriefonds 2012 noch 700000 Franken, so hat sich dieser Beitrag im Jahr 2016 auf eine Million Franken erhöht. Auch die Anzahl der unterstützten Gesuche hat sich seit 2010 verdoppelt. Laut Risi stammen die Gesuche zunehmend von Absolventen der Kunsthochschulen.

Vielfalt alsAnreiz

«Wir haben im Kanton eine starke Laienkultur. Auch das Traditionelle, das Volkstümliche ist noch sehr präsent. All diese Dinge findet man in einer Stadt weniger», so Risi. Hört man sich bei denjenigen Kulturschaffenden um, die versuchen, ihre Passion zum Beruf zu machen, so ist genau dieses Verständnis der Vielfalt ein Andockungspunkt für Kritik: «Meine Erfahrung ist, dass sich das Interesse und die Neugierde an zeitgenössischer Kunst stark in Grenzen halten. Ungewohntes und Unverstandenes wird vorschnell als ‹elitär› abgestempelt», meint etwa stellvertretend Erhard Sigrist, Performancekünstler aus Arth.

Ausdruck davon sei auch das fehlende zentrale Kulturhaus. Risi meint zu dieser Thematik: «Schwyz hat leider keine Mäzene wie die Stadt Basel oder der Kanton Uri. Doch solche Leute braucht man für den grossen Wurf.» Zudem sei es aufgrund der dezentralen Geografie und dem fehlenden urbanen Zentrum des Kantons schwierig, die Frage zu klären, wo überhaupt eine derartige Institution zu errichten sei. «In Bezug auf die bildende Kunst unterstützen wir bereits bestehende Kunsthäuser in anderen Kantonen. Es ist effizienter, für ‹unsere› Schwyzer Künstlerinnen und Künstler dort Plattformen zu schaffen, als selber ein teures Kunsthaus zu unterhalten», sagt Risi.

Braindrain in der Kunstszene

Risi definiert die Rollenverteilung der Institutionen wie folgt: «Der Kanton sieht sich nicht als Anreisser. Initiativen müssen ‹von unten› kommen.» Bezüglich dem professionellen Kunstschaffen liegt aber genau hier der wunde Punkt: Die Mehrheit der Künstler verlässt den Kanton. Die Kunsthochschulen liegen in anderen Kantonen. Die Vernetzung der Übriggebliebenen ist lose eine kräftebündelnde Interessengemeinschaft existiert nicht. Es gibt kaum schlagkräftige und kantonal organisierte Kulturvereine. «Ich kenne viele Kunstschaffende, die Schwyz demotiviert verlassen haben. Stets auf Granit zu beissen, macht müde», sagt Mischa Camenzind, Initiant der letztjährigen Kunstausstellung «Das Fabrikutop».

Auch Filmemacherin Sara Stäuble verliess den Kanton. Sie wohnt und arbeitet in Luzern und meint: «Eine zentrale Kultureinrichtung könnte vielleicht viele Leute stärker an die Region

Autor

Bote der Urschweiz

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Publiziert am

19.07.2017

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www.schwyzkultur.ch/44fFAg