Staatsarchivar Valentin Kessler in der Zeitungssammlung, welche in den Stollen verlegt wird. Bilder: Franz Steinegger
Staatsarchivar Valentin Kessler in der Zeitungssammlung, welche in den Stollen verlegt wird. Bilder: Franz Steinegger
Dem Kanton gehört die gesamte Stollenanlage im Schruttenloch. Der hinterste Bunker (wo das Auto steht) wird zum Aussenmagazin des Staatsarchivs. Bild: Franz Steinegger
Dem Kanton gehört die gesamte Stollenanlage im Schruttenloch. Der hinterste Bunker (wo das Auto steht) wird zum Aussenmagazin des Staatsarchivs. Bild: Franz Steinegger

Dies & Das

Kulturgüter gehen in den Berg

Ein verstecktes, ehemals hochgeheimes Munitionsdepot der Armee im Schlattli wird als Aussendepot des Staatsarchivs hergerichtet. Damit können Archivräume in Schwyz entlastet werden.

Es tropft von der hohen Felswand. Das Schruttenloch, wie die Gegend heisst, ist schattig. Wer vor dem düsteren, feuchten Bunkereingang steht, kann sich kaum vorstellen, dass hier dereinst wertvolles Kulturgut eingelagert wird. Doch Staatsarchivar Valentin Kessler beschwichtigt: «Wir haben uns vom Schweizerischen Nationalmuseum beraten lassen, das eine ähnliche Lagerstätte in Affoltern betreibt. Der gute Zustand des Stollens überzeugte, der Standort wird als sehr geeignet betrachtet.» Um dies zu unterstreichen, zeigt Kessler Bilder vom Innern der Anlage: Es präsentiert sich ein gut ausgekleidetes «Haus im Haus».


Relativ geringer Sanierungsaufwand


René Lütolf, Leiter der Baumanagementabteilung beim Hochbauamt, erinnert daran, dass der Stollen vom Militär schon als Lagerraum genutzt wurde: «Dementsprechend sind die Einrichtungen vorhanden, welche die Feuchtigkeit der Anlage auf einem konstanten Wert halten.» Der Kanton hat das ehemalige Munitionsdepot, bestehend aus drei Doppelstollen und einem Werkstollen, im letzten Mai für 760 000 Franken von der Armasuisse gekauft. Er wird dieses Jahr noch etwa 100 000 Franken in die Ausstattung und die technische Aufrüstung der Lüftungsanlage stecken müssen. Der Bezug ist für Ende 2018 vorgesehen. Ein Stollen ist jeweils 60 Meter lang und 5,7 Meter breit. Das Doppelstollensystem Nummer 3 wird nun mit verschiedenen Regalen möbliert: Spezialgestelle für die Lagerung von Bildern, platzsparende Rollgestellanlagen oder normale Regale, auf denen Sachen deponiert werden können. Die bestehenden Panzertüren sorgen für die erforderliche Sicherheit. Für die übrigen Bunker der Anlage im Schruttenloch ist bisher noch keine Nutzung definiert.


Die Archivräume in Schwyz sind randvoll


Der Raumbedarf für das Staatsarchiv ist ausgewiesen. Zwar hat das «Gedächtnis des Kantons» erst 2002 ein neues Gebäude mit grosszügigen Archivräumlichkeiten bezogen, doch das reicht nicht mehr. «Unsere Archive beim Kollegi und beim Bundesbriefmuseum sind voll. Zudem belegen wir Räume bei der Kantonsbibliothek, die diese selber nutzen möchte», erläutert Valentin Kessler. In die Aussenstelle im Schlattli würden jene Bestände verlegt, «bei denen die Zugriffshäufigkeit sehr gering ist oder die viel Platz beanspruchen», sagt der Staatsarchivar. Es handle sich um alte Steuerunterlagen, um Baugesuche, Unterlagen zu den Jubiläumsanlässen «700 Jahre Eidgenossenschaft». Ausgelagert werden auch Sammlungen: historische Waffen, Zeitungen, die archäologische Fundsammlung oder Teile der kantonalen Kunst- und Altertümersammlung – vom frühesten Landessiegel bis zum Originalpranger, der vor dem Rathaus in Schwyz stand. Das ehemalige Munitionsdepot liegt an der Strasse nach Aufiberg in der Nähe der Talstation der Stoosbahn. Es unterlag während Jahrzehnten der strengen Geheimhaltung, bevor es im Zuge der Armeereform 95 und der Auflösung des Alpenreduits seine Bedeutung verlor.


Bote der Urschweiz / Franz Steinegger

Autor

Bote der Urschweiz

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Publiziert am

20.02.2018

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www.schwyzkultur.ch/TJf6hE