Der ehemalige Direktor von Pro Helvetia, Pius Knüsel – hier an einem Podiumsgespräch mit der Küssnachter Theaterregisseurin Anette Windlin – stellt sich hinter die Organisation des Schwyzer Kulturlastenausgleichs . Bild: Jürg Auf der Maur
Der ehemalige Direktor von Pro Helvetia, Pius Knüsel – hier an einem Podiumsgespräch mit der Küssnachter Theaterregisseurin Anette Windlin – stellt sich hinter die Organisation des Schwyzer Kulturlastenausgleichs . Bild: Jürg Auf der Maur

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Überraschender Applaus für Schwyzer Kultur-Lösung

Pius Knüsel, der frühere Direktor von Pro Helvetia, lobt. Er hegt Sympathien für die Lösung, die Kulturlasten via Lotteriefonds auszugleichen.

Vor fünf Jahren sorgte er in der Kulturszene für grossen Aufruhr: Als Direktor von Pro Helvetia, der nationalen Organisation zur Unterstützung und Förderung des schweizerischen Kulturschaffens, lancierte Pius Knüsel eine breite Debatte über Kulturförderung. Sein Buch «Kulturinfarkt» war eine eigentliche Polemik, in welcher Knüsel eine radikale Umverteilung von Kulturgeldern forderte.

Nun überrascht Knüsel erneut, indem er den sonst wegen seiner mageren Kulturförderung verschrienen Kanton Schwyz lobt. In der «Zentralschweiz am Sonntag» verriet Knüsel, weshalb er für den Schwyzer Weg, die Kulturlasten gegenüber Zürich und Luzern nur noch via Lotteriefonds zu entgelten, Sympathien hegt. Damit erhält Schwyz nach der umstrittenen Abstimmung im September ausgerechnet aus Kulturkreisen Sukkurs.


Kritik an neuer Zahlungspolitik der Kantone

«Ich bin kein Fan regionaler Kulturfonds, welche die Subventionen grösserer Kulturhäuser auf andere Kantone umverteilen», sagte Knüsel im Interview. Eine Stadt wie Zürich, die stolz auf ihr Kulturangebot sei, soll dieses auch selbst finanzieren. Knüsel: «Die Zürcher müssen ja auch nicht für die Benutzung der Schwyzer Wanderwege zahlen, wenn sie sich am Sonntag dort erholen.» Knüsel bricht in der Folge eine Lanze für das lokale Kulturschaffen. Statt das Geld von Schwyz nach Zürich zu senden, fände er das «unter demokratiepolitischem Gesichtspunkt viel interessanter und für die Schwyzer auch produktiver».

Trotzdem findet Knüsel nicht alles gut an der neuen Lösung mit Lotterie­geldern. «Dass immer mehr Kantone ihr Kulturangebot umfänglich über den Lotterfonds finanzieren, halte ich für sehr problematisch», schränkt er gegenüber der «Zentralschweiz am Sonntag» ein. Grund: Die Beiträge würden mit grösserer Unverbindlichkeit gesprochen, die Planungssicherheit sei klein. Denn niemand wisse, ob die Schweizer Spieler künftig ihr Geld in Deutschland ausgäben oder ob die Lotterie vollkommen in den Online-Bereich abwandere. «Kantone, die ihre Kulturausgaben allein über den Swisslos-Fonds finanzieren, hätten dann ein Problem.» Deshalb, so der ehemalige Pro-Helvetia-Chef, gehörten seiner Meinung nach «regelmässige Förderbeiträge ins reguläre Budget». Der Wandel finanztechnischer Grundlagen sei der «Kulturszene entgangen», mutmasst Knüsel.

Knapp 56 Prozent der Schwyzer entschieden an der Urne am 24. September, die rund 1,8 Mio. Franken Kulturlastenausgleich künftig aus dem Lotteriefonds und nicht mehr aus dem regulären Kantonsbudget zu entrichten. Die Stimm­beteiligung betrug 47 Prozent.


Bote der Urschweiz / Jürg Auf der Maur

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Bote der Urschweiz

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Publiziert am

07.11.2017

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www.schwyzkultur.ch/UrSmTN