Offiziell die erste von 160 Veranstaltungen: Regierungsrat Michael Stähli ist für die Kultur im Kanton Schwyz zuständig und durfte gestern Abend in Einsiedeln mit Freude und Stolz das 5. Schwyzer Kulturwochenende eröffnen. Bild Patrizia Pfister
Offiziell die erste von 160 Veranstaltungen: Regierungsrat Michael Stähli ist für die Kultur im Kanton Schwyz zuständig und durfte gestern Abend in Einsiedeln mit Freude und Stolz das 5. Schwyzer Kulturwochenende eröffnen. Bild Patrizia Pfister

Dies & Das

«Wir dürfen unsere Kultur selbstbewusst präsentieren»

Heute startet das dreitägige 5. Schwyzer Kulturwochenende statt mit 160 Veranstaltungen in 33 Ortschaften. Regierungsrat Michael Stähli erklärt als «Kulturminister», warum genau diese Vielfalt das Kulturleben im Kanton Schwyz bestens repräsentiert.

Mit Michael Stähli sprach Andreas Knobel


Andreas Knobel: Michael Stähli, als unser Kulturminister müssen Sie sich an diesem Wochenende zwangsläufig klonen.


Michael Stähli: Ja, das ist tatsächlich so. Ich habe viele Einladungen erhalten, die meisten kann ich leider nicht wahrnehmen. Und weil ich mich nicht klonen kann, werde ich mir aus dem umfangreichen Angebotsfächer mein spezifisches Kultur-Menü zusammenstellen. Das geht wohl allen so. Dies entspricht jedoch auch der Konzeptidee des Schwyzer Kulturwochenendes – es hat bestimmt für jeden Kulturgeschmack genügend Angebote.


Können Sie uns einige Zahlen zum Schwyzer Kulturwochenende nennen?


Es sind rund 160 Veranstaltungen in 33 Ortschaften – zweifellos eindrückliche Zahlen. Dazu kommen zahlreiche zusätzliche Begleitanlässe aus privater Initiative.


Sind das nicht Trittbrettfahrer? Stören Sie diese nicht?


Nein, das könnten wir sowieso nicht steuern. Warum nicht das Kulturwochenende sozusagen als Sprungbrett nutzen? Das ist völlig okay, das regt sogar gegenseitig an.


Es sind unfassbar viele Veranstaltungen – also Quantität vor Qualität?


Nein, Qualität kann bei allen Anlässen erwartet werden. Die Quantität zeigt jedoch die Kulturvielfalt im Kanton Schwyz. Quantität schliesst Qualität schliesslich nicht aus. Es ist doch ein bisschen wie eine Gewa, eine Leistungsschau, in der man sich im besten Licht zeigen will. Aber wäre es nicht sinnvoller, diese Anlässe übers Jahr zu verteilen? Anlässe übers Jahr finden sowieso statt. Das Schwyzer Kulturwochenende bietet jedoch die Chance, Kultur in allen Gemeinden gleichzeitig sichtbar zu machen. Dieses Wochenende verbindet Gemeinden und schafft ein gemeinsames «Kulturnetz».


Wie soll man das Kulturwochenende als Besucher managen? Wie informiert man sich am besten?


Unser Partner, SchwyzKulturPlus, hat breit Plakate gestreut sowie Flyer und Booklets hergestellt, dazu kommen Inserate. Einen guten Überblick bietet sicherlich die Homepage www.kultur-wochenende.ch.


Und für den innerkantonalen Austausch gibts den Kulturbus?


Genau, ab Pfäffikon fahren zwei begleitete Busse, welche verschiedene Angebote entweder mit Hauptakzent Innerschwyz oder mit Schlaglicht Einsiedeln, March und Höfe auf angenehme Art verbindet. Das wird eine wahre Kultur-Entdeckungsreise, sie kam letztes Mal sehr gut an. Allerdings ist dafür eine Anmeldung notwendig.


War es denn ein Ziel von Organisator SchwyzKulturPlus, möglichst viele Anlässe miteinzubeziehen?


Eigentlich nicht, aber die Anzahl Anlässe ergibt sich aus dem Anspruch, die Vielfalt der Schwyzer Kulturlandschaft einer möglichst breiten Bevölkerung im Kanton sichtbar und erfahrbar zu machen. Viele Kunstschaffende sehen diese Chance und beteiligen sich. Die letzte Austragung 2016 mit über 20 000 Kulturinteressierten zeigt, dass dieses Konzept auf Anklang stösst und eine grosse Wirkung entfaltet.


Wurden alle angefragt oder ist das Kulturwochenende inzwischen ein Selbstläufer?


Ja, das Kulturwochenende ist tatsächlich sowas wie ein Selbstläufer geworden. Nach der Ausschreibung kommen die Anmeldungen inzwischen in grosser Zahl rein, es gibt eine Art Sog. Sehr erfreulich ist, dass dieses Jahr auch einige Gemeinden mit ihren Kulturkommissionen eigene Initiativen entwickeln. Wichtig ist, dass das Kulturwochenende das Verständnis und das Bewusstsein für Kultur stärkt. Darunter sind allerdings sehr viele sehr kleine Veranstaltungen.


Fehlt nicht der grosse Wurf?


Der grosse Wurf entspricht nicht unserer Alltagskultur im Kanton Schwyz, welche anlässlich des Kulturwochenendes gezeigt werden soll. Es sind die überschaubaren Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Film-, Theater- und Tanzvorführungen, offenen Ateliers, Führungen und vielen anderen Anlässe mehr, welche die Identität der Schwyzer Kultur prägen.


Sie schreiben im Vorwort zum Programmbüchlein, dass es im Kanton Schwyz tatsächlich kaum grosse Bühnen gibt. Sind wir immer noch kulturelle Trittbrettfahrer?


Nein, wir sind längst keine kulturellen Trittbrettfahrer mehr. Klar gibts im Kanton Schwyz kaum «Kulturtempel». Eine grosse, fixe Institution würde bei uns aber gar keinen Sinn machen, dafür liegen die Zentren Zürich und Luzern zu nahe. Diese entlasten uns in dieser Hinsicht, deshalb zahlen wir ja auch eine Zentrumsabgeltung. Es braucht sowohl die Alltagskultur innerhalb unseres Kantons als auch die anspruchsvollen Angebote in den Städten. Durch die Nähe zu den Zentren und den kurzen Wegen zu einem hochwertigen Kulturangebot weist der Kanton Schwyz eine hohe Standortqualität auf. Die Kulturförderung unterstützt sowohl das innerkantonale wie auch das überregionale Kulturschaffen, weil dies einem Bedürfnis der Schwyzerinnen und Schwyzer entspricht.


Also kein Minderwertigkeitskomplex gegenüber den grossen Kulturstädten Zürich und Luzern?


Nein. Der Kanton Schwyz kann und soll seinen reichhaltigen Kulturraum selbstbewusst präsentieren. Unser Kulturleben wächst aus dem Alltag mit den vielen Vereinen und Kulturinstitutionen heraus. Daraus ergibt sich ein breiteres und differenzierteres Kulturverständnis. Dies wird anlässlich des Kulturwochenendes abgebildet. Wir brauchen uns also wirklich nicht zu verstecken.


Was bleibt vom Kulturwochenende längerfristig?


Die Bestätigung, dass die Kulturlandschaft Kanton Schwyz nicht nur äusserst lebendig und vielfältig ist, sondern auch qualitativ ein hohes Niveau erreicht. Und für uns ist es eine Bestätigung, dass wir mit unserer Kulturförderung auch wirklich eine Wirkung erzielen. Dies obwohl wir den einzelnen Künstlerinnen und Künstlern kein Honorar zahlen, sondern lediglich das Konzept des Kulturwochenendes von KulturSchwyzPlus zur Verfügung stellen können.


Zum Schluss: Ihr Geheimtipp?


Da möchte ich mich wirklich lieber nicht festlegen. Sagen wir es einfach so: Kultur von A bis Z – von Ausstellung bis TanZ!


Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Andreas Knobel

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

20.04.2018

Webcode

www.schwyzkultur.ch/cgDStJ