«Arme Seelen hinterlassen keine Spuren» - 1
Der Schwyzer Filmemacher Edwin Beeler hat einen weiteren interessanten Film abgedreht.
Der Schwyzer Filmemacher Edwin Beeler hat einen weiteren interessanten Film abgedreht.
Kinostart ist am 13. Januar 2011.
Kinostart ist am 13. Januar 2011.

Film

«Arme Seelen hinterlassen keine Spuren»

Der Schwyzer Filmemacher Edwin Beeler hat in den letzten vier Jahren einen Film realisiert zum Thema «Arme Seelen». Der Film bereist mystische Landschaften der Zentralschweiz, wo Alteingesessene, geprägt vom katholischen Milieu, sagenhafte Geschichten von wiederkehrenden Verstorbenen erzählen. Der Film hat am 9. Januar Premiere, unter anderem in Schwyz und Altdorf. Kinostart ist am 13. Januar.

Mit Edwin Beeler sprach Franz Steinegger

Was sind «Arme Seelen»?

Der Volksglaube besagt, dass dies die Seelen Verstorbener sind, die zwar in den Himmel kommen, aber noch eine Zeit lang abbüssen müssen für Sünden und Verfehlungen während ihres irdischen Lebens. Sie kehren an Orte zurück, an denen sie gelebt haben. Sie können nicht loslassen, müssen wandeln, umgehen. Sie machen sich bemerkbar in der Hoffnung auf Hilfe.

Wie kann man ihnen helfen?

Ich bin kein Fachmann fürs Feinstoffliche. Aber aufgrund der Menschen, die im Film aussagen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann versuchen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, eine Messe «spenden» oder Gebete sprechen. Allerdings muss man «dabei» sein, also an sie denken. Möglichst viele Gebete hinunterleiern nützt nichts.

«Arme Seelen» wandeln. Was kann man darunter verstehen?

Sie ziehen umher und besuchen regelmässig die gleichen Orte, gleichsam in Kreisen. Sie zeigen ihre Anwesenheit den Lebenden in immer gleichen Handlungen: Durch frösteln, Lufthauch, Grauen hervorrufen, anklopfen, poltern, Berührungen – in extremen Fällen kann man sie auch sehen. Aber sie «gehen» nicht in unserem Sinn. Ein Urner Älpler hat mir erzählt, dass er eine «Arme Seele» gesehen habe, aber das Gras, worauf sie stand, war nicht geknickt. Sie schweben gleichsam, hinterlassen keine Spuren.

Das klingt ziemlich angsteinflössend. Muss man vor ihnen Angst haben?Sind sie gefährlich?

Nein, sie tun einem nichts, sondern suchen nur Hilfe auf ihrem Weg zum ewigen Frieden. Das macht den Unterschied zu den Dämonen, die hasserfüllt und zur Hölle verdammt sind. Im Gegensatz zu den «Armen Seelen» können die Dämonen nicht erlöst werden.

Wie kann man sich gegen Dämonen schützen?

Josef Wolf, Propst des Chorherrenstiftes Beromünster (der auch im Film befragt wird), rät, sich nicht auf Dämonen einzulassen. Man soll sie vertreiben mit Gebeten oder Weihwasser. Auch der in katholischen Kirchen eingesetzte Weihrauch hat diese Funktion, denn man sagt, die bösen Geister hätten den Weihrauch nicht gern.

Das klingt alles ein bisschen nach Hokuspokus. Wie stellt sich die katholische Kirche dazu?

Okkulte Handlungen sind streng verboten. Begegnungen mit «Armen Seelen» aber sind nicht Okkultismus, sondern Teil des Volksglaubens. Der Mensch fragt: «Ist da nach dem Tod noch etwas? Gibt es eine Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits?» Der Glaube an die «Armen Seelen» wurde früher durch die katholische Kirche gefördert. Es gibt verschiedene Ausformungen und Riten dazu, beispielsweise den Allerseelentag (2. November) oder die Fürbitte «Herr, gib ihnen die ewige Ruhe – und das ewige Licht leuchte ihnen!».

Nun ist es ja so, dass nur die allerwenigsten mit Wiederkehrern in Berühung kommen. Was sind das für Menschen?

Es sind hellsichtige, feinfühlige, starke, erdverbundene Leute, die an das glauben, es zulassen und nicht Angst davor haben. Auch Kinder bis zum Alter von etwa vier Jahren nehmen Übersinnliches viel mehr wahr. Die «Armen Seelen» treten meist in Berggegenden und Alpen, vorwiegend in bäuerlichem Milieu, auf.

Warum ausgerechnet in abgelegenen Gebieten und nicht in Städten?

Im Gebirge, in abgelegenen Gegenden, wird nicht dreingeplärrt, man hört und sieht die Natur ungefiltert. Zudem sind die Menschen, die in meinem Film mitwirken, starke, geerdete Leute. In den rauen Berggegenden bleibt vieles rätselhaft. Man hinterfragt sich, warum das Vieh im Stall krank ist oder ein Ziegenkitz plötzlich stirbt. Das Unerklärliche ist ein starker Antrieb, auf die Suche nach der Ursache zu gehen, die auch in Übersinnlichem begründet sein mag. Heute gibt es kaum noch Menschen, die von Begegnungen mit «Armen Seelen» erzählen können.

Warum sind sie fast vollständig verschwunden?

Früher sass man nach dem Feierabend am Küchentisch und erzählte sich Geschichten. Die Kinder hatten dann Angst, ein Geist oder Krokodil sei unter dem Bett. Das prägte. Heute haben wir eine Einweg-Kommunikation: Man sitzt vor dem Fernseher und lässt sich beriese

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

08.01.2011

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