Der Innerschwyzer Dialekt ist für mich wie Musik - 1

Film

Der Innerschwyzer Dialekt ist für mich wie Musik

Xavier Koller, Oscar-Preisträger aus dem Talkessel Schwyz. An vielen Stellen in seiner bisherigen Arbeit taucht die Urkraft dieses Schwyz wieder auf. Was hält er heute von seiner alten Heimat? Was denkt er über die Idee für eine Tell-Verfilmung?

Mit Xavier Koller sprach Josias Clavadetscher

Sie sind in Ibach und Ingenbohl aufgewachsen.

Ich bin im Spital Schwyz auf die Welt gekommen. Wir haben relativ kurze Zeit in Ibach gewohnt und dann länger in Ingenbohl. Meine Eltern haben auf dem Areal der Zementfabrik die Kantine geführt, dort haben wir auch gewohnt. Ich war bis zur dritten Klasse hier.

Wenn Sie heute zurückkommen in den Schwyzer Talkessel, tauchen da viele Erinnerungen auf?

Ja natürlich, das ist ein Teil von mir, ein Teil meiner inneren Heimat. Da fühle ich mich wohl, ich bin gerne hier. Ich habe diese Sprache gerne, auch wenn ich den Dialekt selber nicht mehr gut spreche. Diese diversen Innerschwyzer Dialekte sind für mich Musik, sie sind sehr ausdrucksstark. Es gibt im Dialekt Worte und Redewendungen, die man an anderen Orten gar nicht kennt. Der Dialekt hat eine viel grössere Aura, die man interpretieren kann. Je nachTonfall bedeuten die Worte manchmal sogar etwas völlig anderes. Die Innerschwyzer Dialekte sind oft sogar etwas hinterhältig in der Anwendung. Man muss die Leute anschauen, um zu verstehen, was sie wirklich meinen; das finde ich spannend.

Ist der Schwyzer Dialekt nicht auch eine sehr raue, grobe Sprache?

Ein Dialekt ist immer von der Umgebung geprägt. Wer im Dorf Schwyz aufgewachsen ist, der spricht anders als einer aus dem Muotatal, wo es chuuten und machen kann. Das färbt ab. Die Sprache ist Ausdruck von Kraft, es geht nicht um Respektlosigkeit.

Haben Sie noch Verwandte und Bekannte in der Region?

Ich habe Verwandte hier, in Schwyz, mütterlicherseits in Einsiedeln und im Muotatal. Schulkollegen kenne ich eigentlich keine, da war ich wohl zu lange zu weit weg. Ich bin auch nie an die Klassenzusammenkünfte gegangen, obwohl ich immer wieder Einladungen erhalten habe. Aber der Reiseweg war einfach zu weit.

Aus der Distanz betrachtet, welche Veränderungen stellen Sie an Schwyz fest?

Architektonisch hat man nicht immer sehr viel Glück gehabt. Ein restriktiveres Baugesetz wäre wichtig gewesen. In den 50er- und 60er-Jahren ist viel hingeklotzt worden, was zwar funktional ist, aber nicht gut aussieht. Wobei ich kein sentimentaler Mensch bin. Mir kommen keine Tränen, wenn ich die Mythen sehe. Die Landschaft ist aber eine Wucht, diese Kraft, es ist gewaltig.Wenn man hier wohnt, sieht man diese Schönheit nicht, weil es normal ist. Ich geniesse sie. Vielleicht merkt man das erst, wenn man älter wird.

Sie haben zuerst eine Lehre als Feinmechaniker absolviert?

Das war eine Art Notberuf, weil ich nicht gewusst habe, was ich machen soll. Ich wollte zum Zirkus. Mein Vater hat gesagt, dass ich Clown nicht mehr lernen müsse, weil ich schon einer sei. Zuerst müsse ich einen anständigen Beruf lernen, nachher sei ich selber verantwortlich und könne mein Leben selber versauen, wenn ich das wolle. Nur müsse ich dann nie bei ihm fragen kommen, wenn es etwas koste.

Wie sind Sie zum Film und zum Schauspiel gekommen?

Nach vier Lehrjahren habe ich meine Pflicht erfüllt gehabt und einen guten Lehrabschluss hingelegt. Dann bin ich sofort meinen Ambitionen nachgegangen und habe die Schauspielschule in Zürich besucht.

Das war der Wechsel zur Kamera?

Das hat einige Jahre gedauert. Zuerst habe ich die Schauspiel-Abendschule besucht und nebenbei gearbeitet. Ich hatte ja kein Geld und musste die Schule selber bezahlen. Mit einem Kollegen habe ich eine Druckerei eröffnet und dort als Servicemechaniker für die Druckmaschinen gearbeitet. Daneben habe ich die Schule besucht, das hat funktioniert. Nach der Schauspielschule bin ich ans Theater nach Göttingen gegangen, das war mein erstes Engagement als Schauspieler. Dort habe ich zum Leidwesen des Theaters nebenbei in Werbefilmen mitgespielt. Das wurde mir angekreidet, weil man die Bühne als Kunst und den Film als verwerflich betrachtet hat. Aber wenn ich 2000 Franken an einem Tag verdienen konnte, dann konnte ich davon drei Monate leben. Da hatte ich keine Berührungsängste. So bin ich zum Film gekommen.

Es gab also kei

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

26.03.2011

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