Die Künstlerin Barbara Gwerder zeigt ihre Bilder und Skulpturen in der Kunsthalle im Bourbaki in Luzern. Bild: Silvia Camenzind
Die Künstlerin Barbara Gwerder zeigt ihre Bilder und Skulpturen in der Kunsthalle im Bourbaki in Luzern. Bild: Silvia Camenzind

Kunst & Design

«Ich bin doch auch ein ‹Chnebelgrind›»

Da freut sie sich. Und wie. Die Künstlerin Barbara Gwerder, mit Wurzeln in Muotathal, zeigt ihre Bergbilder in der Kunsthalle im Bourbaki in Luzern.

Entstanden sind die Bilder in der Muotataler Bergwelt, auf der Ruosalp im Grenzland zwischen Schwyz und Uri. Der Ort war rau, die Bedingungen hart, die Künstlerin ging an ihre Grenzen, schleppte ihre grossen Leinwände in den Schnee, malte in und mit der Natur die Berge, immer wieder. Eine Auswahl der Bilder ist in der Kunsthalle zu sehen. In der Mitte des Raums ragen lange Holzstangen in die Höhe, darauf Ovale aus Beton.

Eine Spinnerin sei sie


«Chnebelgrinde», erklärt Barbara Gwerder. Sie habe schon gewusst, was die Bergbauern im Bisisthal von ihr und ihrem Projekt gedacht hätten, auch wenn sie nichts sagten. «Eine Spinnerin ist das», lacht Gwerder. Verschmitzt fügt sie an: «Ich bin doch auch ein solcher ‹Chnebelgrind›.» Von der harten Zeit weitab von der Zivilisation, von den langen Abenden am Feuer, wo Barbara Gwerder versuchte, sich etwas aufzuwärmen, zeugen ihre Edelweisse. 3000 hat sie auf der Alp vor dem Feuer aus Brennholz geschnitzt. Auch sie sind an der Ausstellung zu sehen, imposant und poetisch. Man erahnt die langen, einsamen Abendstunden.

Grenzerfahrung gesucht


Die Künstlerin hat diese Grenzerfahrung bewusst gesucht, anders geht es für sie nicht. Das Schwierige gehört bei ihr zum Prozess. Das ist ihre Natur. Nun, da der Kraftakt vorbei ist, freut sie sich, wenn Besucherinnen und Besucher Fragen stellen. Sie mag diesen Austausch. Zudem gehen Türen auf, es entstehen neue Kontakte, die zu neuen Projekten führen. Barbara Gwerder erzählt dem Publikum auch von ihrem Wirken im grössten Atelier der Welt: «Steht man vor diesen imposanten Bergen, ist es die grösste Schwierigkeit, mich nicht von der Schönheit verführen zu lassen.» Wie das alles darstellen, ohne zu kopieren? Die Künstlerin hat zu ihrer authentischen Form gefunden. «Die Leute spürten etwas von dieser Kraft», hat sie in den Gesprächen erfahren. Gwerders Lebenspartnerin, Esther Heeb, ist Filmemacherin. Sie hat Gwerder auf der Alp besucht und den Film «Über den Tannen» realisiert, der das nächste Mal am 16. Februar im Stattkino, im Untergeschoss des Bourbaki-Gebäudes, gezeigt wird. Die Finissage ist dann am Sonntag, 15. März, mit Filmvorführung um 11 Uhr und einem Gespräch mit der Künstlerin und dem Kurator Michael Sutter um 13 Uhr.

Knapp vier Jahre


Fast vier Jahre lang hat «Der Alpstreich » Barbara Gwerder beschäftigt. Nun geht sie mit der Ausstellung «Mitten im Motiv» noch ins Wallis und nach Graubünden. Es wird ihr auch dort, wie in allen vorangegangenen Ausstellungen, schwer fallen, ihre Bilder zu verkaufen. Sie sind ihr ans Herz gewachsen, sie gibt sie nicht gerne her. «Ich bin nicht an Reichtum interessiert. Ich will meine Freiheit behalten. Ich bin und bleibe ein ‹Chnebelgrind›, das ist mein Luxus», betont die Künstlerin ihre Narrenfreiheit. Barbara Gwerder konnte inzwischen im Atelier Berlin malen, als Nächstes steht ein Aufenthalt in Leipzig an. Täglich malt sie zu Hause in Herlisberg. Doch zwischen Ausstellungen und dem Film lässt sie die intensive Zeit auf der Alp einfach nicht los. Wie es weitergeht, ist offen. «Vielleicht gehe ich nochmals nach oben, um etwas Neues zu finden», sinniert sie.

Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind

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Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

13.02.2020

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