Harry Kälin aus Muotathal (links) und Guido Kälin aus Cham verstehen sich nicht nur musikalisch bestens. Bild: PD
Harry Kälin aus Muotathal (links) und Guido Kälin aus Cham verstehen sich nicht nur musikalisch bestens. Bild: PD

Musik

«Ich tauchte schon als kleiner Junge in den Chicago-Blues ein»

Harry Kälin und sein Onkel Guido Kälin machen gemeinsam Musik. Als Chäli-Chäli bringen sie Blues und Country unter die Menschen.

Samstagmorgen. Der «Ländlerzmorge » von Radio Central hat begonnen. Vor dem Radio sitzt gespannt Harry Kälin. Der vierjährige Junge kennt jeden Tanz, der gespielt wird. «Ich war geradezu süchtig nach dem ‹Ländlerzmorge› », sagt der mittlerweile 21-jährige Mann. Er wollte jeden Ton hören. Ländlermusik hat ihn früh in ihren Bann gezogen. Auch heute noch hört Harry Kälin gerne Ländler. Doch schon früh kam der Tag, als sein Herz und seine Seele sich leidenschaftlich dem Blues hingaben. «Ich war etwa fünf Jahre alt, als mein Vater mit einer Schallplatte von Jerry Lee Lewis nach Hause kam», sagt er, «ich war vom ersten Ton an verliebt in diesen Sound.» Der kleine Harry ahmte den Rock ’n’ Roller nach. Er wollte spielen wie er, sein wie er. «Ich sah Videos, wie Jerry Lee Lewis spielte, seinen Stuhl wegschmiss, mit seinen Füssen das Piano bearbeitete, seine Haare herumschmiss», sagt Harry Kälin. Der kleine Junge war hin und weg vom Musiker und von dessen Musik. Der Muotathaler brachte sich das Klavierspielen selber bei, anschliessend auch das Gitarrespielen. Er tauchte vor allem in den Chicago-Blues ein und wollte immer mehr davon wissen, hören und dann auch spielen. «Ich habe stundenlang gespielt, immer in meinem Kämmerlein. Ich getraute mich nie, vor jemandem zu spielen», sagt er. Für ein Familienfest munterten ihn Familienmitglieder dazu auf, seine Gitarre mitzunehmen und zu spielen. Gemeinsam mit seinem Onkel spielte er Blues-Stücke. «Und plötzlich haben wir gemerkt, wie es groovt», lächelt er. Das Eis war definitiv gebrochen. So entstand die Idee, gemeinsam mit seinem Onkel Guido öffentlich aufzutreten. Guido Kälin, heute 61 Jahre alt, ist bereits ein alter Hase in der Musikszene. Der gebürtige Einsiedler war bereits als Teenager Musiker und in der sogenannten Teddy-Boy-Szene unterwegs. Seine Band Flaming Stars war in den 80er- Jahren ein Riesenbegriff in der hiesigen Musikszene.

Ziel wäre es, eigene Songs zu schreiben


Die beiden Musiktalente Harry und Guido Kälin traten das erste Mal im Jahr 2020 in der Badi Küssnacht gemeinsam als Chäli-Chäli auf. «Es kam gut», meint Harry Kälin lächelnd. Seither sind Harry und Guido Kälin gemeinsam als Chäli-Chäli unterwegs. «Es funktioniert einfach unglaublich gut zwischen uns. Manchmal haben wir sogar denselben möglichen neuen Song im Kopf, ohne dass wir vorher davon gesprochen haben.» Die beiden Musiker spielen Coversongs von Bluesern der 40er- und 50er-Jahre. «Mein Ziel wäre es jedoch schon, eigene Stücke zu schreiben», sagt Harry Kälin. Er möchte den Blues wieder unter die Menschen zu bringen. «Manchmal sitze ich neben einem Stammtisch mit älteren Menschen und höre ihren Gesprächen zu. Es gäbe genug wundervolle Themen, über die man Songs schreiben könnte.»

Den Wert von guter Musik wertschätzen


Harry Kälin merkt man seine Leidenschaft an, wenn man ihm zuhört. «Mir ist wichtig, dass handgemachte, gute Musik nicht als Selbstverständlichkeit angesehen wird», sagt er. Er erinnere sich, wie sein Vater und sein Onkel in Zürich nach raren Schallplatten oder neuen eigenen Entdeckungen suchen mussten. «Es war wie eine Schatzsuche damals. Man stelle sich vor, wie sie sich gefühlt haben müssen, wenn sie was richtig Gutes gefunden haben», lächelt Harry Kälin. Er wolle Spotify und dergleichen nicht schmälern. «Aber ich finde, man muss den Wert von guter Musik noch einmal mehr wertschätzen. » Wie einen Schatz, den man im heutigen Dschungel der Musik gefunden hat.

Bote der Urschweiz / Nicole Auf der Maur

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Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

19.04.2023

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