Maya Lalive: Die ehemalige Nationalrätin vor einem ihrer grossen Bilder von kleinen Gesteinsformationen. Die Fotos werden mit Airbrush-Technik auf Glas- oder Aluminiumplatten übertragen. Bild Tobias Humm
Maya Lalive: Die ehemalige Nationalrätin vor einem ihrer grossen Bilder von kleinen Gesteinsformationen. Die Fotos werden mit Airbrush-Technik auf Glas- oder Aluminiumplatten übertragen. Bild Tobias Humm

Kunst & Design

Grosse Bilder kleiner Felsen

Die ehemalige Nationalrätin Maya Lalive hat sich in den letzten Jahren dem Bergsteigen und der Kunst verschrieben. In einer Ausstellung in Ottenbach zeigt sie grossformatige Fotos und Bilder.

Maya Lalive erinnert sich, ein an Kunst interessiertes Kind gewesen zu sein. «Auf allen Fotos aus meiner Jugend bin ich am Malen.» In einer Ausstellung vom 15. Mai bis 12. Juni zeigt sie in der «Galeriemarlène» in Ottenbach neue Werke. Heute bedauert die durchtrainierte Anfangsfünfzigerin, dass sie nicht früher den Mut gehabt hat, ihren Neigungen mehr nachzuleben. Ihr Weg führte sie über ein Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und englischen Literatur und über frühe journalistische Versuche zum damaligen Bankverein. Dort war sie für den Kunsteinkauf zuständig. Ihr Weg ging weiter im Bereich Marketing und Kommunikation, in dem sie auch heute noch mit einer eigenen Beratungsfirma ein wirtschaftliches Standbein hat. Vier Jahre lang vertrat sie ausserdem den Kanton Schwyz als FDP-Nationalrätin in Bern. In dieser Funktion äusserte sie sich zu verschiedenstenThemen. Ihr Leben schien auf dem Erfolgsgleis zu verlaufen. «Ich hatte aus heutiger Sicht lange Zeit zu wenig Druck, etwas Neues zu machen.»

Spätberufene Bergsteigerin

Das Neue kam von aussen auf sie zu. Erst vor vier Jahren begann sie mit Bergsteigen. Durch Zufall durfte sie ein erstes Mal am Seil eines Freundes mitklettern, und nach wenigen Metern war es geschehen. «Es war eine Liebe auf den ersten Blick», erklärt sie das damalige Erlebnis. Schnell begann sie auf immer schwierigeren Routen durch Wände und über Grate auf Berge zu klettern. Am liebsten sind ihr heute grosse, anspruchsvolle Routen in den obersten Schwierigkeitsgraden. Ihren Fotoapparat hat sie immer dabei.

Der Fels als Partner

Sie erlebt beim Klettern weniger die eigene Verletzlichkeit als die des Berges. Sie erfährt den Fels als Partner, der trotz seines wuchtigen Aussehens und seiner scheinbaren Härte bei genauer Betrachtung ein in steter Umwandlung stehendes Material ist. Licht und Wasser, Frost und Hitze verändern den Fels scheinbar und auch wirklich, indem sie ihn je nach Lichtverhältnissen anders erscheinen oder langsam erodieren lassen. Beim Klettern ist sie ganz nahe am Fels, und diese Nähe führt zu ganz intimen Aufnahmesituationen. Der Fels gibt sich der Beobachterin preis, und sie zeichnet mit der Kamera die Geheimnisse auf, die er ihr verrät. Indem sie mit der Kamera nahe und immer näher an die feinen Strukturen des Felsens geht und diese fotografiert, entstehen überraschende Bilder. Diese Fotos lässt sie in einem digitalen Airbrush-Verfahren auf riesige Aluminium- oder auf Glasplatten übertragen. So werden die tageszeitlichen, aber auch die langfristigen Prozesse im Fels sichtbar. Erosionsprozesse und Lichteinwirkungen zeigen ihre Bilder, aber auch die Entstehungsgeschichte des einstmals zähflüssigen und vor Jahrmillionen erstarrten Materials wird sichtbar. Eine andere Art der Auseinandersetzung mit den sinnlichen Erfahrungen des Bergsteigens drückt Maya Lalive malend aus.

Von der Fotografie zur Malerei

Die Mehrschichtigkeit der Erfahrung in der Begegnung mit dem Fels drückt sie aus, indem sie Farbe in vielen Schichten übereinander auf ihre oft sehr grossen Leinwände aufträgt. Im Gegensatz zu den hochglänzenden Glasplatten sind die gemalten Bilder absolut matt. Kein Leuchten oder Scheinen. Ruhige, dunkle Farben herrschen vor. Viele sind monochrom und verraten nur dort, wo die Leinwand in den Rahmen übergeht, wie viele Schichten übereinander liegen.

Bote der Urschweiz

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Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

13.05.2011

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