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«Alte Musiker wieder ans Licht holen»
Am Dienstagabend fand im Gasthaus St. Meinrad auf dem Etzelpass die Vernissage des neuesten Bandes der Schwyzer Hefte statt. Der Andrang war gross.
Das neue Schwyzer Heft ist der Volksmusik aus Einsiedeln, Alpthal und dem Ybrig gewidmet. Der Ort der Vernissage war nicht zufällig gewählt. Einsiedeln gilt mit der «Hudeli-Musig» (Ländlerkapelle Fuchs) als Geburtsort der Innerschweizer Ländlermusik und der traditionelle «Zischtigs-Musighöck» findet jeweils im Gasthaus St. Meinrad statt. So auch am vergangenen Dienstagabend im Anschluss an die Vernissage.
«Ruhstaller ist ein Glücksfall»
Die Schwyzer Hefte gibt es seit 1973 und mittlerweile ist die Reihe bei Band 108 angelangt. Das erste Heft war den Chlefeli gewidmet und umfasste 32 Seiten mit einigen Schwarz-Weiss-Abbildungen. Heft 108 umfasst 160 Seiten, erscheint in einem luftigen Layout und ist sehr reich und farbig illustriert. Autor Pius Ruhstaller ist der ideale Mann für die Thematik des neuen Heftes. Ein Glücksfall, wie Michael Stähli sagte. Er ist Sachbearbeiter bei der Geschäftsstelle der Kulturkommission des Kantons Schwyz, aktiver Ländlermusikant und dadurch mit der Materie vertraut und bestens vernetzt. Pius Ruhstaller war bereits als Redaktor des Bandes 104 der Schwyzer Hefte zum Thema «Innerschwyzer Volksmusik» verantwortlich, hatte aber noch sieben Mit-Autoren. Für das neueste Heft, hinter dem ebenfalls wieder riesige und sehr seriöse Arbeit steckt, ist er alleiniger Autor.
Erstmals veröffentlichte Fotos
Er holt die alten Musiker wieder ans Licht und stellt die jungen vor, zeigt den bedeutenden Stellenwert der Volksmusik, erklärt die alten Tanzbräuche und stellt auch Schwyzer Volksmusiker im Ausland vor. Erwähnenswert ist auch die reiche Illustration des Heftes. Viele Aufnahmen aus privaten Fotoalben sind erstmals veröffentlicht. Regierungsrat Stähli dankte ganz besonders Autor Pius Ruhstaller für seine grosse Arbeit, aber auch der Druckerei Triner AG in Schwyz für das Layout und den Druck des Werkes.
Packend und informativ
Pius Ruhstaller erklärte nach den Begrüssungs- und Dankesworten des Präsidenten der Kulturkommission packend und sehr informativ den Werdegang und Hintergrund seines Werkes. Vor zwei Jahren erhielt er den Auftrag zum Erfassen der Volksmusik in Einsiedeln, Alpthal und dem Ybrig. Als Quellen dienten ihm unter anderem auch das Archiv des Einsiedler Anzeigers, diverse Zeitschriften und vor allem die persönlichen Kontakte zu aktiven und den Nachfahren früherer Ländlermusiker. Anhand alter Tondokumente aus Einsiedeln und dem Ybrig zeigte Pius Ruhstaller in seinem Vortrag die Entwicklung der letzten hundert Jahre. Das erste Beispiel wurde am 24. Juli 1914 aufgenommen. Es spielte die «Hudeli-Musig» mit dem damals 20-jährigen Martin Beeler senior an der Klarinette. Es gab noch keine Mikrophone; die Musiker spielten in einen grossen Trichter, der die Schwingungen auf eine Wachswalze übertrug, aus der dann die Schellackplatten produziert wurden. In einer nächsten Aufnahme aus dem Jahr 1942 war die «Bauernkapelle Füchslin» zu hören. Die Entwicklung der Musik war sehr deutlich. Nicht nur in der Aufnahmetechnik! Die Melodie wird nicht mehr von der Violine, sondern vom Schwyzerörgeli gespielt. Die dritte Aufnahme aus dem Jahr 1966 stammte von der Kapelle Martin Beeler. Auf dem ältesten Tondokument, das Pius Ruhstaller präsentierte, spielte der 1866 geborenen Josef Holdener aus dem Ybrig 1906 solo auf dem Schwyzerörgeli. Die beiden Franz Holdener mit ihren Schwyzerörgeli, begleitet von Albert Fässler am Bass, waren in einer Aufnahme von 1937 zu hören. Nicht fehlen durfte natürlich eine Aufnahme der Druosbärg Büeblä von 1969, die es sogar in die Hitparade schaffte.
Und viele Anekdoten
In diesem Schwyzer Heft sind auch viele Anekdoten zu finden oder auch der Hinweis, woher der Begriff «Hudigäggeler» stammt. So schreibt Pius Ruhstaller über die Entstehung der Bezeichnung «Hudeli-Musig»: Der Name geht gemäss Überlieferung auf Johann Fuchs’ Urgrossmutter zurück. Diese habe ihre Hühner und Enten abends jeweils mit dem Ruf «Chum Hudeli, Hudeli, chum, chum» in den Stall gelockt. So soll der Übername für diesen Fuchs-Stamm und dementsprechend auch für die Kapelle entstanden sein. Daraus sei auch der Begriff «Hudigäggeler» abgeleitet worden. Die Musikanten selber seien über diese Bezeichnung gar nicht erfreut gewesen. Der Kauf dieses sehr ansprechenden und informativen Schwyzer Heftes kann nur empfohlen werden und wir dürfen uns bereits auf das dritte Werk von Pius Ruhstaller freuen. Er plant auch die Erfassung der Volksmusik in den Bezirken March und Höfe – allerdings werde das noch eine gewisse Zeit dauern.
Ab sofort erhältlich
Erhältlich ist das «Schwyzer Heft» bei der kantonalen Kulturkommission Schwyz zum Preis von 25 Franken plus Porto und Verpackung. Erreichbar während den Bürozeiten unter 041/819’20’88 oder per E-Mail kulturfoerderung.afk@sz.ch sowie in Buchhandlungen.
Einsiedler Anzeiger / ms
Autor
Einsiedler Anzeiger
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Kategorie
- Literatur
- Musik
- Volksmusik
Publiziert am
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www.schwyzkultur.ch/Lw3YXW