Nach 2016 «Innerschwyzer Volksmusik» widmen sich die Schwyzer Hefte in diesem Jahr der «Volksmusik Einsiedeln – Alpthal – Ybrig». Foto: Victor Kälin
Nach 2016 «Innerschwyzer Volksmusik» widmen sich die Schwyzer Hefte in diesem Jahr der «Volksmusik Einsiedeln – Alpthal – Ybrig». Foto: Victor Kälin
Eines der ältesten «musikalischen» Bilder aus Einsiedeln aus dem Jahr 1875 zeigt die legendäre «Hudeli-Musig» mit (von links): Konrad Fuchs, Ländlerkönig Martin Inderbitzin, Johann und Alois Fuchs sowie Hannessebi Fuchs.
Eines der ältesten «musikalischen» Bilder aus Einsiedeln aus dem Jahr 1875 zeigt die legendäre «Hudeli-Musig» mit (von links): Konrad Fuchs, Ländlerkönig Martin Inderbitzin, Johann und Alois Fuchs sowie Hannessebi Fuchs.
In vierter Generation lebt Mike Kaelins Familie bereits in den USA. Das Schweizerdeutsch hat er ebenso wenig verlernt wie (auf seinem Akkordeon) die Schweizer Volksmusik. Fotos: aus dem beschriebenen Buch
In vierter Generation lebt Mike Kaelins Familie bereits in den USA. Das Schweizerdeutsch hat er ebenso wenig verlernt wie (auf seinem Akkordeon) die Schweizer Volksmusik. Fotos: aus dem beschriebenen Buch

Literatur

Musik

«Ein paar Ränge hinter den Beatles …»

Der 108. Band der Schwyzer Hefte ist der Volksmusik aus Einsiedeln, Alpthal und dem Ybrig gewidmet.

Mit ihrem neuesten Band legen die Schwyzer Hefte ein Vademecum der Volksmusik aus Einsiedeln, Ybrig und Alpthal vor. Autor Pius Ruhstaller hat eine begeisternde Bestandesaufnahme verfasst, die Musiker und Jahrzehnte zusammenführt. Eine Fleissarbeit sondergleichen legt Ruhstaller mit dem 108. Band der Schwyzer Hefte vor. Dieser ist der Volksmusik aus Einsiedeln, Alpthal und dem Ybrig gewidmet. Was sich so schlicht liest, erweist sich als umfassende Bestandesaufnahme, die ihresgleichen suchen dürfte. Auf 160 Seiten umfasst Ruhstallers Zeitspanne weit mehr als 150 Jahre, angefangen bei der berühmten «Hudeli-Musig», endend in der Gegenwart, für welche der Autor den Fortbestand eines reichen musikalischen Erbes dokumentiert. Im Auftrag der kantonalen Kulturkommission hat der in Einsiedeln aufgewachsene und in Gersau wohnhafte Ländlermusikant Pius Ruhstaller in unzähligen Stunden nach den früheren und heutigen Musikanten geforscht; nicht weniger als 108 namentlich erwähnte Gewährsleute sowie 19 literarische Quellen belegen die Akribie, mit welcher der Autor zu Werke ging. Methodisch unterteilt Ruhstaller das Heft in neun Kapitel. Nicht nur Einsiedeln, den Vierteln, Alpthal, Unteriberg, Oberiberg und Studen ist ein eigener Abschnitt gewidmet, sondern ebenso den Ländlermusikern im Ausland und den «damaligen Tanzbräuchen».


Am Anfang war die «Hudeli-Musig»


Das Hochtal von Einsiedeln, schreibt Ruhstaller, «gilt als Geburtsort der Innerschweizer Ländlermusik, wie wir sie heute kennen». Natürlich fällt als erstes der Name der legendären, in den 1850er-Jahren gegründeten «Hudeli-Musig». Johann Fuchs (genannt Hudeli-Johann) habe durch seine damals neuartige Spielart das Publikum weitherum begeistert und viele andere Formationen geprägt. Den Ruf als Geburtsort der Innerschweizer Ländlermusik festigten in den folgenden Jahrzehnten weitere Ausnahmekönner wie Martin Beeler, die Bauernkapelle Füchslin, Edgar Ott, das Echo vom Hirsch oder auch die Druosbärg-Büeblä. Wenn Ruhstaller seinen Blick auf die Gegenwart Einsiedelns richtet, spricht er von «vielen Nachwuchsmusikanten». Mitunter ein Verdienst der Musikschule, die «heute sehr bestrebt ist, den Musikschülern ein breites Spektrum zu vermitteln». Ruhstaller hofft denn auch, dass sich die Jungen über die Schul- und Lehrzeit hinaus für die Ländlermusik und das öffentliche Aufspielen begeistern lassen, «damit Einsiedeln auch in Zukunft mit vielseitiger, lüpfiger und gut gespielter Ländlermusik in Verbindung gebracht werden kann».


Ybrig, die Ländlerhochburg


Den Blick von Einsiedeln aus südwärts gerichtet, hält Ruhstaller fest, dass das Ybrig mit den beiden Gemeinden Unteriberg und Oberiberg und dem Dorf Studen «zu Recht als eine der grossen Ländlerhochburgen der Schweiz» gilt. Herausgegriffen seien an dieser Stelle die «Druosbärg-Büeblä» Domini Marty (Syti-Domini), Ruedi Marty und Erwin Kryenbühl. Deren 1969 entstandene Platte «Stöckmärcht im Ybrig» schlug wie «eine Bombe» ein. Dank des darauf verewigten Stückes «Dr Seppel» des in Euthal aufgewachsenen und später in Siebnen wohnhaft gewesenen Bläsers Dominik Kürzi landeten die «Büeblä» sogar in der Hitparade. «Irgendwo, ein paar Ränge hinter den Beatles», wie der legendäre Syti-Domini schmunzelnd erzählte. Autor Ruhstaller weist darauf hin, dass die Musikanten von Unter- und Oberiberg sowie Studen «früher sehr wenige Berührungspunkte hatten und selten in gemeinsamen Formationen aufspielten». Im Herzen Die identitätsstiftende Kraft der Volksmusik ist zentrales Thema des Kapitels «Ländlermusiker im Ausland». Unter den rund 3000 Personen, die zwischen 1850 und 1950 alleine aus Einsiedeln nach Übersee auswanderten, waren laut Ruhstaller «selbstverständlich auch Musikanten zu finden». Einer davon war der Klarinettist Albert Bachmann (1885 bis 1937), der von 1903 bis 1905 in der Einsiedler «Hudeli-Musig» mitwirkte, ehe er 1905 nach Amerika auswanderte. Was der spätere «Ländlerkönig aus New Jersey» dort alles erlebte, schrieb er 1935 in der «Schweizer Musik-Revue» nieder. Im Kapitel «Der erste Ländler in Amerika» werden diese launigen Schilderungen, die Einblicke geben in eine andere Zeit, im damaligen Originaltext veröffentlicht. Lesevergnügen pur!


Ab sofort erhältlich


Erhältlich ist das «Schwyzer Heft» bei der kantonalen Kulturkommission Schwyz zum Preis von 25 Franken plus Porto und Verpackung. Erreichbar während den Bürozeiten unter 041/819’20’88 oder per E-Mail kulturfoerderung.afk@sz.ch sowie in Buchhandlungen.


Einsiedler Anzeiger / Vi

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur
  • Musik

Publiziert am

22.06.2018

Webcode

www.schwyzkultur.ch/wwtPYL