Literatur
Friedrich Glauser: Kriminalgeschichten eines Sonderlings
Die Werke von Friedrich Glauser gehören längst zur Königs-Klasse der deutschsprachigen Krimis. Am Dienstagabend sprachen der Literaturkritiker Hardy Ruoss und der Schauspieler Peter Kner auf der Bühne Fasson über das Schaffen des Schweizer Autors.
Ein Drogenabhängiger, psychisch labiler Kauz und Vagabund, ein Aussenseiter sondergleichen war der Schweizer Schriftsteller Friedrich Glauser. Doch entgegen der allgemeinen Meinung, dass derartige Sonderlinge normalerweise am Rande der Gesellschaft stehen, war Glauser schon zu Lebzeiten ein Rockstar der Literatur. Das Manuskript «Schlumpf, Erwin, Mord», welches der Verleger Friedrich Witz zunächst stirnrunzelnd in die Hände nahm, verhalf Glauser zum Durchbruch. Witz war beeindruckt von Glausers lustvoller Sprache und der akribischen Genauigkeit,mit der er seine Charaktere beschrieb. Er willigte zur Zusammenarbeit ein, unter der Bedingung, dass der schreckliche Titel des Buchs geändert würde: Der erste famose Wachtmeister-Studer Krimi ward geboren.
Die «richtige» Wahrheit
Glauser wollte den Kriminalroman wieder alltagstauglich machen. Zu sehr hatte dieser sich an die Zwänge seines grossen Bruders – des Romans – angeglichen. Er wollte wegkommen von der gängigen Fuselspannung, wie Glauser sie nannte, die allein durch «kluger Detektiv sucht bösen Verbrecher » hergestellt wird. Ihm war vielmehr danach, sich auf die aufregende Suche nach der Wahrheit zu begehen. Nicht die Wahrheit,wer eine Untat verübt hat, sondern die wahren Beweggründe für die Taten sämtlicher Charaktere sollten entdeckt werden. Was die ermittelnden Instanzen und Psychologen als Wahrheit verkaufen würden, seien ohnehin bloss Halbwahrheiten. Der Literaturkritiker Hardy Ruoss erzählte am Dienstagabend mit Begeisterung vom Schriftsteller Glauser, dessen «staccato»-Lebenswandel von Stadt zu Stadt, vom Irrenhaus zur Strafanstalt, zur Entzugsklinik und wieder zurück zur psychologischen Untersuchung führte.
Einfach erzählen
Begleitend zu Ruoss‘ Erzählungen las der Schauspieler Peter Kner Text-Passagen vor, die bezeichnend sind für die Werke des Schriftstellers. Kners anregende Erzählstimme liess das Kopf-Kino des literaturinteressierten Publikums anspringen und bewies das, was der Autor Glauser wollte und konnte: «Erzählen, einfach erzählen und damit ein Bilderbuch schreiben.» Glauser lag nichts am Lob von Literaturbonzen, denn er schrieb für die einfachen Leser, die seine Geschichten zu Ende lesen und verstehen würden.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger (Caroline Dettling)
Autor
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