Spannendes, Bekanntes, Neues: Das Schwyzer Heft bringt dem Leser die Haggenegg näher. Foto: zvg
Spannendes, Bekanntes, Neues: Das Schwyzer Heft bringt dem Leser die Haggenegg näher. Foto: zvg

Literatur

Herzstück der Schwyzer Geschichte

Der Haggenegg als historisch bedeutsamer Passübergang zwischen Einsiedeln und Schwyz ist das neueste Schwyzer Heft gewidmet.

Der 1414 Meter hohe Übergang vom Alptal in den Talkessel von Schwyz war einst ein bedeutender Teil des Wegnetzes zwischen den wichtigen Transportachsen Zürichsee und Vierwaldstättersee. Heute ist er bei Wanderern und Pilgern wieder sehr beliebt.

Spannende Hintergründe

Im neuen «Schwyzer Heft», das von Franz Steinegger konzipiert wurde, beschreiben und erläutern neun Autoren spannende Hintergründe rund um «Die Haggenegg». Einstmals, so berichtete der frühere Urner Spitalpfarrer Josef Müller, habe eine Hexe das Dorf Schwyz bedroht. Sie wollte mit einem Erdrutsch den ganzen Haggen zu Tale stossen. Doch die Schwyzer hätten die geplante Untat frühzeitig bemerkt, seien sofort zur Pfarrkirche geeilt und hätten mit der grossen und allen anderen Glocken zu läuten begonnen. Darauf habe man die Hexe vom Haggen her rufen hören: «Los! Die alt Suu mid irne sibe Junge!» – und sogleich sei der Erdschlipf stillgestanden. Diese und andere sagenhafte Geschichten erzählt Hans Steinegger im neuen «Schwyzer Heft», das eben erschienen ist. Ein anderer Autor, Viktor Weibel, wandert von Alpthal nach Schwyz, erläutert quasi nebenher die Flurnamen und eröffnet damit einen neuen Blick auf diesen traditionsreichen Passübergang.

Berühmte Personen

Berühmte Menschen schritten einst über die Anhöhe unter den Mythen. Der Mailänder Kardinal Karl Borromäus inspizierte im 16. Jahrhundert im Auftrag des Papstes das Land Schwyz. Sein Bericht gibt Einblick in die Lebensart der damaligen Bevölkerung. Später folgten ihm Goethe und Mendelssohn-Bartholdy. Goethes Bericht im Originalwortlaut und seine Beobachtungen über die Schwyzer sind nicht nur deshalb interessant, weil sie vom Dichterfürst selbst verfasst sind, sondern weil er Schwyz im Herbst 1797 besuchte, also in den letzten Monaten des Ancien Régime. Im etwas mehr als 100 Seiten umfassenden, flüssig geschriebenen Heft wird auch die Besatzung von Einsiedeln durch die Franzosen beleuchtet, als der «Haggen» als Aufmarschgebiet der Schwyzer und als Versteck für das Einsiedler Gnadenbild diente. In neuester Zeit lieferte die Restaurierung der Pilgerkapelle Stoff für politische Auseinandersetzungen. Es waren mehrere Anläufe notwendig, bis die Restaurierung gelang. Inhaltlich spannt sich der Bogen der Schrift von lokalen Ereignissen bis zur Darstellung des Passübergangs als Teil des Jakobswegs ins spanische Santiago de Compostela, dieses für Westeuropa identitätsstiftenden Beziehungsnetzes.

Neun Autoren

Die Haggenegg ist ein Herzstück der Schwyzer Geschichte. Neun namhafte Autorinnen und Autoren haben zahlreiche Geschichten und Fakten zusammengetragen und leicht lesbare Berichte verfasst: Paul J. Brändli, Christine Doerfel, Otto Dudle, P. Othmar Lustenberger OSB, Franz Steinegger (verantwortlicher Redaktor), Hans Steinegger, Michael Tomaschett, Viktor Weibel, Peter Witschi.

Die Haggenegg

Schwyzer Heft Nr. 98, 112 Seiten, reich bebildert, 20 Franken.

Im Buchhandel erhältlich oder beim Verlag Schwyzer Hefte, E-Mail: kulturfoerderung.afk@sz.ch

Einsiedler Anzeiger

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

19.06.2012

Webcode

www.schwyzkultur.ch/MMZN56