Peter Fröhlich ist seit seiner Diplomierung 1981 Primarlehrer in Seewen. Seither ist er auch Organist in Seewen und leitet den örtlichen Kirchenchor.
Peter Fröhlich ist seit seiner Diplomierung 1981 Primarlehrer in Seewen. Seither ist er auch Organist in Seewen und leitet den örtlichen Kirchenchor.
Bild Peter Christen-Caflisch (www.kollegiorgel.ch)
Bild Peter Christen-Caflisch (www.kollegiorgel.ch)

Musik

«Beim Klang der Kollegiorgel kriege ich Gänsehaut»

Die Goll-Orgel im Kollegi Schwyz zieht Spitzenorganisten aus ganz Europa an. Mit der feierlichen Einweihung morgen Sonntag wird Schwyz eine der schönsten Orgeln der Schweiz zurückerhalten. Hinter der Rettung dieses königlichen Instruments steht der Seebner Organist und Primarlehrer Peter Fröhlich.

Mit Peter Fröhlich sprach Franz Steinegger

Was ist das Spezielle einer Goll-Orgel?

Das ist in erster Linie der wunderschöne Klang, den man heute fast nicht mehr kennt. Die Orgel wurde 1912 in der Spätromantik gebaut. In dieser Zeit baute man andere Register als in den sogenannt barocken Orgeln. Die Firma Goll hat viel experimentiert und perfektioniert, sowohl technisch wie klanglich.

Was kann sich der Laie darunter vorstellen? Was sind Register?

Register sind Instrumentenstimmen, die in eine Orgel eingebaut sind, zum Beispiel Oboe,Trompete, Flöte, Viola. In unserer spätromantischen Kollegiorgel baute man viele Flötenregister ein, die sehr grundtönig sind, dunkel, rund und dick im Klang – ebenso viele Streicherregister, die den streichenden Klang erzeugen. Man wollte mit dieser Orgel sozusagen ein Symphonieorchester imitieren. Zwei der drei Manuale (Tastenreihen) wurden mit Schwellwerken versehen, sodass man das Klangvolumen vom absoluten Pianissimo bis zum grandiosen Fortissimo stufenlos spielen kann.

Wenn dieses Instrument der Orgelbaufirma Goll so vorzüglich ist, warum hat man es dann verkommen lassen?

Ab den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts besann sich die Orgelbewegung wieder mehr auf die Barockorgel und auf deren Klangideal zurück, die romantische kam aus der Mode. Als man begann, die Kirchen zu beheizen, wurden pneumatische Orgeln – wie jene im Kollegi eine ist – störungsanfällig. Gottlob aber konnte und kann man die Kollegiumskirche nicht heizen.

Was versteht man unter einer pneumatischen Orgel?

Es gibt mechanische, elektrische und pneumatische Orgeln. Bei der pneumatischen läuft alles über Luftdruck, also auch die ganze innere Steuerung. In der Kollegiorgel sind zu diesem Zweck fünf Kilometer Bleiröhrli eingebaut. Der benötigte Luftdruck, auch für die Erzeugung der Töne in den Pfeifen, wird von einem 1,5 mal 5 Meter grossen Blasbalg und weiteren Ausgleichsbälgen geliefert, die von einem elektrischen Gebläse mit Luft gefüllt werden.

Gibt es noch viele Goll-Orgeln aus dieser Zeit?

Nein. Weil sie aus der Mode kamen, wurde ein Grossteil leider vernichtet. Von den rund 600 gebauten Instrumenten stehen heute vielleicht noch fünf Prozent. Dreimanualige aus dieser spätromantischen Zeit existieren nur noch zwei, jene in Flawil und im Kollegi Schwyz.

Hat denn die Bezeichnung «spätromantische Goll-Orgel» unter Organisten einen besonderen Stellenwert?

Ja, unsere hier in Schwyz ist wirklich etwas Spezielles. Sie hat einen einzigartigen Klang. Die Töne sind nicht scharf oder schrill, sondern warm, grundtönig, rund, vom feinsten bis zum kräftigsten.

Ist der Kirchenraum im Kollegi dafür geeignet? Kann er diese von Ihnen beschriebene Völle zur Geltung bringen?

Er ist sogar fantastisch. Kirche und Orgel sind ein Gesamtkunstwerk, die fabelhafte Akkustik mit diesen fünf, sechs Sekunden Nachklang ist ein Glücksfall – begünstigt auch dadurch, dass der Raum säulenfrei ist. Das Schwesterinstrument in Flawil hat den Nachteil, dass in jener Kirche der Tonschwall viel schneller verklingt. Der Ton kann sich nicht so entfalten wie im Kollegi.

Wie fanden Sie heraus, dass die Kollegiorgel etwas Spezielles ist?

Ich bin im Elternhaus in Sirnach mit Musik aufgewachsen. Zwei meiner älteren Brüder spielten Orgel, und ich begann schon als kleiner Bub damit. Im Lehrerseminar in Rickenbach nahm ich Orgelstunden. Bruder Norbert nahm mich 1976 zu einer Hochzeitsfeier mit, wo er auf dieser eindrücklichen Orgel spielte. Der Anblick dieses grossen Instruments, des farbigen Spieltisches und der Klang hauten mich richtiggehend vom Stuhl. Während der Semizeit ging ich dann öfter ins Kollegi spielen.

Bestand die Gefahr, dass diese Orgel abgebrochen wird?

Die Kirche und mit ihr die Orgel wurden immer weniger benützt. Sie war schadhaft, ermüdet, verstaubt und nicht mehr im Originalzustand. Wir mussten befürchten, dass das Instrument eines Tages weggeworfen wird. Man spottete über diese «pneumatische Kiste». Aber ich hatte sie immer gern, sie

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

23.06.2012

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www.schwyzkultur.ch/exG5bR