«Ohne Handorgel wüsste ich nicht, was machen» - 1

Musik

«Ohne Handorgel wüsste ich nicht, was machen»

Am Samstag tauft die Kapelle Joe Wiget ihre dritte CD. Dem Autodidakten Joe Wiget ist die Freude des Publikums an seinen Kompositionen und seinem Spiel Motivation pur.

Mit Joe Wiget sprach Silvia Camenzind

Die CD heisst «Vom Schiff i d’Chlistadt ». Heisst das, Sie sitzen viel in den Beizen?

Nein, eigentlich nicht. Mich dünken beide interessante Beizen. Im «Schiff» in Gersau fühlt sich jeder als Gast willkommen, und Fabiola Fritzsche ist eine fröhliche Wirtin. Darum war es ein guter Anlass, ihr einen Tanz zu widmen.

Und die «Kleinstadt» in Brunnen?

Da habe ich Erinnerungen an früher, als Vreni und Hampe Steiner-Wyrsch wirteten. Mit dem Titel «Vom Schiff i d’Chlistadt» sprechen wir zwei Titel auf der CD und hoffentlich viele Leute an. Zudem gibt es den Bezug zu Brunnen, wo ich aufgewachsen bin, und Gersau, wo ich heute lebe.

Wie ist es, eine CD zu kreieren?

Angefangen hat es mit Wünschen von Leuten, die auf mich zukamen. Der eine wünschte etwas zu einem runden Geburtstag, der andere zu einem Jubiläum oder einem besonderen Ereignis. Ich staune selber immer wieder, wie sich die Leute über die Kompositionen freuen und wie mich das auch freut.

Sie haben also nicht gezielt daran gearbeitet?

Nein, ich hatte elf Stücke beisammen und Lust, eine CD zu machen.

Sind Sie der Einzige in der Kapelle, der komponiert?

Ja, die Kompositionen sind von mir. Für diese Aufnahmen ergänzen uns einige langjährige Freunde. Otto Schorno ist mit der Gitarre dabei. Er war schon bei früheren Aufnahmen zu hören. Mit Bruno Inderbitzin, mit dem ich früher im Trio spielte, mache ich ab und zu Musik. Dann spielt Walter Heinzer bei zwei Stücken Klavier. Wenn ich rufe, kommen sie alle, das ist schön.

Eine Besonderheit: Der Jazzmusiker Robini Märchy hat bei der CD auch mitgewirkt.

Also, das ist speziell. Ich habe noch nie jemanden gehört, der mit einer Gitarre einen Ländler oder einen Schottisch so spielt. Seppi Bürkli, ein bekannter Volksmusikant, hat einmal mit einer Halszither etwas Ähnliches gemacht, aber mit einer Gitarre habe ich das noch nicht gehört. Ich bin darum gespannt auf die Reaktionen.

Wie reagierten Ihre Mitmusikanten?

Sie haben auch den Plausch; an Robinis Stücken und auch an der tollen Produktion. Ich wollte Bruno Inderbitzins Sohn Remo eine Chance geben. Er baut in Brunnen ein Aufnahmestudio auf. Wir haben die CD bei ihm aufgenommen. Da fiel der Zeitdruck weg, der oft bei zeitlich gebundenen Aufnahmen in einem Profistudio vorhanden ist. Wir konnten uns ein Jahr Zeit lassen, gingen mal mit drei Stücken ins Studio und haben dazwischen das CD-Projekt wieder beiseitegelegt.

Heute lädt man die Musik runter, kaum einer kauft mehr eine CD. Warum dieser traditionelle Weg?

Das ältere Publikum kauft noch CDs. Und das Publikum wuchs mit uns mit. Wir wollten diesen traditionellen Weg, und wir wollten eine CD-Taufe.

Könnten Sie ohne Handorgel leben?

Schwer. Nein, ohne Handorgel wüsste ich gar nicht, was ich machen könnte. Ich hoffe, ich bleibe noch lange gesund und behalte meine Fingerfertigkeit. Ich bin überzeugt, das Musizieren hält mich auch jung.

Wie kamen Sie zu Ihrer ersten Handorgel?

Oh, das ist eine Geschichte. Es begann mit der Familiengeschichte, alle Poli-Wigets, all meine Onkel machten Musik, sie spielten Gitarre und Bass, mein Vater spielte Mundharmonika. Sie spielten öfters in Brunnen im «Helvetia» auf. Ich setzte mich jeweils vorne hin, schaute zu und träumte, dass auch ich so Handorgel spielen könnte. Aber wir hatten kein Geld. Es war nicht möglich.

Was haben Sie dann unternommen?

Als ich in der ersten Sekundarklasse war, sagte ich mir: Jetzt gehe ich arbeiten. Ich ging zum Metzger Blaser und fragte, ob er einen Ausläufer brauche für sechs Wochen. Er sagte: Ja, komm nur. Als die Ferien begangen, hiess es, ich müsse morgens um fünf Uhr im Schlachthaus sein. Ich sagte: Was im Schlachthaus, ich bin doch Ausläufer. Es hiess, ich müsse zuerst helfen beim Metzgen. Ich protestierte, ich könne das nicht. Es half nichts, nach drei Stunden habe ich auch diese Arbeit gemacht. Ich «knütlete» sechs Wochen lang, radelte mit dem Rückenkorb mit dem Velo bis zum Wolfsprung und machte Hauslieferungen ins

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

01.06.2013

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