Zwei Musiklehrer im Gespräch: Armin Wyrsch (links) und Hansjörg Römer führten an der PHZ ein Casting durch, um den Chor für «The Winter Rose» zu besetzen.
Zwei Musiklehrer im Gespräch: Armin Wyrsch (links) und Hansjörg Römer führten an der PHZ ein Casting durch, um den Chor für «The Winter Rose» zu besetzen.

Musik

So wird das Chorwesen entstaubt

Wie ist es mit einem Chor zu arbeiten, und warum sind Chöre gerade so angesagt? Antworten darauf haben Hansjörg Römer und Armin Wyrsch, die gemeinsam das Vokalensemble der PHZ Schwyz leiten, das am Freitag am Gersauer Herbst «The Winter Rose» von Joseph M. Martin aufführt.

Mit Hansjörg Römer und Armin Wyrsch sprach Silvia Camenzind.

Am 26. November kommt es am Gersauer Herbst zum grossen Auftritt des Chors der Pädagogischen Hochschule Schwyz. Ist das der erste Auftritt des Chors?

Römer: Das Vokalensemble ist neu.
Wyrsch: Da die Studierenden immer wieder wechseln, entsteht praktisch alle zwei Jahre ein neuer Chor. Das Vokalensemble mit seinen intensiven Proben und dem Stimmcoaching ist im Rahmen der PHZ-Ausbildung neu. Es besteht aus einer Auswahl des 40-köpfigen Chors. Wer dabei sein wollte, musste eine Eintrittshürde überstehen.
Römer: Eine Eignungsprüfung.

Also ein Casting?

Wyrsch: Ja, man kann dem so sagen, so verstehen es alle.

Wie kam die PHZ zu ihrem Chor?

Wyrsch: Im Rahmen der Wahlfachangebote können die Studierenden «Chor» wählen.

Können angehende Lehrerinnen und Lehrer besser singen als der Durchschnittsbürger?

Wyrsch: Ich kenne den Durchschnittsbürger nicht. Der Lehrerberuf ist aber nach wie vor ein Beruf, der stark mit dem Musischen verbunden ist.
Römer: Ein grosser Teil der Studenten belegt an der Schule das Wahlfach Sologesang. Im 1. Schuljahr können alle Sologesang unentgeltlich besuchen, das wird rege genutzt.

Werden Talente entdeckt?

Wyrsch: Es gibt immer wieder Talente. Gerade gestern habe ich von einer Studentin eine CD erhalten. Andere spielen in ihrer Freizeit in einer Band oder tanzen. Eine Studentin erarbeitet zurzeit mit Kindern eine Tanzperformance. Es gibt aber sicher auch überdurchschnittlich Begabte, die weniger an die Oberfläche kommen.
Römer: Und da sind sicherlich einige Studierende, die sich nicht offenbaren. Doch diese Bescheidenheit ist falsch.

Warum fiel die Wahl auf «The Winter Rose» von Joseph M. Martin?

Wyrsch: Wir wollen auf Präferenzen unserer Studierenden Rücksicht nehmen. «The Winter Rose» erfüllt viele Kriterien: Das Werk hat sehr wohlklingende Harmonien, erinnert an Klänge populärer Lieder und lebt von rhythmischen Elementen. Das Werk hat eine Tonsprache, die bei jungen Leuten gut ankommt.

Im Jahre 2008 wurde «The Winter Rose» schon mit Chören in Schwyz aufgeführt. Ist das nun dasselbe?

Römer: Damals haben wir alles mit den Chören gemacht. Diesmal haben wir vier Solisten für die solistischen Passagen. Das gibt dem Werk eine neue Farbe. Die Solisten stehen wiederum den Chorsängern als Stimmcoaches zur Seite. Sie proben mit den einzelnen Registern und machen Stimmbildung. 2008 wurde der Gemischte Chor Schwyz und der Reformierte Kirchenchor Schwyz-Brunnen am Klavier begleitet, diesmal haben wir ein Kammerorchester. Das ist eine klangliche Aufwertung.

Das Programmheft verspricht ein Werk, das gehörfällig und auch für «Nicht»- Klassikkenner ein Genuss ist.Was meinen Sie?

Wyrsch: Das kann man geniessen. Es ist gehörfällig und nimmt Motive auf, die in unseren Breitengraden bekannt sind. Lieder, die zum Teil heute noch gesungen werden, werden zitiert und mit neuen Texten ergänzt. Es passt in die Adventszeit und bereitet auch inhaltlich darauf vor.

Können Sie – mitten in den Proben – überhaupt einschätzen, wie ein solches Werk auf jemanden wirkt, der es zum ersten Mal hört?

Römer: Man sieht sofort, wie dasWerk angelegt ist. Es passt gut an den Gersauer Herbst. Zudem habe ich es mit dem Festivalleiter Roger Bürgler besprochen, auch er hat ein Gespür, was beim Publikum ankommt. Ich bin überzeugt, das wird uns gelingen.

Muten Sie Ihrem Publikum manchmal auch bewusst etwas Zeitgenössisches zu, das nicht gleich ins Ohr geht?

Wyrsch: Ich mache das noch gerne. Es kommt aber immer auf den Kontext an.
Römer: Es gibt zeitgenössischeWerke, die ich nie aufführen würde, die ich weder mir noch dem Publikum zumuten würde. Ich habe letzthin bei einem Konzert mit dem Gemischten Chor Schwyz auch Elemente eingefügt, die für das Publikum ungewohnt waren.
Wyrsch: Es gilt immer zu bedenken, für wen, mit wem und wann zeitgenössische Werke aufgeführt werden. Weihnachten ist nicht die Zeit, in der ich Klangexperimente mache. «The Winter Rose» wird am Wochenend

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

20.11.2010

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