Der Bennauer Max Steiner (links) und Urs Horat (rechts aussen) sorgten mit ihren locker vorgetragenen Ansagen für viel Lachen und spontanen Applaus. Bild René Steiner
Der Bennauer Max Steiner (links) und Urs Horat (rechts aussen) sorgten mit ihren locker vorgetragenen Ansagen für viel Lachen und spontanen Applaus. Bild René Steiner

Musik

Ungewöhnlich und hochstehend

Nach einer Lagerwoche überraschte das Schwyzer Kantonale Jugendblasorchester am vergangenen Wochenende mit zwei hochstehenden Auftritten.

67 junge, motivierte Leute übten unter der bewährten Leitung von Urs Bamert während einer Woche dieses anspruchsvolle Musikprogramm für die zwei Konzertauftritte ein. Bereits zum elften Mal organisierte der Schwyzer Kantonal Musikverband eine solche Lagerwoche. Wie vor zwei Jahren diente die Musikinsel Rheinau als idealer Lager- und Probenort. «Wir musizieren mit Begeisterung und Enthusiasmus.» Dieser Spruch auf der Webseite könnte treffender nicht sein. Die beiden Auftritte des Schwyzer Kantonalen Jugendblasorchesters SKJBO boten packend vorgetragene Musikliteratur mit allerlei Ungewohntem. So gab es eine Uraufführung, eine Schweizer Erstaufführung, ein Intermezzo des Schlagwerkregisters, die Begegnung mit dem Klezmer-Stil sowie musikalische Ausflüge in die Antarktis, den Wilden Westen und den Weltraum. Die Besucher durften sich an vielen Highlights erfreuen. Sie marschierten zu beiden Konzerten in Scharen auf, am Samstagabend in Küssnacht, am folgenden Abend in Schindellegi.

Spannend und herausfordernd

Insider wissen, unter Maestro Urs Bamert werden nicht einfach nur Noten gespielt, da wird viel Wert auf Ausdruck und Musikalität gelegt. So wurde sogar «Ethnominimal» zur spannenden Hörbegegnung, obwohl die Ansage anderes ankündigte: Der zypriotische Komponist ändere die Motive ab, versetze sie gar im Takt derart, dass die Spieler zeitweise die Orientierung suchen müssten. Ja, das Werk zeigte sich ungewöhnlich und happig anspruchsvoll  für Spieler und Zuhörer. Nur seltsam, man konnte nicht loslassen, man musste zuhören. In dieser Schweizer Erstaufführung bildete neben dem sicher leitenden Dirigenten das Schlagwerk die tragende Stütze. Was dieses Register konnte, bewies es im «ersten langen Schlagzeugsolo», das Schostakowitsch als Intermezzo in seiner Oper «Die Nase» eingebaut hatte. Rhythmik vom Feinsten!

Jiddische Klänge aus Osteuropa

Auch diesmal sollte es ein Werk mit einem Soloauftritt geben. Marlies Bruhin-Rhyner wurde als ehemalige Lagerteilnehmerin zu einer Soloeinlage eingeladen. Sie brachte die Jomtov-Klezmerband mit. Doch das geeignete Musikstück fehlte. Das SKJBO bat Marcel Saurer, ein Werk für Klezmer-Band und Blasorchester zu schreiben. Mit «Klezomaniacs» erlebten die Besucher eine weitere Uraufführung. Dem Zürcher Komponisten gelang es ausgezeichnet, den Charakter dieser jiddischen Musikwelt zu vermitteln. Nach diesen drei sich sehr gefällig anhörenden Sätzen zeigte die Frauenband mit ihrer Zugabe, wie sie es versteht, das Wechselspiel des schmelzenden Klagens mit der tänzerischen Rasse und Fröhlichkeit zu gestalten. Spielfreude pur!

Nochmals Klezmer und Akkordeon

Ebenfalls etwas Besonders an diesen beiden Abenden: Ein altbekanntes Volksinstrument, das Akkordeon, ergänzt, mischt sich mit dem Blasorchesterklang. Und welch überraschende und feine Klangbilder sich daraus ergeben, das durften nach der Pause nicht nur die Musikantinnen und Musikanten kennenlernen, das Publikum genoss dieses Zusammenspiel in den fünf Sätzen der «Klezmer Classics» von Johan de Meij und in John Mackeys «Sasparilla». Das Akkordeon sorgte auch in diesem Westernhit für sehr gefühlvolles, fröhliches und leichtes Musizieren, das Orchester für die «nötigen» Ergänzungen, die es im Westen bestimmt auch noch gab.

«Reine» Blasmusik

Zur Konzerteröffnung zeigte das Orchester mit «Expedition» von Oscar Navarro gleich, was in ihm steckt. Es brillierte mit zarter Begleitung ebenso wie mit dichter und kompakter Lautstärke, aber nie wurde hart artikuliert gespielt. Ebenso wurden zwei der neusten Star-Wars-Episoden von John Williams wuchtig und doch gepflegt interpretiert. Vielseitig und überraschend zeigten sich die beiden Auftritte des SKJBO. Musikalisch ist es höchst erstaunlich, was diese jungen Leute in so kurzer Zeit zustande bringen. Hut ab!

Einsiedler Anzeiger (rst)

Autor

Einsiedler Anzeiger

Kontakt

Kategorie

  • Musik

Publiziert am

17.08.2016

Webcode

www.schwyzkultur.ch/mWrNhE