«Wenn das Musizieren ein Muss wäre, hätte ich früher oder später wohl keine Freude mehr daran», sagt Markus Brülisauer, Leiter des Hauses der Volksmusik in Altdorf. Bild Irene Lustenberger
«Wenn das Musizieren ein Muss wäre, hätte ich früher oder später wohl keine Freude mehr daran», sagt Markus Brülisauer, Leiter des Hauses der Volksmusik in Altdorf. Bild Irene Lustenberger

Musik

«Volksmusik ist wieder im Aufwind»

Der Buttikner Markus Brülisauer ist seit Juli Leiter des Hauses der Volksmusik in Altdorf. Im Interview spricht der studierte Historiker und Musikwissenschaftler über seine Arbeit und die Volksmusik.

Mit Markus Brülisauer sprach Irene Lustenberger

Was macht das Haus der Volksmusik genau?

Das Haus der Volksmusik hat den Anspruch, ein gesamtschweizerisches Kompetenzzentrum fürVolksmusik zu sein. Die Aufgaben lassen sich in mehrere Bereiche gliedern: Zum einen organisieren wir Kurse und Veranstaltungen, also Instrumentalkurse, Stubeten oder Konzerte. Ein weiterer Bereich ist «Forschung und Dokumentation» – zum Beispiel alte Noten oder Tonträger entgegennehmen und katalogisieren, Notenbücher verfassen sowie aktuelle Tonträger und Fotos sammeln. Ein weiterer Punkt ist die Nachwuchsarbeit. Wir machen jedes Jahr eine Kindervolksmusikwoche und eine Lagerwoche für Jugendliche, den sogenannten Jungtalentschuppen. In diesem Bereich arbeiten wir auch mit Verbänden und Vereinen zusammen. Ausserdem bieten wir Volksmusik- und Volkskulturvermittlung an Schulen sowie Lehrerfortbildungen – sowohl für Musiklehrpersonen als auch für Primarlehrer – an. Eines unserer grössten Projekte ist das Volksmusikfestival Altdorf, das alle zwei Jahre stattfindet. Seit Anfang Jahr führen wir zudem die Geschäftsstelle der IG Volkskultur Schweiz, dem Dachverband allerVolkskulturverbände.

Wie viele Personen arbeiten im Haus der Volksmusik?

Ich als Leiter arbeite in einer 50%-Anstellung, meine Mitarbeiterin 40 Prozent. Zwei weitere Mitarbeiter widmen sich der künstlerischen Leitung des Volksmusikfestivals (circa 10 bis 20 Prozent) und dem Bereich Forschung und Dokumentation (rund 10 bis 20 Prozent). Alles Weitere ist projektbezogen.

Wer sind Ihre Klienten?

Einerseits pflegen wir engen Kontakt zu den Profis wie beispielsweise Dani Häusler, Willi Valotti und Markus Flückiger, aber auch zu den Studenten an der Hochschule Luzern. Die Laien, die den grössten Teil der Musikanten ausmachen, kommen zu uns und bitten um Rat oder besuchen Weiterbildungskurse. Wir geben in allen Bereichen Auskunft.Auch die Medien oder Schüler klopfen an, wenn sie Informationen brauchen.

Sie haben Geschichte studiert. Wie kommt ein Historiker zur Volksmusik?

Im Hauptfach habe ich Geschichte studiert, in den Nebenfächern Musikethnologie und Musikwissenschaft. Letzteres befasst sich mit klassischer Musik, Musikethnologie behandelt alle anderen Musikrichtungen. Ich bin mit Volksmusik aufgewachsen. Als Vierjähriger habe ich begonnen, Handorgel zu spielen. Mein Vater hat mir das beigebracht und mich später in den Unterricht geschickt. Weil sowohl das Interesse für Musik als auch für Geschichte immer schon da war, habe ich das an der Uni verknüpft.

Sie sind Musikvermittler. Was heisst das genau?

Ich habe das Nachdiplomstudium «Musikvermittlung und Konzertpädagogik» an der Zürcher Hochschule der Künste absolviert. Es geht, einfach gesagt, darum, wie man einer Zielgruppe Musik schmackhaft machen kann. Ich habe das Studium von Anfang an auf Volksmusik ausgerichtet und bin damit der Erste und bisher Einzige. Alle anderen haben sich auf klassische Musik spezialisiert.

Haben Sie nie daran gedacht, Ihr Hobby zum Beruf zu machen?

Doch, ich habe mir Gedanken darüber gemacht. Aber als es um die Studienwahl ging, gab es an der Hochschule noch keinen Volksmusik-Studiengang. Ich hätte ins Ausland gehen müssen, und das war für mich damals kein Thema. Mittlerweile bin ich froh, dass ich nicht Musiker bin. Wenn das Musizieren ein Muss wäre, hätte ich früher oder später wohl keine Freude mehr daran. Jetzt kann ich Musik machen, wann ich Lust habe.

Welchen Stellenwert nimmt die Volksmusik heute ein?

Einen zunehmend wichtigeren. Nach einer Durststrecke gegen Ende des 20. Jahrhunderts ist die Volksmusik jetzt wieder im Aufwind. Es gibt zwei Strömungen. Einerseits ist die sogenannte Neue Volksmusik, die Inputs anderer Musiksparten oder aus dem Ausland holt, im Aufwind. Wegweisend waren dabei die Hujässler. Andererseits ist dasTraditionelle wieder stark im Kommen. Dies wird auch von den Medien aufgegriffen. Der Schwingsport ist das beste Beispiel, da geht es fast in den Gigantismus über. So weit sin

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

18.12.2013

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www.schwyzkultur.ch/RFAXCk