Musik
«Wir wecken Heimatgefühle»
Was die vier Schweizer Tenöre von I Quattro stimmlich bieten, beglückt ihr Publikum. Und genau das wollen sie wieder tun – mit ihrem neuen Album und ihrer Tournee.
Seit 2009 singen sich die vier Schweizer Tenöre von I Quattro in die Herzen des Publikums. – also seit ihrer Teilnahme bei der Show «Die grössten Schweizer Hits». Dieses Jahr haben I Quattro ihr neustes Album «Deheim» herausgebracht – und sind damit nun auf Tour. Daniel Bentz und Damian Meier sprechen im Interview über ihr neustes Album, über Heimatgefühle und auch über die beiden anderen Bandmitglieder Matthias Aeberhard und Simon Jäger-Vogel. Mit Damian Meier und Daniel Bentz sprach Kristina Ivancic.
Kristina Ivancic: Damian Meier, Daniel Bentz, Sie haben mit I Quattro soeben Ihr neustes Album «Deheim» auf den Markt gebracht. Wie der Titel verrät, geht es weiter mit Ihrem bewährten Erfolgsrezept. Sie setzen auf Swissness, interpretieren Schweizer Liedgut neu.
Damian Meier: Das stimmt. Auf dem letzten Album hatten wir mehr Lieder, welche die ältere Generation kennt.Und auf diesem Album haben wir wieder einen Mix aus Songs, welche die ganze Familie kennt: von Polo Hofer über Patent Ochsner bis hin zu Sina. Wir präsentieren uns wieder poppiger im Gewand.
Und wollen so eine jüngere Generation ansprechen.
Meier: Ganz klar. Wir hatten zuletzt etwas Traditionelleres auf dem Markt, nun haben wir mit «Deheim» etwas Moderneres herausgebracht.
Was kann der Zuhörer erwarten?
Daniel Bentz: Auf der CD wie auch an den Konzerten pure, geladene Lebensfreude.
Meier: Und ganz viel Emotionen, die Heimatgefühle wecken. Um Heimat und Heimatgefühle dreht sich vieles auf «Deheim».
Doch was ist Heimat?
Meier: Heimat ist für mich Heimkommen. Wenn ich nach einem langen und strengen Arbeitstag zu Hause bei meinem Schatz auf dem Sofa mit einer Tasse Tee abschalten kann – und wieder Ruhe finde.
Also ist Heimat nicht die Schweiz?
Meier: Wenn, dann der Kanton Solothurn. Deshalb ist auch das Lied «Hie bini deheim» eines meiner Lieblingslieder auf dem Album. Es beschreibt den Jura. Und dieses Gefühl, dass Heimat eben nicht nur mitten in den hohen Bergen ist, sondern auch dort, wo man die Schönheit der Alpenkette aus der Distanz betrachten kann.
Bentz: Ich bin sehr gerne im Ausland, komme aber auch gerne in die Schweiz zurück. Ich kann mich eigentlich überall «Deheim» fühlen, wenn ich mich im richtigen Umfeld wiederfinde.
Dieses «Deheim»-Fühlen wollen Sie bei Ihren Zuhörern auslösen – und schaffen es auch. Ihre Tonträger erhielten schon Gold und Platin. Und Ihre Konzerte sind meist ausverkauft. Wie kriegen Sie das hin? Liegt es an der Wahl der Lieder, vermischt mit einer Portion Klassik?
Bentz: Hauptsächlich liegt es am Tenor. Und damit meine ich nicht den Menschen, sondern die Stimme. Der Tenor ist sehr eindrücklich. Und multipliziert mit vier – so viele sind wir bei I Quattro – ist es sehr …
Meier: … durchdringend. Einem Tenor zuzuhören, ist ganz anders als einem Bariton oder einem Bass. Tenorstimmen dringen anders durch. Ein Tenor hat eine Brillanz, die beim Zuhörer einfährt. Und diese Stimmen – verbunden mit Heimatliedern –, das zieht beim Publikum.
Zumindest zieht es in der Schweiz. Der internationale Durchbruch dürfte aber schwierig werden, sind Schweizer Lieder im Ausland doch nicht so bekannt.
Meier: Es gibt wenig Auslandschweizer und nur wenige Schweizer Lieder kennt man im Ausland. Deshalb ist ein internationaler Durchbruch tatsächlich schwierig.
Über einen Strategiewechsel denken Sie aber dennoch nicht nach.
Meier: Nein. Wir sind Schweizer Tenöre. Und als solche singen wir Schweizer Lieder. Im Moment stimmts so für uns. Aber sag niemals nie.
Bentz: Ausserdem wollen wir gerade mit unserer Musik zeigen, welch grossartige Musik in der Schweiz komponiert wird. Unsere Musik ist eine Hommage an die Schweizer Musikszene. Denn wir zeigen, welche tollen Melodien und Texte hierzulande geschrieben werden.
Und genau diese präsentieren Sie auf Ihrer Tournee mit 19 Konzerten – erstmals in der aktuellen Zusammensetzung, bei der neu auch Daniel Bentz ein Teil von I Quattro ist. Wie funktioniert das?
Bentz: Hervorragend. Es funktionierte von Anfang an. Ich musste mich entscheiden, ob ich das will. Und sie mussten sich entscheiden, ob sie das wollen.
Meier: Und irgendwie war gleich klar: Ja, wir wollen das.
Was bringt Daniel Bentz denn mit, was I Quattro sonst fehlen würde? Schliesslich hat nicht jeder Tenor die gleichen Stärken.
Meier: Daniels Stimme ist ähnlich wie jene von Roger, der die Band verlassen hat. Aber Daniels Stimme ist zudem sehr wandelbar. Ausserdem ist er als Mensch sehr offen und neugierig.
Bisher waren Sie, Daniel Bentz, als Einzelkämpfer unterwegs. Wieso wollen Sie sich nun als Teamplayer versuchen?
Bentz: Das Leben eines Sängers kann sehr einsam sein. Wenn ich als Gast an ein Opernhaus kam, probten wir sechs Wochen lang, gaben die Vorstellungen, – und fertig. Unter Umständen sah ich die Kollegen nie wieder. In einer Band arbeitet man jahrelang gemeinsam an Projekten. Man erarbeitet also etwas, das auch nach sechs Wochen noch Bestand hat.
Erarbeitet haben Sie bei I Quattro schon einiges. Schliesslich gibt es Ihre Band seit bald zehn Jahren. Seit der Show «Die grössten Schweizer Hits» im Jahr 2009 singen Sie sich in die Herzen des Publikums.
Meier: Das war ein toller Start für die Band. Wissen Sie, für mich war Andrea Bocelli schon immer ein grosses Vorbild. Und diese Art von Musik wollte ich eigentlich auch machen. Nur gab es das damals in der Schweiz nicht. Als Universal Music für ein Projekt vier Schweizer Tenöre suchte, da wusste ich: Yes. Das ist genau mein Ding.
Und dabei sind Sie geblieben. Neun Jahre inzwischen. Es ist eine Zeitspanne, da würden andere Bands sich zerstreiten und alles hinschmeissen. Wie kommts, dass es bei Ihnen noch immer so gut funktioniert? Haben Sie einen Chef, dem niemand zu widersprechen wagt?
Meier: Bei uns hat schon jeder sein «Ämtli». Ich bin für Social Media verantwortlich, stehe mit den Fans in Kontakt. Daniel ist verantwortlich für die Proben. Simon ist der Perfektionist, der musikalisch dafür sorgt, dass alles richtig klingt. Und Matthias ist der Kreativkopf der Band. Weil jeder seine Stärke hat, funktioniert es insgesamt.
Jeder von Ihnen hat ein abgeschlossenes klassisches Gesangsstudium und eine musikalisch beachtliche Vorgeschichte. Das ist wohl auch sehr wichtig. Denn hohe Töne zu treffen,ist ganz schön anstrengend. Oder irre ich mich da?
Meier: (lacht). Und wie!
Warum also Tenor? Hätten Sie sich das Leben nicht auch einfacher machen können und – sagen wir mal – sich für den Weg eines Bariton entscheiden können?
Bentz: (lacht). Tatsächlich habe ich als Bariton angefangen. Mit der Zeit wurde meine Höhe aber immer besser. Ich bin also zum Tenor herangereift. Grundsätzlich kann man das aber nicht bestimmen. Man kann nicht sagen: Ich will Tenor sein und dann üben. Entweder man hat eine Tenorstimme oder eben nicht.
Und viele haben sie nicht.
Bentz: Genau. Würden in einem vollen Postauto alle Männer ein Lied singen, so wäre garantiert einer dabei, der eine schöne Stimme hat – meistens ein Bariton. Aber nur in jedem 50. Postauto würde ein Mann sitzen, der eine schöne Tenorstimme hat. Dieses nicht selbstverständliche Glück haben wir.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Kristina Ivancic
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