Ugo Rondinone, Künstler von Weltformat, hegt Pläne für ein Museum in der Innerschweiz. Bild: Hye-Ryoung Min
Ugo Rondinone, Künstler von Weltformat, hegt Pläne für ein Museum in der Innerschweiz. Bild: Hye-Ryoung Min
Rhythmischer Raum, offener Himmel: Ugo Rondinone zeigt in Genf gläserne Pferde vor Hodler-Bildern. Jede der 22 Skulpturen kostet 250 000 Franken. Bild: Musée d’Art et d’Histoire Genf, Stefan Altenburger
Rhythmischer Raum, offener Himmel: Ugo Rondinone zeigt in Genf gläserne Pferde vor Hodler-Bildern. Jede der 22 Skulpturen kostet 250 000 Franken. Bild: Musée d’Art et d’Histoire Genf, Stefan Altenburger

Kunst & Design

Pläne fur ein Rondinone-Museum

Den weltweit bekanntesten zeitgenössischen Schweizer Künstler zieht es zurück zu seinen Wurzeln. Der in Brunnen aufgewachsene Rondinone sucht einen Standort für sein Projekt.

Das Musée d’Art et d’Histoire in Genf zeigt derzeit die Ausstellung «When the sun goes down and the moon comes up» von Ugo Rondinone. Im zweitgrössten Museum der Schweiz sind auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern etwa 70 Arbeiten zu sehen, im Kontrast, Dialog und Zusammenspiel mit Arbeiten etwa von Ferdinand Hodler oder Félix Vallotton. Rondinone hat die Ausstellung als Kurator selber gestaltet, die Vorarbeiten dauerten 18 Monate. Diese Ausstellung von Ugo Rondinone bestätigt einmal mehr, dass er «weltweit der A-Liga der Gegenwartskunst» angehört. Ebenfalls wird am Rande der Exposition auch erkennbar, dass Rondinone offensichtlich der Innerschweiz, der Welt seiner Herkunft, wieder nähergekommen ist. In einem Interview mit der «Schweizer Illustrierten» schildert er, wie er während der Jugendzeit in Brunnen mit dem Schlitten zur Schule gefahren sei. Er erinnert sich an das Aufwachsen in dieser Fasnachtsregion, wo er «als erste kreative Prozesse» Umzugswagen und Masken dekoriert und bemalt habe.

Immer wieder zu Besuch in Brunnen


Rondinone lebte und arbeitete während 30 Jahren in New York, hat aber immer eine Wohnung in Zürich behalten. Neu wohnt er in Paris, es habe ihn wieder zurückgezogen nach Europa. Also irgendwie zurück zu den Wurzeln. So erklärt er, dass er trotz seiner Weltkarriere «im Herzen immer noch Schweizer geblieben sei». Auch besuche er so oft wie möglich seine betagten Eltern, die im Alterszentrum Heideweg in Brunnen wohnen. Und schliesslich sei er daran, seine Werke teils an Institutionen zu verschenken. Rondinone hat aber noch weitere Pläne. Im gleichen Interview kündigt er an: «Ich suche in der Innerschweiz ein Stück Land, um ein kleines Museum zu errichten.» Für seine eigenen Werke, aber auch für seine Sammlung zeitgenössischer Kunst. Das müsste eigentlich die regionale Kulturszene alarmieren. Konfrontiert mit dieser Aussage, zeigten sich Regierungsrat Michael Stähli und Franz-Xaver Risi – Stähli als Präsident und Risi als Geschäftsführer der kantonalen Kulturkommission – sehr überrascht. Bisher sei Rondinone für den Kanton «auf einem anderen Planeten» und damit so gut wie unerreichbar gewesen, erklärte Stähli. Rondinone sei eindeutig ein Weltstar der Kulturszene geworden, ein Topstar. Wenn er nun solche Pläne für ein Museum anspreche, so würde man ein solches Projekt im Rahmen des Möglichen sofort unterstützen, denn man sei natürlich auch stolz, dass Rondinone seine Wurzeln im Kanton Schwyz habe.

Rondinone ist dem Kanton «enteilt»


Der Kanton Schwyz selber besitze in seiner Kunstsammlung eine kleine Plastik, ein «Mini-Werk» von Rondinone, erklärte Franz-Xaver Risi. Heute seien das Schaffen von Rondinone für den Kanton Schwyz und seine Kunstankäufe «einfach einige Nummern zu gross». Rondinone sei eindeutig der bedeutendste Schweizer Künstler der Gegenwart, der aber auch noch Kontakte zu Schwyzer Kunstschaffenden halte. Sonst aber sei Ugo Rondinone irgendwie «dem Kanton Schwyz enteilt», man habe seine steile Karriere zu spät bemerkt und verpasst. In Brunnen, wo Rondinone aufgewachsen ist und immer noch familiäre Kontakte hält, herrscht ebenfalls Überraschung. Gemeindepräsidentin Irène May erklärte, dass es zwar kürzlich einen indirekten Kontakt gegeben habe, aber bisher ohne Ergebnis. Sollte nun ein Projekt zustande kommen, «würde die Gemeinde diese Chance sicher erkennen und Unterstützung leisten». Ein Rondinone-Museum mit Standort Brunnen wäre sicher ein Magnet, das internationale Ausstrahlung haben könnte, bestätigt May. Das Problem: Die Gemeinde besitzt keinen Boden.

Genossame hätte Land anzubieten


Anders sieht es bei der Genossame Ingenbohl aus, wenn es um die Standortfrage geht. Geschäftsführer Franz Bissig kommt sofort auf das Entwicklungsgebiet Brunnen Nord zu sprechen. Die Genossame besitzt dort eine 8700 Quadratmeter grosse Parzelle mit einem rechtskräftigen Gestaltungsplan. Dieser schreibt vor, dass die eine Hälfte für Wohnbauten, die andere Hälfte gewerblich genutzt werden müsse. Bissig dazu: «Ein Museum wäre ja eine gewerbliche Nutzung, das würde passen.» Eine solche Idee zu prüfen, dazu wäre der Genossenrat durchaus bereit. Allerdings müsste man dazu die Eckwerte kennen, angefangen bei der beanspruchten Fläche, den Dimensionen, dem Terminplan und den ökonomischen Bedingungen, sagte Bissig. «Ganz sicher wäre dieser Standort nicht schlecht», betonte Bissig, «nahe am ÖV und in einem neuen, modernen Quartier.»


Zur Person


Der 58-jährige Ugo Rondinone ist als Sohn einer Einwandererfamilie in Brunnen aufgewachsen. Von 1986 bis 1990 hat er an der Universität für angewandte Kunst in Wien studiert. Anschliessend lebte und arbeitete er als Konzept-, Medien- und Installationskünstler zuerst in Zürich, ab 1998 in New York. Sein Markenzeichen sind grossformatige Arbeiten in Stein, Glas, Holz, abstrakte Malerei, Fotografie und Comics. Rondinone stellte weltweit in renommierten Museen aus, darunter in der Kunsthalle Wien, im MoMA und vor dem Rockefeller Center in New York oder im Centre Pompidou in Paris. In den letzten 40 Jahren waren es weltweit mehr als 200 bedeutende Ausstellungen auf allen Kontinenten. Grosses Aufsehen erregten seine riesigen Skulpturen in der Wüste von Nevada. 2007 und 2022 vertrat er die Schweiz an der Biennale in Venedig. Heute lebt Rondinone in Paris.

Bote der Urschweiz / Josias Clavadetscher

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

17.04.2023

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